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Bester Zwei-Komponenten-Treibstoff: Matetee plus Wodka.
von Johannes Gernert
Wenn sich einige wirklich gute alte Freunde angekündigt haben. Wenn es eine nennenswerte Anzahl gemeinsamer Songs gibt, zu denen ihr schon einmal zusammen auf einem Clubboden herumgesprungen seid. Wenn der DJ bereit sein könnte, gegen halb drei in der Früh auf euer „Mach ma Dings von Jay Z“-Gegröle nicht immer nur mit „Hab ich nicht“ oder „Hab ich doch schon gespielt“ zu antworten. Dann sind das alles klare Anzeichen dafür, dass das eine Nacht werden könnte, die einen Zwei-Komponenten-Treibstoff verdient: Wodka-Mate.
Was die Koka kauenden Matebauern, die aus den Blättern der südamerikanischen Stechpalme den belebenden Tee gewinnen, und die schweigsamen, russischen Weizenbauern, die das Korn für den Wodka bereiten, zu einen scheint, ist dieses Stoische, Erdverwachsene. Ähnliches gilt für die fränkischen Brauer der Club-Mate und die Moskauer Brenner des milchgereinigten (was auch immer das heißt) Parliament Vodka, der sich ganz besonders gut für die Mischung eignet.
Vielleicht braucht man genau diese gefühlte vierfache Ruhe, um solch einen anregenden Drink zu schaffen, der der herben Mate-Brause, kaum merklich, ein wenig Wodka-Schärfe verleiht. Der Zustand bald: knallwach und gar nicht so unbesoffen. Der Wodka-Mate wird in der Regel in der Mateflasche serviert, was an der Bar zumindest die Illusion schafft, man könne die Dosierung irgendwie beeinflussen. Denn erst reicht die Barkeeperin die Flasche, man nimmt einen Schluck, dann wird der Wodka nachgegossen. Je mehr Alkoholbedarf man also am Anfang oder je weniger man am Ende der Nacht haben mag oder andersrum, desto mehr oder weniger trinkt man ab. Sollte man in den frühen Morgenstunden nur noch vorsichtig an der Mate nippen, wird sich kaum eine Barkeeperin beschweren.
Das Direkteinspritzverfahren verleiht dem Wodka-Mate etwas Bodenständiges, Biernahes. Man trägt Flasche. Anders als beim Cocktailglas drohen nicht irgendwann die Gurken aus dem Moscow Mule auf die Tanzfläche zu hüpfen. Man kippt sich auch keine Eiswürfel aufs T-Shirt oder rammt sich einen Strohhalm ins Gesicht. Im Zweifel hat man noch einen Deckel und kann die Sache zwischendurch, wenn der DJ die Gegenwehr erst einmal aufgegeben hat, praktisch verschrauben.
Trotzdem ist der Wodka-Mate nicht etwa ein Ingenieursdrink. Dafür lässt er einen viel zu gut tanzen.