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XVI. Ansicht der Vulkane von Mexico oder Puebla

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Diese und die folgende Platte waren ursprünglich für den Physischen Atlas bestimmt, der zur ›Relation Historique‹ meiner Reise gehört und in welchem man mehrere Skizzen finden wird, durch die ich die Physiognomie der kolossalen Spitzen anschaulich machen werde, welche den Rücken der Kordilleren krönen und gleichsam ihren Kamm bilden. Der Vergleich dieser Umrisse mit denjenigen, die sich in Ebels Schweizerreisen befinden, oder mit den schönen Osterwaldschen Zeichnungen muß, glaube ich, für den Geognosten interessant sein, welcher die Schweizer-Alpen in Verbindung mit der mexicanischen und peruanischen Andenkette studieren will. Obgleich gegenwärtiges Werk sich mehr mit dem Reichtum des Bodens von Mexico als mit seiner geologischen Konstitution beschäftigt, so glaubte ich doch, die beiden Ansichten XVI und XVII als ein Supplement der Talkarte No. III liefern zu müssen. Zugleich können sie einen Begriff von der Schönheit der Lage der Hauptstadt geben. Diese beiden Gipfel, den Popocatépetl und den Citlaltépetl, deren ersten man in Mexico und Cholula und den andern in Cholula und Veracruz sieht, haben mir gedient, den Meridian-Unterschied zwischen Mexico und dem Hafen von Veracruz zu bestimmen, und zwar durch eine sehr vorteilhafte, aber bis jetzt wenig befolgte Methode, diejenige der senkrechten Basen, der Azimute und Höhenwinkel55.

Die Stadt Mexico ist von den beiden Nevado de La Puebla um die Hälfte weniger entfernt als Bern und Mailand von der Zentralkette der Alpen. Diese große Nähe trägt vieles dazu bei, daß die mexicanischen Vulkane einen so großen und majestätischen Anblick ergeben. Die Umrisse ihrer mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel sind desto bestimmter, als die Luft, durch welche man sie sieht, dünner und durchsichtiger ist. Der Schnee wirft einen außerordentlichen Glanz von sich; besonders da der Himmel im Hintergrund immer ein dunkleres Blau hat als der unsrige in den Ebenen der gemäßigten Zonen. In der Stadt Mexico befindet sich der Beobachter in einer Luftschicht, deren Barometerdruck 21 Zoll 7 Linien beträgt. Man begreift leicht, daß die Schwächung des Lichts in einer so dünnen Atmosphäre sehr gering ist und daß die Spitze des Chimborazo oder Popocatépetl von der Höhe von Riobamba oder Mexico gesehen, bestimmtere Umrisse haben muß, als sie wäre, wenn man sie in derselben Distanz von der Luft des Ozeans aus erblickte.

Der Iztaccíhuatl und Popocatépetl, welcher letztere dieselbe konische Gestalt hat wie der Cotopaxi und Pic von Orizaba, werden im Land ohne Unterschied die Vulkane von Mexico oder Puebla genannt, weil man sie aus diesen beiden Städten fast gleich gut sieht. Es ist höchst wahrscheinlich, daß der Iztaccíhuatl, den der Kardinal Lorenzana Zihualtopec nennt, ein ausgebrannter Vulkan ist; doch reicht keine indianische Tradition bis zur Epoche, wo dieser Berg, der in seiner Gestalt viel Ähnlichkeit mit dem Pichincha hat, Feuer spie. Dasselbe gilt vom Nevado de Toluca. Seit den ersten Zeiten der Eroberung pflegten die Spanier jeden isolierten Berg, der bis zur Höhe des ewigen Schnees reicht, einen Vulkan zu nennen. Die Worte Nevado und Vulkan werden oft verwechselt; in Quito habe ich mehr als einmal von Schnee- und Feuer-Vulkanen reden hören. Der Cotopaxi z.B. gilt als ein Feuer-Vulkan, weil man seine periodischen Eruptionen kennt; der Corazón und Chimborazo hingegen sind Schneevulkane, weil sie nach der Meinung der Eingeborenen kein unterirdisches Feuer enthalten. In dem Königreich Guatemala56 und auf den Philippinischen Inseln nennt man Wasser-Vulkane (volcanes de agua) diejenigen, welche die umliegenden Gegenden überschwemmen. Man ersieht aus diesen Beispielen, daß das Wort Vulkan auf den spanischen Karten oft in einem anderen Sinn genommen wird als im übrigen Europa.

Don Luis Martin hat die Vulkane von Puebla so gezeichnet, wie man sie an heiteren Tagen von der Bergschule (Seminario Real de Mineria) sieht. Ein berühmter Künstler und mein besonderer Freund, Herr Gmelin in Rom, hat die Zeichnung Herrn Martins und meine Skizze vom Pico de Orizaba retuschiert. An den Umrissen hat er nichts geändert, aber in der Behandlung des Halblichts wird man den großen Künstler nicht verkennen.

Die Vulkane von Puebla sind im Juni gezeichnet worden, also in einer Jahreszeit, wo die untere Grenze des ewigen Schnees bis zur Hälfte des Pico von Teneriffa oder bis zu 1900 Toisen absoluter Höhe herabsinkt. Während meines Aufenthalts in Mexico sah ich eine so große Menge Schnee in den Gebirgen fallen, daß beide Vulkane durch einen einzigen Streifen Schnee fast verbunden waren. Das Maximum der Höhe der Schneegrenze, wie ich es im November fand, ist ungefähr 2300 Toisen.

Die Sierra Nevada oder der Itzaccíhuatl ist nur um eine Kleinigkeit höher als der Mont Blanc; der Popocatépetel ist um 322 Toisen höher, die Ebene zwischen der Stadt Mexico und dem Fluß der Vulkane ist schon höher als die Spitze des Mont d’Or und als die berühmten Straßen über den kleinen Bernhard, den Mont Cenis, den Simplon und als die Pässe von Gavarnie und Cavarere.

Zwischen den beiden Vulkanen von Puebla marschierte Cortés bei seiner ersten Expedition gegen die Stadt Mexico mit einer Armee und 6000 Tlaxcalteken. Während dieses beschwerlichen Zuges versuchte der kühne Diego Ordaz, um den Eingeborenen seinen Mut zu zeigen, die Spitze des Popocatépetl zu ersteigen. Sein Unternehmen mißlang; doch erlaubte ihm Kaiser Karl V. einen feuerspeienden Berg in seinem Wappen zu führen57. Ich untersuche hier nicht eine Frage, über welche die Einwohner von Mexico oft stritten, ob Francisco Montaño nach der Eroberung der Hauptstadt 1522 den zur Verfertigung des Pulvers nötigen Schwefel aus dem Krater des Popocatépetl oder aus einer Seitenöffnung gewann.

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