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Kapitel 12

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„Zieh´ dich jetzt aus, wir wollen endlich zur Hauptsache kommen“, rief Suzy aus.

Clara wusste nicht, was sie tun sollte. Weglaufen konnte sie nicht und Mike war viel stärker als sie und außerdem bewaffnet. Sie sah Suzy flehentlich an. „Muss das jetzt sein?“ „Ja, das muss jetzt sein, wir wollen wissen wie du aussiehst und was wir von deinen Klamotten noch brauchen können. Als Sexy Girl kriegst du ganz andere Klamotten.“

„Aber hier, vor Mike …“

„Na gut, gehen wir in mein Zimmer, Mike muss hier Wache halten und darf nicht weg. Aber du wirst dich daran gewöhnen müssen, wenn du hier überleben willst.“

Sie gingen durch einen düsteren Korridor, von dem eine Menge schäbiger Türen abzweigten. Dann kam ein enges Treppenhaus. Suzy schubste Clara hinauf. Zwei Etagen darüber ging es noch um ein paar Ecken, dann waren sie da. Suzy schloss eine Stahltür mit einem großen Vorhängeschloss auf und bugsierte Clara in ihr Zimmer.

„Das war einmal ein Bürohaus. Aber das ist schon lange her. Unsere Mädels haben das Nötigste hergerichtet, und wenn alles klappt, dann gibt es sogar manchmal Strom hier herinnen.“

Das Zimmer war sogar ganz gemütlich eingerichtet. In der Mitte stand ein altes, breites Bett und etliche Vorhänge schmückten die Wände. Durch das einzige Fenster hätte man auf die Straße sehen können, wenn man die schweren Holzläden geöffnet hätte. Glas gab es hier schon längst nicht mehr.

„Die Holzläden sind recht praktisch“, meinte Suzy. „Die halten im Sommer die Hitze draußen und im Winter isolieren sie ganz gut. Sie halten sogar Kaliber 22 ab. Das haben wir schon festgestellt, als einmal einige der Devils unser Haus belagert haben. Leider machen sie das Zimmer ein bisschen finster“, bemerkte sie ein wenig traurig.

„Und wo soll ich da schlafen?“, fragte Clara ein wenig ratlos, da sie nur ein Bett bemerkt hatte.

„Eigenes Zimmer haben wir im Moment keines für dich. Du wirst hier bei mir schlafen. Keine Angst, ich beiße nicht. Aber bei der Arbeit bist du unten im ersten Stock, da wirst du nicht viel zum Schlafen kommen. Wir haben derzeit regen Betrieb. Das ist jeden Sommer das selbe. Jetzt kriechen die geilen Böcke aus ihren Löchern. Aber jetzt zieh dich endlich aus, wir brauchen Klamotten für dich.“

Suzy hatte die Tür geschlossen und von innen versperrt. Clara überlegte, ob sie Suzy angreifen sollte, doch dann fiel ihr ein, wie Suzy im Kampf geübt war. Auch wenn sie kleiner war als sie, hätte sie gegen sie keine Chance. Und selbst wenn, wohin sollte sie flüchten. So begann sie langsam, den Rest ihrer zerrissenen Bluse aufzuknöpfen und abzustreifen.

„Na runter mit dem BH, der ist viel zu brav für ein Sexy Girl“, rief ihr Suzy zu.

„Könnte es sein, dass du auf kleine Mädchen stehst?“, konnte es sich Clara nicht verkneifen zu sagen. Als sie es gesagt hatte, erschrak sie selbst über ihren Mut.

Suzy lachte. „Und wenn schon, hier steht jeder auf jeden, das Leben ist kurz genug. Wenn wir schon ein Bett teilen müssen, dann will ich sehen, wie du aussiehst.“

Sie trat an Clara heran und hakte ihren BH auf. Clara wehrte sich nicht. Es war gar nicht so unangenehm, wie sie gedacht hatte. Die verdreckte Jeans zog sie selbst aus. Schließlich stand sie nur mehr im Slip vor Suzy. Diese sah sie bewundernd an und meinte: „Du kommst nicht vom Land, das glaube ich dir nicht, du siehst viel zu gepflegt aus.“

Clara erschrak, ihre Tarnung könnte auffliegen. Die Worte von Suzy fielen ihr ein, sie als Geisel zu nehmen. Suzy bemerkte das Mienenspiel und erklärte, nachdem sie die Klamotten und die Tasche von Clara durchsucht hatte, „Du hast keinen Ausweis bei dir, die lassen dich sicher nicht in die City of London hinein. Ich weiß zwar nicht, wie du hierhergekommen bist, aber zurück kannst du nicht mehr.“

Clara atmete auf. „Die hat keine Ahnung von den Chip Implantaten“, dachte sie im Stillen bei sich, „hoffentlich die anderen auch nicht.“

Sie log Suzy etwas vor, denn im Geschichten erfinden war sie immer schon gut gewesen.

„Ich komme aus Plymouth, das ist jetzt nicht gelogen. Aber dort aus der Zone A.“ Sie wusste, dass es dort eine A Zone gab. „Mein Vater dort ist Chef der Hafenaufsicht. Aber das Leben dort ist sterbenslangweilig, weil die Zone A dort so klein winzig ist. Der Hafen ist faktisch außer Betrieb. Es kommen kaum noch Schiffe an. Ein Freund hat mich überredet, mit ihm nach Europa zu flüchten. Am Kontinent ist viel mehr los und in Paris soll man viel besser leben können.“

„Und wie glaubst du, kommst du in die EU rein?“ Jetzt war es an Suzy, verdattert drein zu sehen. Soviel Mut hätte sie der Kleinen nie zugetraut.

„Die Hafenleute sind gut im Fälschen von Visa. Mit unseren echten A-Ausweisen und passenden Visa ist das kein Problem. Mit einem kleinen Fischerboot fällt das nicht sehr auf, wenn du irgendwo in der Normandie an Land gehst und die richtigen Leute dich abholen.“

Clara hoffte inständig, dass Suzy die Story mit den echten A-Ausweise nicht durchschaute, denn es gab keine A-Ausweise, statt dessen hatten alle die implantierten Chips.

Aber langsam wurde Suzy neugierig. Ihre neue Freundin konnte ihr vielleicht helfen, die eigene Lage zu verbessern und auch von hier wegzukommen.

„Und wieso bist du dann in London gelandet?“, bohrte Suzy nach.

Clara errötete und meinte verlegen, während sie fieberhaft versuchte, die Story glaubwürdig klingen zu lassen, „das verdanke ich Tom, meinem Freund, der hat gemeint, über London ging es einfacher, da fallen wir nicht so auf.“

Und dann brach sie plötzlich kunstecht in Tränen aus und schluchzte: „und jetzt ist Tom tot, wir kamen wir in eine Schießerei und er wurde getroffen und ich musste flüchten. Er hatte die Ausweise und die sind jetzt weg und ich bin ganz alleine und dann hast du mich gefunden.“

Suzy sah sie an und meinte trocken: „Und das soll ich dir alles glauben, aber egal, jetzt bist du hier und mir gefällst du, auch wenn du nicht genau weißt, wie du hergekommen bist, oder es mir noch nicht sagen willst.“

Sie nahm Clara in die Arme und Clara ließ es geschehen. Sie hatte ganz vergessen, dass sie nur einen Slip anhatte.

„Ich besorge dir jetzt was zum Anziehen, denn meine Sachen dürften dir zu klein sein“, wurde Suzy wieder sachlich.

„Los gib deine Arme her, ich will nicht, das du in meinen Sachen herumschnüffelst, während ich weg bin.“

„He was wird das?“.

„Keine Angst, tut nicht weh, ist nur zu meiner Sicherheit, dass du keine Dummheiten machst, solange ich weg bin.

Suzy hatte ein Paar Handschellen unter dem Kopfkissen hervorgezogen und Clara ließ sie sich zwar widerstrebend, aber doch anlegen, nachdem ihr Suzy die Arme auf den Rücken gebogen hatte. Clara spürte das kalte Metall an ihren Handgelenken und erschauerte.

Suzy sah sie an und meinte, du siehst wirklich gut aus, aber das hat Zeit bis später.“

Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und schloss von außen die Tür ab, während Clara sich auf das Bett warf und hemmungslos losheulte.


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