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Kapitel 15

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Die Maschine war bereits im Sinkflug. Durch die Luken konnte man das nächtliche London sehen. Düster breitete sich das Häusermeer unter ihnen aus. Kaum ein Licht war zu sehen. Der schwache Lichtschein in der Ferne, das musste die City of London sein, der klägliche Rest, der vom einstigen Empire noch übrig war.

Swallows sprach noch immer, „und wegen diesen Europäern mit ihrem Resteuropa, wo im Übrigen die Kommission die Macht übernommen zu haben scheint, nichts Genaueres weiß man nicht, ist London und ganz Europa für uns so gefährlich, dass wir nur einen ganz kurzen Tankstopp einlegen werden, denn seit sich UK von Europa und Europa von den USA losgesagt haben, ist es mit allen nur mehr bergab gegangen, und hier herrschen außerhalb der A und B Sicherheitszonen Zustände, wie im Bürgerkrieg.“

„Wir aber fliegen nach Moskau und werden dort mit einem der Mächtigen verhandeln. Wen sie uns schicken, das ist noch unklar. Die Russen wollen uns nämlich plötzlich in Südamerika Probleme machen, obwohl Südamerika eindeutig unsere Einflusszone ist.“

„Und wenn die Verhandlungen stocken sollten, werden wir den russischen Chefdelegierten freundlich einladen, unser Gast zu sein, und uns nach USA zu begleiten, wo wir uns sicher bald einigen werden. Und Ihr Job ist, mit ihren Leuten dafür zu sorgen, dass es so aussieht, wie wenn er spontan und freiwillig mitkäme. Und mit einer Geisel läßt sich gleich viel besser verhandeln, wenn wir dann wieder in USA sind“ meinte Tom Swallows.

Den kurzen Einwand von Swietowsky, dass er dafür die Ausrüstung nicht an Bord habe, da er ja erst jetzt von der geplanten Entführung erfahren habe, wischte Swallows vom Tisch, indem er erklärte, ein persönliches Treffen auf höchster Ebene sei das Einfachste für eine solche Aktion, da die Russen, wenn Sie mit ihren Leuten geschickt vorgehen, wirklich glauben, der Minister sei freiwillig mitgekommen.“

„Wenn Sie es nicht schaffen und die russische Sicherheit uns verfolgt, dann sind wir wahrscheinlich alle tot.“

„Zumindest Swietowsky und sein Team“, dachte Swallowss bei sich, denn ihn, Tom Swallows, würden seine Beziehungen retten, Swietowsky würde er im Falle eines Fehlschlags opfern müssen, ihn würde es nur einige Millionen kosten, dann wäre er wieder frei.“

Swietowskys Gedanken rasten, er hatte keine Ahnung wie er es anstellen könnte, die Gegenseite hatte doch sicher Leibwächter, die aufpassen würden, außer es gab etwas so Interessantes, das es nur an Bord dieser Maschine zu sehen gäbe, und das dem Minister einen solchen Vorteil vor den anderen Oligarchen böte, so dass der Minister freiwillig an Bord käme. Dann hätte er eine reale Chance.

Trotz des Stresses musste er Swietowsky fragen, wieso London so verkommen aussah. Das war doch eine blühende Stadt, hatte er gelernt, und nun war dort unten alles finster und tot.

„Wären sie damals den USA beigetreten, diese Dummköpfe“, schimpfte Swallows los, „dann gäbe es da unten noch Leben und Wohlstand. Aber nein, sie wollten weder mit uns, noch mit den Europäern. Das haben sie jetzt davon, ganz Südengland ein einziges Slumgebiet. In den Straßen Londons nur mehr Ruinen und Autowracks. Keiner mehr da, der diesen Dreck wegräumt. Die Moslemkriege haben ihnen den Rest gegeben. In der A Zone hält sich nur mehr eine versnobte Minderheit, schwer bewacht hinter hohen Mauern. Die C Zonen sind fast ganz zu E Zonen mutiert. Einige Bürgermilizen halten am Land draußen die Terrorgangs noch in Schach, aber der Staat existiert nur mehr auf wenigen tausend Quadratkilometern. Der Rest ist Anarchie. Aber sie sind selbst schuld.“

So schlimm hatte es sich Swietowsky nicht vorgestellt. Unter ihnen gab es nur Ruinenlandschaften und Dunkelheit. Er wusste aber, dass es in Amerika Vorstädte gab, die nicht viel besser aussahen, seit sie von der Regierung aufgegeben worden waren, als sie unregierbar geworden waren.

„Heathrow heißt der Flughafen“, glaubte er zu wissen. „Wo denken Sie hin, Heathrow ist seit Jahren aufgegeben. Dort kann niemand mehr landen“, korrigierte ihn Goldmann. „Der einzige funktionsfähige Flughafen von London liegt in den alten Docklands, ganz im Osten der Stadt. Dort können nur so kleine Maschinen, wie wir eine haben, landen. Und das sagt über den Zustand der Stadt ja schon alles aus. Und der Dockland Flughafen funktioniert auch nur, weil er auf einer künstlichen Insel liegt. Links und rechts sind alte Hafenbecken, die einen gewissen Schutz bieten. Denn der Flughafen liegt mitten im E Gebiet, dort wo es am schlimmsten ist.“

„Da können wir uns ja auf einiges gefasst machen“, bemerkte Swietowsky, der nun plötzlich wieder an seinen Job dachte.

„Alles halb so wild, es weiß ja niemand, dass wir kommen“, beruhigte ihn Goldmann. „Die Briten sind zwar verarmt und verkommen, aber sonderlich gefährlich sind sie nicht.

Die Maschine setzte zur Landung an. Nur wenige Lichter waren am Pistenrand eingeschaltet. Swietowsky saß an seiner Konsole und registrierte die Radarmeldungen, die seine Systeme ermittelt hatten.

Jede Menge Lenkwaffen und Luftabwehr war zu orten, aber das war in den USA genauso. Anscheinend gab es doch manchmal Angriffe aus der Luft. Alles im grünen Bereich, fand er, als die Maschine schließlich gelandet und ausgerollt war.

Die Kabinentür klappte auf und die Gangway wurde ausgefahren. Die drei Security Leute stiegen zuerst aus. Dann der Sekretär, die Dolmetscherin und Tom Swallows. Den Schluss bildeten Swietowsky und der Chauffeur. Es war nur ein kurzer Aufenthalt geplant. Gerade solange, bis die Maschine aufgetankt war und die Piloten die routinemäßigen Checks erledigt hatten. Eine Limousine war vorgefahren, die die Gruppe inzwischen ins Flughafengebäude bringen sollte, das nur wenige hundert Meter entfernt war. Sie gingen gerade die zwanzig Meter bis zur Limousine, als Swietowsky hinter sich ein Geräusch hörte.

Das Pfeifen war nur für drei Sekunden zu hören gewesen. Trotzdem hatte Swietowsky in der zweiten Sekunde reagiert und war auf Tom Swallows gehechtet, um ihn zu Boden zu reißen. In der dritten Sekunde hatte sich ihr Flugzeug in einen Feuerball verwandelt, dessen glühend heißen Gase über sie hinweg fauchten. Die Rakete war gut gezielt gewesen, zu ihrem Glück aber um eine Minute zu spät abgefeuert worden. Die Gegner konnten keinen Sichtkontakt gehabt haben, realisierte Swietowsky in den Sekunden, in denen sie am Boden lagen.

Die Limousine, die sie ins Flughafengebäude bringen sollte, setzte sich ohne sie in Bewegung, als der Fahrer durchstartete. Swietowsky erledigte ihn mit einem gezielten Schuss aus seiner Automatik durch das geschlossene Wagenfenster. „Nicht mal gepanzert, diese britischen Schrottkübel“, knurrte er zwischen den Zähnen hervor.

Der Wagen schlingerte und kam zum stehen. Swietowsky sprang auf und half Swallows auf die Beine, der unbeholfen und zitternd neben ihm am Boden gelegen hatte. Seine Leute sicherten mit den Maschinenpistolen die Gegend. Das brennende Flugzeugwrack hinter ihnen beleuchtete unheimlich die trostlose Asphaltfläche. Sie sollten sehen, dass sie von hier wegkämen, bevor der Gegner merkte, dass sie noch am Leben waren.

Die Securityleute zerrten den toten Fahrer aus dem Wagen und der Fahrer von Swallows nahm dessen Platz ein. Dann drängten sie sich alle in den Wagen und der Fahrer gab Vollgas. Swietowsky spürte das Knie von Anna Radakovic an seinem Knie, da im Fond der Limousine nicht genügend Platz für alle war und sie dicht gedrängt sitzen mussten. Anna Radakovic sah verstört aus, obwohl sie nicht einmal eine Schramme abbekommen hatte. Anscheinend war ihr der Angriff in die Nieren gefahren. Sie hatte so etwas sicherlich noch nie erlebt, dachte Swietowsky.

„Na, das war diesmal knapp, solche Sauhunde“, lachte Swallows bereits wieder. „Wir werden umdisponieren müssen und einen anderen Flieger chartern.“

„Und danke für den Rempler, Swietowsky, sie reagieren verflucht schnell.“

„Der Schuss was auch nicht von schlechten Eltern“, hörte Swietowsky Goldmann sagen.

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