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Kapitel 3

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Professor Dr. Stefan Reisinger betrachtet versonnen den Rhein. Von seinem Arbeitsplatz im dreiundvierzigsten Stock des Institutsgebäudes der Universität Rheinland, direkt am Flussufer in Köln, kann er das silberne Band des Rheins in der Abendsonne viele Kilometer nach Nordwesten mit seinem Blick verfolgen.

Er denkt nach. Dazu betrachtet er oft den Flusslauf, der schon seit Jahrtausenden hier in seinem Bett strömt und dabei schon so vieles erlebt hat. Vor mehr als Tausend Jahren hatten hier in Worms und Speyer die Deutschen Kaiser residiert. Später im neunzehnten Jahrhundert hatten sich deutsche Chemiekonzerne hier angesiedelt und waren groß und mächtig geworden. Das Dritte Reich war entstanden und wieder vergangen. Die Einigung Europas war gekommen. Jetzt war Europa groß, stark und wohlhabend. All das hatte der Fluss gesehen und es hatte ihn nicht bekümmert.

Reisinger war heute Sonntag ins Büro gefahren, weil er am Morgen eine Eingebung gehabt hatte. Er hatte keine Familie und keine Frau wartete auf ihn. Er war Historiker am Institut für Zeitgeschichte und lebte nur für seinen Job. Er war noch keine Fünfzig Jahre alt, doch in der Regel hielten ihn die Kollegen und auch die Frauen für weit jünger denn sein Aussehen gleicht dem eines fünfunddreißigjährigen sportlichen Managers, und nicht dem eines verschrobenen Tüftlers, der er eigentlich ist.

Nun war bereits der Abend des 5. Juni 2117 hereingebrochen und Reisinger war nicht einen Millimeter bei seiner Arbeit weitergekommen. Sein Gehirn schien wie vernagelt zu sein, er kann aber keine Lösung für sein Problem finden. Sein Problem liegt tief im vergangenen zwanzigsten Jahrhundert verborgen und lässt ihn nicht ruhen.

Ein leises Piepen schreckt ihn auf. Es hatte schon eine ganze Weile gepiepst, bis er es bemerkt hatte. Die Security Karte, die ihn als Mitarbeiter der Universität ausweist, hatte Alarm geschlagen, da die Verbindung zu seinem Security Chip, den er im linken Unterarm implantiert trug, abgerissen war. So ein Mist, eine technische Fehlfunktion und eine ärgerliche Unterbrechung seiner Arbeit, denn um die Sache beheben zu lassen, wird er morgen früh die UNI Klinik aufsuchen müssen. Ohne funktionierende Karte und Chip kommt man im Jahr 2117 nicht weit. Die nächste Security Controll Station würde Alarm auslösen und man würde ihn mühsam neu identifizieren müssen. Das kostet viel Zeit. So etwas war ihm noch nie passiert. Kein Chip gibt im Jahr 2117 vorzeitig seinen Geist auf. So etwas hat es im zwanzigsten Jahrhundert gegeben, aber nicht heutzutage.

„Hoffentlich hält die Karte noch lange genug“. Dachte er, sonst würde er die Nacht auf der Uni verbringen müssen, da die Security Systeme ihn ohne Karte nicht erkennen würden und der Ausgang für ihn verschlossen bliebe.

Seine Idee von heute Morgen kommt ihm wieder in den Sinn. Er hatte doch tatsächlich das Gefühl gehabt, dass er aus Zufall einer ganz heißen Sache auf der Spur war, deren Ursprung weit in der Vergangenheit irgendwo im zwanzigsten Jahrhundert zu suchen war. Der Name Professor Fowey war ihm in den Sinn gekommen, aber er hatte in keiner Datenbank etwas über ihn finden können. Diesen Namen gab es nicht und er konnte sich nicht erinnern, wo er den Namen aufgeschnappt hatte. Er musste den Namen in einem alten Papier gelesen haben. Irgendetwas aus Papier musste es gewesen sein. Das hieß, die Information musste sehr alt sein und aus einer Zeit stammen, als es noch üblich war, Daten auf Papier auszudrucken. Damals musste es noch Drucker gegeben haben.

„Der ganze Tag sinnlos vertan, nichts gefunden und ein kaputter Chip. Eine magere Ausbeute“, dachte der Professor. Verdrossen verriegelt er sein Büro. Dafür war die Karte wenigstens noch zu gebrauchen. Da er beim Verlassen der Uni nur die Karte, aber keine persönliche Identifikation brauchte, könnte er sich in Ruhe zu Hause ausschlafen. Vorher würde er eine Flasche Rheinwein öffnen und an die Vergangenheit denken.

Der Sicherheitsdienst beim Gebäudeeingang grüßte freundlich wie immer, als er in seinem komfortablen Elektro BMW aus der Tiefgarage rollte.

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