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2 Beim Namen genannt – Arten von Untoten

Wenn wir an einen „Vampir“ denken, dann haben wir in der Gegenwart ein klares Bild vor Augen: Er ist gutaussehend und hat lange, spitze Eckzähne. Ähnlich ist es mit dem „Zombie“: Er ist ein schmutziges, stinkendes Wesen mit ungelenken Bewegungen. In der Realität aber gibt es niemals so klare Kategorien. Die Untoten sind so verschieden wie die Lebenden. In welcher Form ein Untoter erscheint, hängt vor allem von lokalen Vorstellungen ab – von den Erfahrungen der Menschen mit den Leichen ihrer eigenen Angehörigen, von den alten Dorflegenden, die an langen Winterabenden immer wieder neu erzählt werden, oder auch von den neuen Geschichten eines Fremden, die er jüngst auf der Durchreise im Wirtshaus zum Besten gab.

Das Repertoire an Überlieferungen zu Untoten ist gigantisch und lässt sich in den meisten Regionen der Erde feststellen. Allein im deutschsprachigen Raum existieren in den über 100 Sagensammlungen Tausende Erzählungen, deren zentrale Handlungsperson ein lebender Toter ist. Ähnlich ergiebig waren die im Deutschen Reich für den Atlas der deutschen Volkskunde zwischen 1930 und 1935 durchgeführten Befragungen. Die etwa 20.000 Gewährsleute konnten bei ihren Befragungen eine Fülle von Belegen für Wiedergänger, Nachzehrer oder Bannriten erfassen, die einen tiefen Einblick in die noch vor etwa 80 Jahren weit verbreitete Untotenfurcht erlauben.

Neben den Kategorien von Untoten tauchen einzelne Elemente auf, die in immer wieder wechselnden Kombinationen vorkommen. Allen Untoten gemeinsam ist, dass sie zu einem noch nicht allzu lange zurückliegenden Zeitpunkt gestorben sind und nach ihrem Tod keine Ruhe finden. In der Regel ist der Zeitraum des Spuks begrenzt, einen Untoten kannte man stets noch zu Lebzeiten. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Zwar richten die meisten Untoten Schaden an, es gibt jedoch auch solche, die lediglich die Nähe der zurückgebliebenen Angehörigen suchen oder ihnen sogar helfend zur Hand gehen. Zwar sind die meisten Untoten hässlich und bereits von der Verwesung gekennzeichnet, aber auch Schönheit, Zartheit und Frische sind Attribute, die in Geschichten von Untoten immer wieder Erwähnung finden. Häufig werden ihnen menschliche Emotionen und Bedürfnisse wie Hunger, Liebe und Sexualität zugeschrieben, sie behalten ihre individuellen Eigenschaften sowie ihren familiären und rechtlichen Status. Die in den historischen und volkskundlichen Quellen am häufigsten überlieferten Arten der Untoten wollen wir im Folgenden betrachten: den Wiedergänger, den Aufhocker, den Nachzehrer, den Vampir und die berittenen Untoten.

In diesem Buch beschränken wir uns damit auf jene Untoten, die weiterhin ihre Körperlichkeit besitzen. Natürlich gibt es auch reine Geistererscheinungen wie etwa die umherirrenden Seelen Verstorbener, weiße Frauen oder Poltergeister. Doch da diese Wesen keinen stofflichen Körper haben, können sie auch nicht Gegenstand archäologischer Untersuchungen sein. Aber auch wenn wir an dieser Stelle nicht auf sie eingehen können, dürfen wir nicht vergessen, dass in der Volkskunde die Übergänge zwischen körperlichen Untoten und nicht-stofflichen Spukgestalten oft fließend sind.

Geköpft und gepfählt

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