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Kapitel I: Überblick über das benutzte Material

Die für diese Arbeit benutzten Materialien sind in drei Sprachen geschrieben: Kurdisch, Arabisch und Englisch.

1. Kurdischsprachiges Material

Die in kurdischer Sprache verfaßten Materialien, abgesehen von einigen wenigen, die von der britischen Besatzungsmacht herausgegeben wurden, stammen alle von Kurden selbst. Es handelt sich um:

a. Presseberichte bzw. Zeitungsartikel

Die wichtigsten kurdischen Zeitungen sind jene Zeitungen, die in der Regierungszeit des kurdischen Gouverneurs bzw. Königs Scheich Mahmud (1918-1924) herausgegeben wurden.

Als die Briten den heutigen Irak besetzten, haben sie Anfang des Jahres 1918 eine Zeitung namens „Tēgayĭštĭn-ī Rāstī“ (T. R.) (= Das Verstehen der Wahrheit) in Bagdad herausgegeben.

Die erste Nummer dieser Zeitung erschien am 1.1.19181. Diese Zeitung war das Sprachrohr der Britischen Besatzungsmacht unter den Kurden. „T. R.“ versuchte, die Kurden dahingehend aufzuklären, dass Großbritannien den Kurden freundschaftlich gesinnt sei. Sie machte auch gleichzeitig Propaganda gegen die Türken bzw. Atatürk und die Kemalisten. Sie bemühte sich, Großbritannien als Unterstützer und Partner der Muslime, Deutschland hingegen als Feind der Gläubigen darzustellen2. Der Chefredakteur der Zeitung war der britische Offizier und Kurdenkenner Major Soane.

Nach dem kurdischen Autor Aḥmad soll der bekannte, auf Kurdisch und Arabisch schreibende Dichter Šukrī Fazlī (1882-1926)3 einer der Redakteure gewesen sein4. Diese Zeitung ist eine der Primärquellen für die Geschichte der Kurden zu Anfang der britischen Besatzung im Irak und in Süd-Kurdistan. Nachdem Major Soane zum britischen Berater in Sulaimani bzw. Kurdistan ernannt wurde, hat er eine wöchentliche Zeitung namens „Pēškawtĭn“ (= Fortschritt) herausgegeben, die die Politik der Besatzungsmacht in Kurdistan reflektierte. Die erste Nummer erschien am 29.04.1920, die letzte im Juli 1922, wobei insgesamt 118 Nummern erschienen.

Sobald Scheich Mahmud die Kontrolle über Sulaimani in der Hand hatte und die Briten vertrieb, erschien diese Zeitschrift nicht mehr. „Pēškawtĭn“ ist eine wertvolle Primärquelle zur kurdischen Geschichte. Sie hat auch die Entwicklung der kurdischen Schriftsprache sehr vorangebracht. Nach der Verbannung Scheich Mahmuds aus Kurdistan (Juni 1919), hat der kurdische Brigadegeneral (Mīr-Līwā) Ḥājī Mĭstafā Pāšā Yāmulkī (starb 1936) eine Zeitung namens „Bāng-ī Kurdistan“ (= Aufruf Kurdistans) herausgegeben. Yāmulkī stammte aus Sulaimani, und er war Brigadegeneral in der Osmanischen Armee. Nach dem ersten Weltkrieg war er Vorsitzender des Osmanischen Militärgerichts in Istanbul. Er kehrte danach nach Sulaimani zurück. Seine Zeitung hatte ein unabhängiges Kurdistan propagiert und sich gegen soziale Rückständigkeit in der kurdischen Gesellschaft eingesetzt.

Die erste Nummer von „Bāng-ī Kurdistan“ erschien am 2. August 1922. Insgesamt erschienen 14 Nummern. Nach der Rückkehr von Scheich Mahmud im Oktober 1922 trat Yāmulkī als Chefredakteur zurück. Die Zeitung wurde unter dem neuen Namen „Rož-ī Kurdistan“ (= Sonne oder Tag Kurdistans) - seitens des Königs von Kurdistan dem kurdischen Dichter M. Nūrī5 anvertraut6. Edmonds sagt dazu:

”The founder and editor was Hajji Mustafā Pasha, an ardent Kurdish nationalist with pro-British sympathies. He fell afoul of Sheikh Mahmud, soon after his person’s (Sheikh Mahmud’s) return, and was dismissed at the beginning of October…. etc.” 7

Die Zeitung „Rož-ī Kurdistan“ war eine politische, literarische und soziale Wochenzeitung. Ihre erste Nummer erschien am 15.11.1922. Die Zeitung war hauptsächlich in Kurdisch verfaßt und spiegelte die Politik der Regierung von Scheich Mahmud wider. In jeder Nummer gab es einen Leitartikel, einige Nachrichten und amtliche Bekanntmachungen. Die Zeitung lebte bis zum 03.03.1923 und erschien insgesamt nur 15 Mal. Nachdem die Briten Sulaimani bombardiert (s. Abbildungsverzeichnis, Abb. 9) und König Mahmud vertrieben hatten, ist die Zeitung eingestellt worden. Eine vollständige Sammlung aller ihrer Nummern ist im Jahre 1973 in Bagdad von Ğamāl Xaznadār per Offset herausgegeben und vom Informationsministerium in Irak (Abteilung: „Allgemeines Direktorat der kurdischen Kultur“) verlegt worden.

In dem oben genannten Artikel von Edmonds vermittelt der Verfasser einen kurzen Überblick über diese Zeitung und er übersetzt auch einige Passagen ins Englische8. Die Übersetzungen sprechen von guten Kenntnissen der kurdischen Sprache, doch sind die Urteile von Edmonds von seiner Parteilichkeit gegen die Regierung von Scheich Mahmud geprägt.

Edmonds war zu jener Zeit ein britischer Offizier der Besatzungsmacht. Er hat auch, wie er in seinem Artikel selbst erwähnt, Scheich Mahmud verfolgt. Der Artikel wurde im Jahre 1925 geschrieben und die tendenziöse Haltung von Edmonds gegen Mahmud war stark zu spüren.

Als Folge der britischen Luftangriffe auf Sulaimani von März bis Mai 1923 musste König Mahmud seine dortige Residenz verlassen. Er ging in die Berge und kämpfte partisanisch gegen die Briten.

Damit war auch das Erscheinen von „Rož-ī Kurdistan“ eingestellt. Die „Oberbefehlshaber der Armee Kurdistans“ gaben nun in den Bergen vom 3.3.1923 bis 12.4.1923 eine Zeitung namens „Bāng-ī Ḥaqq“ (= Aufruf der Gerechtigkeit) heraus, von der nur drei Nummern erschienen.

Diese Zeitung ist eine weitere Primärquelle für die Entwicklung der kurdisch-britischen Beziehungen zur Zeit der Besatzung. Alle diese drei Nummern existieren heute im Original in der Bibliothek der Cambridge University9. Die Wochenzeitung „ ‘Umēd-ī Īstīqlāl“ (= Hoffnung auf Unabhängigkeit) war die letzte Zeitung, die im Königreich von Scheich Mahmud herausgegeben wurde, und zwar in der Zeit, als die Armee Kurdistans Sulaimani nochmals für eine kurze Zeit besetzt hielt.

Diese Zeitung wurde in der Regierungsdruckerei gedruckt. 25 Nummern davon erschienen bis zum Jahre 1924.

Nachdem die Briten Scheich Mahmud wieder aus Sulaimani vertrieben und sein Gebiet zu einer „irakischen Provinz“ erklärt hatten, haben sie ab 18.08.1924 eine Zeitung namens „Žĭyānawa“ (= Wiederbelebung) herausgegeben. „Žĭyānawa“ beschreibt sich zunächst als „Wöchentliche Regierungszeitung“. Ab ihrer 19. Nummer (am 2.3.1925) beschreibt sich die Zeitung als „politische, literarische und soziale halbwöchige Zeitung“. Sie erschien bis zum 14.1.1926 (insgesamt 56 Nummern). Sie war Sprachrohr der Besatzungsmacht und ist damit eine interessante Primärquelle für diese Zeitspanne. Am 21.1.1926 ist die Zeitung, diesmal als Wochenzeitung, unter dem Namen „Žĭyān“ (= Das Leben) seitens des Stadtrats von Sulaimani wieder herausgegeben worden. Sie erschien auch nach Erlangung der Unabhängigkeit des Irak im Jahre 1932. Ab August 1934 war der bekannte kurdische Dichter Pīrāmērd (1867-1950) ihr Chefredakteur. Sie erschien bis zum 10.3.1938 (insgesamt 553 Nummern).

Auch in Bagdad verstärkten die kurdischen Intellektuellen ihre kulturellen Bemühungen. Der damalige Oberbefehlshaber der Armee Kurdistans unter Scheich Mahmud, Sālĭḥ Zakī Sāḥēbqĭrān, gab von 1925 bis 1926 zusammen mit Rašīd Šawqī eine wöchentliche Zeitschrift namens „Dīyār-ī Kurdistan“ (= Geschenk Kurdistans) heraus. Diese Zeitschrift war in Kurdisch, Arabisch und Türkisch. Sie brachte keine politischen Themen, sondern konzentrierte sich auf Literatur und Sozialprobleme. Nur 16 Nummern dieser Zeitschrift konnten erscheinen. Diese 16 Nummern sind trotzdem von Bedeutung für die Erforschung der damaligen kurdischen Kultur10.

Obgleich Sulaimani das Zentrum der kurdischen Kultur war, gab Ḥusain Ḥuznī Mukrĭyānī (1886-1947) in Rawāndīz eine Zeitschrift namens „Zār-ī Kurmānğī “ (= Die kurdische Sprache) heraus, und zwar im Jahre 1926.

Mukrĭyānī, der auch „Dāmāw“ genannt wird, war nicht nur Publizist, sondern auch Historiker und Graphiker11. Es war Mukrĭyānī, der im Jahre 1915 in Deutschland eine Druckerei für kurdische Publikationen kaufte und in Aleppo einrichtete12. In seiner Zeitschrift „Zār-ī Kurmānğī“ wurden viele Artikel über die Geschichte der Kurden veröffentlicht, neben patriotischen Gedichten, die zur Verstärkung des kurdischen Nationalbewusstseins beitrugen. Die Aufgabe war nicht leicht. Der englische Ingenieur Hamilton, der zu jener Zeit die als „Hamilton-Straße“ bekannte Straße in Rawāndīz gebaut hatte, sagte über Dāmāw:

“There lived in Rawāndīz also Sayed Heusni (Huzni) Effendi, the editor of the local Kurdish newspaper – written, illustrated, printed and bound with his own hand, and the only one of its kind in the world”13.

Da es keine staatliche Unterstützung für die kurdische Presse gab, mussten einzelne Personen, die eine Zeitung herausgaben, große finanzielle Opfer bringen. So konnte Mustafā Šawqī, ein kurdischer Akademiker, im Jahre 1927 nicht mehr als eine Nummer seiner Zeitschrift „Paiža“ (= Die Leiter) herausgeben, die von hervorragender literarischer Qualität war.

Hier muss man auch auf einige Flugblätter hinweisen, die die britische Besatzungsmacht herausgab, wie z. B. jenes Flugblatt vom 2.5.1923, in dem der Bevölkerung von Sulaimani mit schwerem Luftangriff gedroht wird.

Im Übrigen muss ich noch eine Zeitschrift erwähnen, die eine der besten Quellen für die Regierungszeit von Scheich Mahmud darstellt, nämlich die von 1960 bis 1961 in Sulaimani erschienene Zeitschrift „Rož-ī Nö“ (= Der neue Tag). „Rož-ī Nö“ wurde vom Rechtsanwalt Ğamāl Šālī und dem kurdischen Dichter Kamarān Mukrī herausgegeben. Es handelte sich um eine Zeitschrift für Politik, Kultur und Wissenschaft und um eines der besten kurdischen Presseorgane überhaupt. Kurden, wie z. B. Ismāyĭl Ḥaqqi Šāwais, die im Ersten Weltkrieg in der kurdischen Politik eine Rolle gespielt hatten, veröffentlichten ihre politischen Erfahrungen und Erlebnisse in „Rož-ī Nö“. Kurdische Politiker aus dem iranischen Kurdistan schrieben ebenfalls in dieser Zeitschrift.

Zahlreiche Dokumente über die Bewegung von Scheich Mahmud, zu Sĭmko14 und über die Nord-Kurden, alle aus der Zeit der britischen Besatzung Kurdistans, findet man in der Zeitschrift „Rož-ī Nö“. „Rož-ī Nö“ hatte eine Abteilung für die wissenschaftlichen Fachausdrücke im Kurdischen zur Verfügung gestellt, wo Jemal Nebez seine seit Mitte der 50er Jahre bearbeiteten Fachausdrücke, besonders für Physik, Mathematik und Chemie veröffentlichte.

Die Kurden in Süd-Kurdistan unter britischem Mandat 1918-1932

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