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„Handmaker“

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Ohne Schwierigkeiten besteigen wir in Hamburg unseren Flieger. Wer mich kennt, weiß, dass Komplikationen normalerweise zu meinem Alltag gehören. Doch ich kann es durchaus genießen, wenn einfach mal alles glattgeht. Wir fliegen in einem imposanten Flugzeug der Emirates Airline und erfreuen uns an dem exzellenten Service der Fluggesellschaft. Es gibt nicht nur eine reichliche Auswahl an Speisen und Getränken, sondern auch ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Jeder Passagier verfügt über einen Monitor und eine riesige Auswahl an Filmen, Spielen und Musik. Mit uns fliegen ca. 450 Fluggäste.

Der Nachtanflug auf Dubai fasziniert mich, denn die Stadt erstrahlt in tausenden von Lichtern. Wir haben drei Stunden Zeit und bummeln durch das Flughafengebäude. Dort befindet sich der größte Duty-free-Shop der Welt. Aus eigenem Erleben bei unserem Malaysiaurlaub zwei Jahre zuvor, wissen wir, dass dieser Flughafen gigantisch ist. Es gibt über 300 Fluggates. Von einem Terminal zum anderen fährt man mit einer Bahn. Wir haben aus den Erfahrungen gelernt und begeben uns rechtzeitig zu unserem Anschlussflieger.

Das nächste Flugzeug ist ähnlich elegant wie das erste. Jetzt beginnt eine lange, anstrengende Flugzeit. Andy und ich schlafen immer nur ein paar Minuten. Erschöpft, aber voller neugieriger Erwartung erreichen wir nach 26 Stunden Reisezeit (von Hamburg aus gerechnet) endlich Perth. Trotz meiner Müdigkeit bin ich total aufgeregt.

Wir stehen zusammen mit hunderten Passagieren vor den Schaltern der Passkontrolle. Alle haben einen Zettel in der Hand oder füllen diesen hektisch aus.

Warum haben wir keinen Zettel? Eine wichtige Information ist an uns vorübergegangen. Obwohl dem Treiben um uns herum zu entnehmen ist, dass scheinbar alle Reisenden derlei Einreisescheine benötigen, bleiben wir unbeteiligt in der Reihe stehen. Wir harren der Dinge, die da kommen sollen. Als wir endlich an der Reihe sind, erklärt uns die Beamtin am Schalter, dass wir auch solch ein Formular ausfüllen müssen. So besorgen wir uns ein derartiges Papier. Diese Einreiseformulare gibt es in mindestens 32 Sprachen: Japanisch, Kisuaheli nur leider nicht in Deutsch. Also entscheiden wir uns für ein englisches Formular. Ungünstigerweise haben Andy und ich nur sehr wenig Englisch in der Schule gelernt. Wir sind in Ostdeutschland aufgewachsen und dort lernte man ja bekanntlich Russisch. Ich kann mir auf Englisch eine Banane kaufen und nach dem Weg fragen, aber - ein Einreiseformular ausfüllen, das kann ich nicht! Wir versuchen zu erraten, was die australischen Behörden von uns wissen wollen. Jetzt bloß keinen Fehler machen! Uns bricht der Schweiß aus, denn wir haben Angst, dass uns bei fehlerhaften Angaben eventuell die Einreise verwehrt wird. Irgendwann geben wir entnervt auf. Die freundliche Beamtin hilft uns gerne weiter und stellt uns Fragen, die wir beantworten können. Sie erkundigt sich nach unseren Berufen. Ich muss die Sachverhalte zu unserer Einreise klären. Andy schweigt. Seine Englischkenntnisse sind noch schlechter als meine. Den Beruf der Ergotherapeutin kann ich sofort benennen, doch die englische Bezeichnung für Maurer ist mir unbekannt. Ich lächle die Dame an und sage: „He is a Handmaker.“ Die Beamtin, sie ist bestimmt schon so Einiges gewohnt, lächelt tapfer zurück und versucht uns weitere und diesmal richtige Antworten zu entlocken. Als ich Andys Cousine Tina später davon berichte, bricht sie in fröhliches Gelächter aus. Sie erklärt uns: Ein „Handmaker“ ist kein Handwerker, sondern jemand der Hände herstellt. Andy ist ein Handyman! Nun, das ist ja gut zu wissen.

Endlich ist das blöde Formular ausgefüllt. Wir passieren die Ausweiskontrolle. Alle Passagiere werden in zwei Reihen eingeteilt. In einer Reihe wird das Gepäck durchleuchtet und in der anderen steht man bei der „Biosecurity“- dem Schnüffelhund. Ein System, wer in welche Reihe eingeteilt wird, ist nicht zu erkennen.

Die Einreisebestimmungen für Australien sind drastisch. Man darf weder einen Apfel noch eine Nuss in das Land bringen. Unglücklicherweise habe ich beim Kofferpacken nicht so genau nachgedacht und ein Glas selbst gekochte Marmelade in den Koffer gesteckt. Als Andy davon erfährt, ist er total verärgert.

Der Hund schnüffelt an unserem Gepäck und stört sich weder an meinen 60 Schmerztabletten noch an dem Glas Konfitüre. Wir dürfen durch die Tür. Ich kann mein Glück kaum fassen. Wir sind in Australien!

In der Ankunftshalle geht es zu wie in einem Ameisenhaufen. Hunderte Menschen erwarten ihre Angehörigen. Leider kennen wir Tina nur vom gemeinsamen Skypen. Wie sollen wir sie in diesem Getümmel nur finden?

Doch Tina und ihr Mann Kevin erspähen uns sofort. Auch Wilfried und Gerda - Tinas Eltern, sind angereist, um uns zu begrüßen. Sie heißen uns auf das Herzlichste willkommen. Wir sind sehr müde, aber auch glücklich.

Australian Bustard, Wombat und Echidna

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