Читать книгу Fünf Dinge, die wir nicht ändern können und das Glück, das daraus entsteht - David Richo, David Richo, Дэвид Ричо - Страница 12

1 Alles verändert sich und endet irgendwann

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Die erste Gegebenheit ist, dass Veränderung und Zuendegehen für jeden Menschen, für jede Beziehung, für jede Begeisterung oder Sache unausweichlich sind. Nichts ist vollkommen, dauerhaft befriedigend oder bleibt auf Dauer, wie es ist. Zu gegebener Zeit zerfällt alles. Jeder Anfang führt zu einem Ende. Allen Erfahrungen, Menschen, Orten und Dingen ist eine Lebensdauer gegeben. Unsere Beziehungen durchlaufen Phasen von der Romanze über den Kampf bis hin zur Bindung. Dann enden sie mit Tod oder Trennung. Unser Interesse an einem Hobby oder einer Karriere verläuft über eine glockenförmige Kurve von steigendem Interesse, Gipfelhöhe und Absteigen. Unser Körper altert. Unsere Besitztümer nutzen sich ab. Unser Gedächtnis schwindet. Auch die Welt der Natur verändert sich. Tierarten verschwinden. Erdbeben richten erneut die Kontinentalplatten aus. Die Jahreszeiten wechseln. Selbst die Rose wird nach ihrem atemberaubend schönen Debüt verwelken.

Doch haben wir erst einmal Zutrauen zum Evolutionsprozess gewonnen, dann begreifen wir, dass die Weise, wie die Dinge sind, genau das sein muss, was am besten ist. Die Veränderungen sind sorgfältig zeitlich koordinierte Ausrichtungen, die bewirken, dass das Universum bestehen bleibt und sich entwickelt. Das ist letztlich ein Mysterium, da nur schwer zu begreifen ist, warum es so sein muss. Alles, was wir beobachten können, ist, dass das Leben der Vielfalt und dem neuen Wachstum verpflichtet ist, und das geschieht um den Preis des Zuendegehens. Vielleicht enden Dinge, damit wir den hohen spirituellen Gipfel erreichen können, der mit dem Loslassen einhergeht. Auch dies ist ein Mysterium, und angesichts dieses Mysteriums ist die einzige vernünftige Haltung, unser „Warum?“ in ein „Ja“ zu verwandeln.

Wir können die Gegebenheiten des Lebens willkommen heißen. Das bedingungslose Ja ist Gastfreundschaft gegenüber dem Leben, in welchem Gewand es uns auch erscheinen mag. Im Buch Genesis gewähren Sarah und Abraham drei Fremden Gastfreundschaft, ohne zu ahnen, dass sie Engel sind. In der griechischen Mythologie zeigten sich Philemon und Baucis zwei Vorbeiziehenden, nämlich dem verkleideten Zeus und Hermes, gegenüber gastfreundlich. Insofern kann Gastfreundschaft das Göttliche im Unbekannten offenbaren. Ein Willkommen heißendes Ja sensibilisiert uns für die spirituelle Welt und offenbart sie uns. Zur Wirklichkeit Ja zu sagen bedeutet, die Ewigkeit aufzunehmen. Zum Endlichen und Begrenzten Ja zu sagen bedeutet, das Unendliche und Grenzenlose zu Gast zu haben.

Der Umstand, dass die Wirklichkeit vergänglich ist, muss nicht bedeuten, dass sie trivial, nutzlos oder oberflächlich ist. Er kann vielmehr ein Hinweis auf die Heiligkeit der Dinge sein. Heiligkeit ist Ganzheit. Das Heilige erkennen heißt, sich der heiligen Möglichkeiten in den endlichen Ereignissen bewusst zu sein. Heiligkeit ist die gesamte Beschaffenheit von Dingen, Ereignissen und menschlichen Beziehungen, vom Anfang bis zum Ende.

Muss die Vergänglichkeit es unmöglich machen, glücklich zu werden? In Prediger 1.2 wird gewarnt: „Es ist alles ganz eitel, es ist alles ganz eitel.“ Das hebräische Wort, das mit Eitelkeit übersetzt wird, bedeutet wörtlich „dünne Luft“. Dennoch wird uns in demselben Buch geraten, mit unserem Partner das Leben zu genießen, mit Freuden zu essen und zu trinken und all unsere Arbeit mit Begeisterung zu tun (Prediger 9.7-10). Die Antwort darauf, dass der Weg allen Fleisches so unersprießlich ist, liegt darin, die fleischlichen Dinge trotzdem zu genießen. Ein Weg in das Mysterium von Wandel und Vergänglichkeit könnte der des Paradox sein: Genüsslich Ja zu dem sagen, was unbefriedigend ist.

Fünf Dinge, die wir nicht ändern können und das Glück, das daraus entsteht

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