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AUSBILDUNG

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Schliesslich wurde der bald fünfjährige Knabe im Verlaufe des Jahres 1489 nach Weesen an den Walensee zum Onkel Bartholomäus Zwingli, einem Bruder des Vaters, gebracht. Ob es da tatsächlich eine Gemeindeschule gab oder ob der kleine Ulrich von seinem Onkel persönlich unterrichtet wurde, ist nicht bekannt. Ein Erlebnis wurde für den Jungen sicher der Walensee. Der Knabe wurde vor den Gefahren des Sees mehrmals ernsthaft gewarnt, offenbar ertranken immer wieder Kinder in dem nicht ganz zahmen See, was wir auch heute noch nachvollziehen können. Da wir so gar nichts wissen von Ulrichs Weesener Zeit, aber seinen weiteren Lebensweg kennen, darf man vermuten, dass es für den Jungen eine stille, sehr auf das Lernen konzentrierte Zeit gewesen sein muss.

Und 1494 wurde der zehnjährige Schüler nach Basel in die Rheinstadt gebracht, wo der mit der Familie Zwingli befreundete, noch sehr junge Gregor Bünzli, ein Sohn aus Weesen und mit Ulrichs Onkel gut bekannt, Lehrer war. Latein wurde gebüffelt, es wurde auf Teufel komm raus auswendig gelernt. Schüler durften oder mussten mit den Lehrern und untereinander ausschliesslich lateinisch reden. Hier wurde Ulrich in die lateinische klassische Literatur eingeführt, die ihm zeitlebens so wichtig und lieb war. In Basel lernte Ueli auch die Trivialfächer, also die Grundlagen des Triviums, die sogenannt unteren Fächer, nämlich Grammatik, Dialektik, Rhetorik.

Aber hier in Basel widmete sich der junge Zwingli ebenfalls intensiv und mit Leidenschaft dem musikalischen Handwerk. Basel war ein führender Platz in der humanistischen Harmonie- und Kompositionslehre. Die Dominikaner bemühten sich, den jungen Ulrich Zwingli ganz für die Musikpraktik im Kloster zu gewinnen. Sie unternahmen Anstrengungen, den musizierenden Scholaren zum Eintritt ins Kloster zu bewegen, wogegen Vater und Onkel Zwingli ihr Veto einlegten. Bei dieser Gelegenheit stellt sich die Frage, ob denn die Familie überhaupt klare Vorstellungen hatte, welchen Weg der Junge gehen sollte, ob sie einen Plan hatten, oder ob sie in erster Linie daran dachten, ihm die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen. Wohl wollten sie einen so hoffnungsvollen Filius nicht an ein Kloster verlieren, obgleich sie sicher nicht klosterfeindlich gesinnt waren. Die Ausübung der Musik jedenfalls, die in der humanistischen Bildung einen wichtigen Platz einnahm, hat denn von da an im ganzen Leben des Theologen und Reformators Zwingli immer eine zentrale und aktive Rolle gespielt. Da er der Musik mit theologischer Begründung in der Kirche, genauer im Gottesdienst, keinen Platz einräumte, hat das unzählige Zeitgenossen fast aller Zeiten dazu verleitet, aus Zwingli einen Musik-, ja einen Kunsthasser zu machen. Wir werden immer wieder einen Blick auf den Musiker Zwingli werfen dürfen oder müssen, denn er beherrschte mehrere Instrumente. Es gibt Biografen, die behaupten, Zwingli habe bis zu zehn Instrumente gespielt. Myconius, der Zwingli gut kannte, wohl auch mit ihm musiziert hatte, schrieb: «In der Musik zeichnete er sich weit über sein Alter aus, wie dies bei Kunstfertigen die Regel ist.» Und Johannes Stumpf, ein ebenfalls früher Biograf, hält fest, Zwingli sei auf allen Instrumenten unterrichtet gewesen: auf der Harfe, der Laute, der Geige, der Flöte, dem Waldhorn, dem Zink, den Pfeifen und dem Hackbrett. Jedenfalls war er fähig zu komponieren. Er wäre wohl sogar in der Lage gewesen, einen Kantorenposten zu übernehmen und auszufüllen; Kantoren mussten ja zu einem Teil auch Theologen sein.

Zwingli

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