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Auszug von zu Hause

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Ich war nun im vierten Lehrjahr und Dieter fragte mich, ob ich mit ihm in eine eigene Wohnung ziehen möchte. Es war nicht das erste Mal, dass er mich das fragte. Damals, vor einem halben Jahr, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, einen eigenen Haushalt zu führen. Putzen, Wäsche waschen und kochen. Doch nun wurde es auch mir zu Hause zu eng und so willigte ich ein. Allein ging er auf Wohnungssuche und fand für sich eine passende in St.Gallen Winkeln. Meine Mutter war sauer auf mich. Sie schmollte wie immer in solch Situationen und sagte schnippisch und sichtlich beleidigt: „Ist gut so, dann habe ich weniger Arbeit und mehr Platz“. In den ersten Wochen standen kaum Möbel in unserer Wohnung. Wir assen an meinem Schreibpult, sitzend auf Gartenstühlen. Wir besassen kein Sofa, kein Bett, dafür eine grosse, neu gekaufte Matratze. Auch der Kleiderkasten fehlte. Kaum eingezogen, blieb meine Regel aus und ich besorgte mir sorgenvoll einen B-Test. Der Test viel positiv aus. Wie ich mich fühlte? Ich weiss es nicht mehr! Ich kann mich kaum noch daran erinnern. Bevor ich es wusste war mir schlecht und ich musste mich übergeben. Ich nahm an es sei eine Grippe. Mich befiel im Herbst und Frühling oft eine solche, kaum vernahm ich, dass eine Grippewelle im Anmarsch war, hatte ich sie schon, furchtbar! Nach dem Test spürte ich ein Gefühl von Ungewissheit und das ich mit einer andere Welt in Berührung kam, zumindest hatte ich den einen Fuss schon in der Tür. An eine Abtreibung dachte ich nicht. In der Firma reagierten alle verständlicherweise etwas verwundert. Evi fragte mich, ob ich dazu stehe und das Kind möchte. Für mich war das gar keine Frage, natürlich stand ich dazu. Meine Sorge galt eher der Lehre und wie ich das bewerkstelligen konnte. Ich wollte die Lehre beenden, doch dann wurde mir klar, dass ich mit einem dicken Bauch zur Schule müsste. Die Abschlussprüfungen kreuzten sich mit dem Geburtstermin des Kindes. Der Gedanke gefiel mir nicht und so hörte ich offiziell auf, bevor man meinen Bauch bemerkte und das war im sechsten Monat. Mein Lehrmeister verlangte von mir, dass ich mich in Solothurn selbst beim Rektor meldete und ihm meinen Zustand zuerst mündlich mitteilen musste. Heiraten war nun auch ein Thema. Meine Mutter versicherte mir, dass ich deswegen nicht heiraten müsse, das sie und ich „das Kind schon schaukeln würden“. Warum hatte ich das Gefühl, dass alle gegen eine Heirat waren? Dabei fällt mir wieder ein, dass mich Christina, mit der wir einmal das Ferienhaus im Tessin teilten, mich mit Besorgnis darauf ansprach. Sie meinte, ich wolle doch sicher erst noch mehr Erfahrungen sammeln, weil ich doch schon lange mit Dieter zusammen war. Ich konnte ihre Beweggründe und Anspielungen nicht verstehen und tat es als Unsinn ab, ganz nach dem Motto: „Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.“ Ich kannte Dieter nun schon seit fast vier Jahren und war der Ansicht, dass ich kein Risiko einging, wenn ich diesen Mann heiratete. Natürlich hatte ich Angst und stellte mir vor, dass wenn wir verheiratet sind, er sich zum negativen verändern könnte oder würde.

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