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Vorbereitung auf die zweite Geburt

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Nun war ich schon im achten Monat schwanger. In einer Brockenstube in St.Gallen, fand ich vor Monaten ein Vorbereitungsbuch für die Geburt, zum „Gratis mitnehmen“. Ich beschäftigte mich nun intensiv mit diesem Taschenbuch und übte fleissig die vorgeschlagenen Entspannungsübungen und Atemtechniken. Ich besuchte auch diesmal keinen offiziellen Kurs. Aber ich brachte mir selbst bei, was in diesem schlauen Buch stand. Es stand alles darin, was ich wissen musste, was mit dem Körper während einer Geburt im Detail passierte und Übungen, die mich lehrten trotz Schmerz, mich zu entspannen. Leider schaffte ich es nicht Dieter zu motivieren, auch mal in dem Buch zu lesen. Im achten Monat stellte der Arzt während einer Ultraschalluntersuchung fest, dass das Baby verkehrt herum lag. Um ein Risiko auszuschliessen, wurde mein Becken ausgemessen um einen allfälligen Kaiserschnitt vorzubestimmen. Nach dieser Messung ging ich dann nach Hause und dachte mir, dass eine Geburt durch Kaiserschnitt viel angenehmer wäre. Doch als ich mich ernsthafter damit beschäftigte, stellte ich für mich fest, dass mir eine Narbe am Bauch nicht gefallen würde und ich doch lieber, wenn auch unter Anstrengung normal gebären mochte. Eines Abends, ich strickte vor dem Fernseher, rumpelte es in meinem Bauch und ich konnte fühlen, dass das Baby nun quer lag. Ich war höchst erfreut, getraute mich aber nicht das Baby in irgendeine Richtung zu drängen. ich überliess es dem Kind und hoffte auf Mutter Natur. Beim nächsten Ultraschall stellte man fest, dass sich das Kind nun um 180 Grad gedreht hatte und nun mit Kopf nach unten, richtig im Becken lag. Ich glaube in den letzten sechs Schwangerschaftswochen ging ich nicht mehr arbeiten und genoss das Leben zu Hause. Morgens, nach dem Aufstehen um neun Uhr, schaute ich die Sendung „Dallas“ und schämte mich insgeheim dafür, darum stellte ich die Anfangsmusik immer leise, damit es keiner mitbekommt. Unsere Nachbarin, die über uns wohnte, war eine alte, frustrierte Frau. Warum? Weil sie häufig motzte. Sie geriet sogar in Wallung, als ich an einem Samstagabend einen Wandbehang, den ich übrigens selber knüpfte, aufhängen wollte und einen Nagel einschlagen musste. Da riss die Hexe ihre Wohnungstür auf und schrie: „Seid ihr eigentlich wahnsinnig?!“ Ich öffnete ebenfalls die Wohnungstür und schrie: “ Ja!“ Ich würde es ja verstehen, wenn es sonderlich spät gewesen wäre oder unter der Woche aber nicht an einem Samstagabend um 21 Uhr. Ich schrieb dieser unbeliebten Nachbarin einen anonymen Brief, in dem ich sie beschimpfte. Später fand ich heraus, dass die Frau in der gesamten Nachbarschaft verhasst war. Nicht lange danach zog sie aus, ob das die Wirkung meines Briefes war, kann ich nicht beurteilen. Dieter und ich fanden ein neues Hobby. Vergnügt spielten wir fast jeden Abend miteinander Schach. Der Geburtstermin rückte immer näher und ich wurde so langsam nervös, weil ich doch wusste, was mich erwartete. Am 31. Juli, einem wunderschönen Sommertag, sonnten wir uns zusammen mit Walter und Silvia an Thur. Dort verabredeten wir uns auf den nächsten Tag. Wir wollten die Augustfeier zusammen verbringen und auf Silvia`s und Walter`s Balkon feines Fleisch grillieren. Mitten der Nacht erwachte ich im Bett wegen eines komischen Gefühls. Ich stieg schnell aus den Federn und setzte mich schleunigst aufs nahe gelegene WC. Ich stellte schnell fest, dass ich nicht normal Wasser löste, sondern mir das Fruchtwasser auslief. Ich weckte Dieter und meldete mich telefonisch im Spital Münsterlingen. Sie rieten mir, dass ich in den nächsten Stunden kommen solle, mich aber nicht beeilen müsse. Ich stand in der Küche und war so aufgeregt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, denn ich wusste nur zu gut, was in den nächsten Stunden auf mich zukam. Ich spürte noch keinerlei Wehen, aber ich wusste, dass wenn zu viel Fruchtwasser auslief, es für das Ungeborene gefährlich werden konnte in Sachen Nabelschnur. Darum beschloss ich, dass wir uns auf den Weg machten. Als wir ankamen, empfing uns eine sehr nette Hebamme und gegrüsste mich mit einen Einlauf, in einem der Vorzimmer. Mittlerweile registrierte ich gut verträgliche Wehen. Als sie fast die ganze Flüssigkeit eingelassen hatte, würgte es mich plötzlich und schnell nahm sie ihren Schlauch aus meinem Allerwertesten. Ich stürzte mich ins gleich daneben befindende WC. Nur gut, dass ich nichts im Magen hatte, sonst hätte ich oben und unten flüssiges von mir gegeben. Als Belohnung kam ich in ein schönes Gebärzimmer. Kein Vergleich mit dem Zimmer in Herisau. Ich lag nun dort auf dem Bett und mir wurde der Gurt für die Wehenkurven und Herzüberwachung des Babys angelegt. Ich beobachtete die Kurven auf dem Papierstreifen und stellte fest, dass mein Empfindungen mit der Höhe der Kurven nicht immer übereinstimmte. Dieter massierte mir mit Können meinen schmerzenden Rücken. Er konnte den Schmerz regelrecht wegdrücken. Ich übte schon bei den weniger starken Kontraktionen meine einstudierte Atemtechnik. Nach Stunden, als es schrittchenweise vorwärts ging, fragte mich die Hebamme, ob ich eine Entspannungsspritze wolle und ich dachte, naja, wieso nicht. Doch danach wurden die Wehen leider schwächer und sie verabreichten mir die berühmt-berüchtigten Wehentropfen. Nicht lange danach, ging es so richtig los. Ich spürte förmlich, wie künstlich aber viel gewaltiger die Wellen kamen. Ich zeigte meine Hingabekunst, die ich mir beigebracht hatte und hielt mich sehr tapfer. Plötzlich bekam ich ein Gefühl, als würde mein Mund vertrocknen und so durfte ich an einem nassen Waschlappen saugen. Ich lag meistens auf der Seite. Mein Arm war mir immerzu im weg, ansonsten fand ich die Position für mich, in der ich mich trotz Schmerzen, am besten entspannen konnte. Die Übergangsphase zeigte sich anders. Mir wurde es dieses Mal nicht schlecht, dafür wusste der Gebärmuttermuskel nicht so recht was er sollte und so wurden die Kontraktionen sehr unregelmässig und wandelten sich allmählich in einen Wunsch zu Pressen. Zuerst durfte ich noch nicht und dann endlich bekam ich das okay. Ich presste und nach einigen dieser Wehen mussten sie schneiden. Nachdem der Kopf geboren war, dann die Schulter und der restliche Körper, bemerkte ich, dass das Kind viel schwerer sein musste als Cyrill und so war es auch. Sie legten mir den Jungen auf den Bauch. Ich sah in sein Gesicht und bestaunte seinen Körper und war überrascht, wie gut genährt er aussah. Wieder ein Junge! Ich durfte ihn gleich stillen und wir waren überglücklich! Dieter durfte ihn im selben Zimmer baden und ich wurde genäht und so wie es aussah von einem Anfänger, denn ein zweiter Arzt gab ihm Anweisungen und kam ab und zu kontrollieren, ob er eventuell nicht etwas Falsches zunähte?! Als ich aufgefordert wurde aufzusitzen um aufs Klo zu gehen, wurde es mir extrem schwindelig und die Hebamme brachte mir einen Topf. Sie wuschen mich im Bett, so wie nach der ersten Geburt. Als sie mich in meinem Stationsbett aus dem Zimmer rollten, bekam ich von den Hebammen ein grosses Kompliment. Das tat mir ja so gut, ich hatte mein Ziel erreicht, mehr noch, ich hatte es vorbildlich gemacht!

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