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Mk 5,21-6,1a: Die Heilung der blutflüssigen Frau und die Auferweckung der Tochter des Jairus

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(21) Und als Jesus im Boot wiederum zum jenseitigen Ufer hinübergefahren war, versammelte sich bei ihm eine große Volksmenge, und er war am Meer.

(22) Und es kommt zu ihm einer der Synagogenvorsteher, namens Jairus, und als er ihn sieht, fällt er zu seinen Füßen nieder (23) und bittet ihn inständig: »Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg deine Hände auf sie, damit sie gerettet wird und lebt!«

(24) Und er ging mit ihm, und ihm folgte eine große Volksmenge, und sie drängten sich um ihn.

(25) Und da war eine Frau, die zwölf Jahre an Blutfluß litt (26) und viel von vielen Ärzten gelitten hatte und ihr ganzes Vermögen aufgewendet hatte, aber es hatte nichts genützt, sondern es war nur noch schlimmer mit ihr geworden. (27) Als sie von Jesus hörte, kam sie in der Menge von hinten und berührte sein Gewand. (28) Sie sagte nämlich: »Wenn ich auch nur seine Gewänder berühre, werde ich gerettet werden.«

(29) Und sofort versiegte ihr Blutfluß, und sie spürte am ganzen Körper, daß sie von der Plage geheilt war.

(30) Und sogleich erkannte Jesus in sich die von ihm ausfließende Kraft, drehte sich in der Menge um und sagte: »Wer hat meine Gewänder berührt?« (31) Und seine Jünger sagten ihm: »Du siehst, daß das Volk dich bedrängt, und sagst: Wer hat mich berührt?« (32) Und er blickte herum, diejenige zu sehen, die das getan hatte.

(33) Die Frau aber fürchtete sich und zitterte, wissend, was ihr geschehen war, und kam und warf sich vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.

(34) Er aber sagte ihr: »Tochter, dein Glaube hat dich gerettet. Gehe hin in Frieden und sei gesund von deiner Plage!«

(35) Als er noch spricht, kommen sie vom Synagogenvorsteher und sagen: »Deine Tochter ist gestorben; warum belästigst du den Lehrer noch?« (36) Als aber Jesus das gesprochene Wort hörte, sagt er dem Synagogenvorsteher: »Fürchte dich nicht, glaube nur!« (37) Und er erlaubte niemandem, ihm zu folgen (= ihn zu begleiten) außer Petrus, Jakobus und Johannes, dem Bruder des Jakobus.

(38) Und sie kommen in das Haus des Synagogenvorstehers, und er sieht ein Gewimmel, Weinende und laut Wehklagende. (39) Und als er hineingeht, sagt er ihnen: »Was macht ihr Lärm und weint? Das Kindlein ist nicht gestorben, sondern schläft.«

(40) Und sie lachten ihn aus. Er aber trieb alle fort und nimmt den Vater des Kindes und die Mutter und die Seinigen und geht hinein, wo das Kind war. (41) Und die Hand des Kindes ergreifend, sagt er ihr: »Talitha kum!«, was übersetzt heißt: »Mädchen, dir sage ich, stehe auf!«

(42) Und sogleich stand das Mädchen auf und ging herum. Sie war nämlich zwölf Jahre. Und sie gerieten außer sich in großem Entsetzen.

(43) Und er befahl ihnen streng, daß keiner dies erfahren sollte.

Und er sagte, ihr zu essen zu geben.

(6,1a) Und er ging von dort weg.

Redaktion

Mk hat zwei Geschichten miteinander verschachtelt (zu dieser Technik vgl. zu 3,20-35). Dabei fällt auf, daß Jesus an zwei Frauen Heilungen vollzieht. Man vgl. die Bezeichnung beider Frauen als »Tochter« (V. 34/35).

V. 24 verbindet redaktionell die beiden Geschichten miteinander.

V. 28: Die »Rückblende« geht möglicherweise auf Mk zurück.

V. 31: Das Jüngerunverständnis zieht sich wie ein roter Faden durch das MkEv (vgl. 4,13; 4,40-41; 6,52; 7,18; 8,17-21 u.ö.).

V. 34: Zum Glaubensmotiv vgl. V. 36 und 4,40. Zum Glaubensbegriff in der Verkündigung Jesu vgl. weiter 11,22-23.

V. 35: »Als er noch spricht« ist Verknüpfung (zur Konstruktion vgl. 14,43).

V. 37: Die Dreiergruppe stammt aus 3,16f. Diese Trias bevorzugt Mk auch sonst, vgl. 9,2.

V. 43a: Das Verbot der Weitererzählung fügt Mk auch an anderen Stellen ein (vgl. 7,36; 9,9).

6,1a verknüpft die beiden Wundergeschichten mit dem Folgenden.

Tradition

a) Die Jairusgeschichte (V. 22-23.35-43). Vorbild ist die Elia-Elisa-Erzählung (1Kön 17,17-24; 2Kön 4,25-37). Der Aufbau der Geschichte, die eine Totenerweckung schildert, ist stilgemäß.

»Typisch ist weiter die Entfernung des Publikums V. 40, die Geste und das Zauberwort V. 41, die Plötzlichkeit des Wunders V. 42 und die Altersangabe, die hier an wirksamer Stelle V. 42 nachgebracht wird zugleich mit dem Bericht des Eindrucks des Wunders. Typisch ist endlich die Aufforderung, der Erweckten zu essen zu geben V. 43, die nämlich hier das Motiv der Demonstration bildet« (Bultmann, 229).

b) Die blutflüssige Frau (V. 25-34). Diese Wundergeschichte hebt den Kontrast von vergeblicher Suche nach Heilung und plötzlicher, wunderbarer Heilung durch Jesus hervor. Sie betont den Wunderglauben der Frau gegenüber Jesus, dem Magier (vgl. bes. V. 30), dessen Fähigkeit der unzähliger Ärzte überlegen ist (vgl. V. 26). Der Aufbau ist stilgemäß:

»Typisch ist die Angabe der Krankheitsdauer V. 25 und die Betonung der vergeblichen Bemühungen der Ärzte V. 26, die die Schwere des Leidens und damit die Größe des Wunders hervorheben soll. Typisch ist das hier besonders ausgestaltete Motiv der Berührung V. 27-32, typisch auch die Plötzlichkeit der Heilung V. 29« (Bultmann, 229).

Beide Erzählungen gehen auf missionarisch-werbende Interessen zurück: Jesus ist anderen Heilern überlegen und verdient daher das Vertrauen der Menschen.

Historisches

V. 22-23.35-43: Selbst historische Erinnerungen an eine ähnliche Wundertat Jesu sind unwahrscheinlich, denn sowohl in traditionsgeschichtlicher als auch in medizinischer Hinsicht ergeben sich grundsätzliche Bedenken gegen die Geschichtlichkeit der Totenerweckung.

V. 25-34: Die Geschichte hat keinerlei historischen Wert bezüglich der Frage, ob Jesus die blutflüssige Frau geheilt hat. Zum Thema »Jesus und die Frauen« vgl. zu Lk 7,36-50; 8,1-3.

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