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2.1 Missionarische Jugendarbeit ist von einer respektvollen Haltung gekennzeichnet

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Missionarisches Handeln in der Kinder- und Jugendarbeit ist herausgefordert, sich den Bedingungen einer pluralistischen und multireligiösen Gesellschaft zu stellen. Daraus folgt die Notwendigkeit, eine Haltung zu entwickeln, die der Tatsache gerecht wird, dass junge Menschen die Möglichkeit, aber auch das Recht haben, aus verschiedenen Weltanschauungen, Ideologien und Religionen wählen zu können. Eine solche respektvolle Haltung ist nicht nur Sachzwang, sondern entspricht der Botschaft des Evangeliums selbst. Missionarisches Handeln soll „im Einklang mit den Prinzipien des Evangeliums [...], in uneingeschränktem Respekt vor und Liebe zu allen Menschen“ geschehen (Mission:Respekt 2011: 1). Wie dieser Respekt konkret werden kann, macht das Dokument „Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ (Mission:Respekt 2011), das gemeinsam vom Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog und der weltweiten Evangelischen Allianz verantwortet wird, deutlich. Die hier genannten Grundlagen und Prinzipien sind gerade für Mission unter jungen Menschen von Bedeutung. Besonders hervorzuheben sind dabei der Verzicht auf Täuschung, Zwangsmittel und Gewalt jeglicher Art. Jugendliche befinden sich in einer herausfordernden Lebensphase und sind daher für Formen der Manipulation besonders anfällig und gleichzeitig in ihrer Persönlichkeitsentwicklung verwundbar. In diese Unsicherheit junger Menschen hinein darf missionarische Jugendarbeit die Botschaft des Evangeliums bezeugen, gerade auch aus dem Verständnis heraus, dass diesem eine stärkende und verändernde positive Kraft innewohnt, ohne dabei die Unsicherheit der Jugendlichen auszunutzen. Missionarische Jugendarbeit hat sich also von jeglichen Formen der Manipulation, wie Gruppenzwängen, Massenphänomenen oder Indoktrinationen, zu distanzieren und sich von allen fundamentalistischen Tendenzen abzugrenzen. Sie befähigt Jugendliche vielmehr, die Inhalte der christlichen Verkündigung kritisch zu reflektieren und hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit und individuellen Relevanz zu prüfen (Karcher 2015: 176). Dazu gehört dann auch das Akzeptieren von Ablehnung oder einer Entscheidung für eine andere Religion oder Weltanschauung. Theologisch korrespondiert diese respektvolle Haltung mit dem Wissen darum, dass eine echte Glaubensentscheidung, im Sinne einer Bekehrung, niemals von Menschen herbeigeführt werden kann, sondern stets Wirken Gottes durch den Heiligen Geist ist (vgl. Mission:Respekt 2011: 2; vgl. Gebhardt in diesem Band). Aus diesem Grund gilt auch für die missionarische Jugendarbeit: „Religionspädagogisches Arbeiten muss daher heute damit rechnen, dass die Teilnehmenden sich als Subjekte begreifen, die sich mit den religionspädagogischen Inhalten kritisch auseinandersetzen. Es kann nicht erwartet werden, dass die Lernenden fertige Inhalte akzeptieren oder für sich übernehmen. Diese müssen ihre Plausibilität und Relevanz für das Leben der Subjekte jeweils erweisen“ (Pohl-Patalong 2013: 14). Missionarische Jugendarbeit muss also die Spannung aushalten zwischen dem Wahrheitsanspruch des Evangeliums einerseits und der subjektiven Entscheidung junger Menschen über dessen Relevanz für ihr Leben. In dieser Spannung darf sie mit dem Wirken Gottes rechnen und sich nicht zu Methoden der Beeinflussung verleiten lassen.

Handbuch missionarische Jugendarbeit

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