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3.5 paideia: Missionarische Jugendarbeit fördert non-formale Bildungsprozesse

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Die Dimension paideia (παιδεία) fokussiert die Bildungsangebote und -prozesse der missionarischen Jugendarbeit und ist als Querschnittsdimension zu verstehen, die allen anderen Dimensionen innewohnt, denn es gilt: „Spiritualität braucht für ihre Entfaltung immer auch Bildung“ (Fermor 2014: 13). Als non-formaler Bildungsort sind die Angebote zur Aus-, Fort- und Weiterbildung innerhalb der christlichen Kinder- und Jugendarbeit äußerst vielfältig. Neben Schulungsprogrammen zum Erwerb der Jugendleiter-Card (Juleica)10 sind dies Tagesseminare und Fachtagungen zu spezifischen Angeboten und Formaten der missionarischen Jugendarbeit. Hier werden jugendarbeitsspezifisches Fachwissen, Fertigkeiten und Kompetenzen erworben, die für die Praxis der missionarischen Kinder- und Jugendarbeit grundlegend sind. So gilt die Jugendleiter-Ausbildung vielerorts als Grundlage für ein Engagement. In Grund-, Aufbau- und Leiterkursen werden Ehrenamtliche für ihre Aufgabe qualifiziert und erhalten die Chance, sich kontinuierlich weiterzubilden. Dabei stehen neben rechtlichen und z. T. technischen Lehrinhalten insbesondere die theologischen und pädagogischen Themen im Mittelpunkt. Auf diese Weise erhalten Ehrenamtliche für ihre Aufgaben in der Praxis ein grundlegendes theologisches Basiswissen im Blick auf die Entstehung der Bibel, die geschichtliche Entwicklung der Kirchen und eine christliche Glaubenspraxis in Liedern, Gebeten und Liturgie. Gemäß dem Anspruch, das „Priestertum aller Glaubenden“ (vgl. 1Petr 2,9f.) verwirklichen zu wollen, werden überdies grundlegende homiletische Kompetenzen vermittelt. Darüber hinaus ist die Angebotspalette breit gefächert und reicht von musischen Angeboten über kulturelle Seminare bis hin zu Kursen zur politischen oder theologischen Weiterbildung im In- und Ausland. Seit Einführung der Jugendleiter-Card (Juleica) im Jahr 1998 wurden insgesamt etwa 300.000 Juleicas ausgegeben, aktuell sind etwas mehr als 100.000 Ehrenamtliche Inhaber einer gültigen Juleica. Ein Großteil davon ist in den Kirchen und konfessionellen Jugendverbänden tätig (vgl. Pothmann/Sass 2011: 5).

Dezidiert missionarische Bildungsangebote werden von den Kirchen sowie freien Werken und Verbänden in Ergänzung zur Juleica-Schulung angeboten. Ein Blick in einschlägige Bildungsportale dieser Anbieter zeigt Seminare wie „Biblische Geschichten kreativ erzählen“, „Verkündigungsseminar – Die gute Botschaft weitergeben, aber wie?“, „Fresh X – Kurs“, „Theologische Fortbildung: Christsein in einer multireligiösen Welt“, „Stille suchen im Kloster“, „Verkündigung ToGo“, „Erlebnispädagogik in 45 Minuten“ oder „Lobpreisseminar“.11 Im evangelischen Studienzentrum Josefstal gibt es seit mehreren Jahren eine Ausbildung zum „Spirituellen Begleiter von Jugendlichen“, die den Teilnehmenden „Methodenkompetenz für Frömmigkeitsformen und spirituelle Erfahrungsräume in der gruppen- und projektbezogenen Arbeit mit jungen Menschen“ vermittelt.12 Neben diesen non-formalen Bildungsofferten haben die Ehrenamtlichen die Chance, in der Praxis der missionarischen Jugendarbeit auf informellem Wege verschiedene Kompetenzen zu erwerben.

Auch in dieser Dimension stehen Erfahrungen im Vordergrund der Bildungsprozesse. Dabei möchte missionarische Jugendarbeit Erfahrungen ermöglichen, bei denen Jugendliche sich selbst und ihre Potenziale entdecken, sich als selbstwirksam erleben und soziale Anerkennung erfahren. Dazu schafft sie kreative Experimentierräume in einem geschützten Rahmen. Neben einzelnen Formen der missionarischen Jugendarbeit, die solche Erfahrungen besonders ermöglichen, wie etwa die TEN SING-Arbeit, die durch ihren musisch-kulturellen Ansatz besondere Möglichkeiten zur Entfaltung und Erprobung von Gaben und Fähigkeiten gibt (vgl. Erkenberg/Konstantinidis in diesem Band), vollzieht sich diese Dimension vor allem in der niedrigschwelligen Möglichkeit zur ehrenamtlichen Mitarbeit. In den allermeisten Fällen ist die ehrenamtliche Mitarbeit – teilweise auch noch sehr junger Jugendlichen – wichtiger Bestandteil des Konzepts und bietet eine passende Möglichkeit für solche Erfahrungen.

Eine besondere Verbindung von Bildung und missionarischem Handeln weisen sog. Glaubenskurse auf, die es auch zahlreich für den Jugendbereich gibt. Hier sollen junge Menschen in die Grundlagen des Glaubens eingeführt werden, aber eben nicht nur auch der Sachebene, sondern mit einer zum Glauben einladenden Grundhaltung. Besonders an dieser Stelle muss missionarische Jugendarbeit sich vor Augen führen, dass Glaube grundsätzlich nicht gelernt werden kann, Bildung aber einen Beitrag dazu leisten kann, dass Glaube geweckt wird (vgl. Schweitzer 2006: 32).

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