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3.3 leiturgia: Missionarische Jugendarbeit bietet Räume für geistliche Erfahrungen

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Die dritte Dimension missionarischer Jugendarbeit leiturgia (λειτουργία) bedeutet öffentlicher Dienst im Sinne von Gottesdienst und liturgischem Handeln und meint solche Angebote und Formen, die spirituelle Erfahrungen ermöglichen. Missionarische Jugendarbeit zeichnet sich heute dadurch aus, dass bei der Begleitung von jungen Menschen und der Vermittlung des Evangeliums individuelle und kollektive Erfahrungen im Vordergrund stehen. Zentrale Glaubensaspekte oder lebensbewältigende Kompetenzen sollen nicht vermittelt, sondern durch „zweckfreie Feier, Rituale, Kultur und Gottesdienste“ (Fermor 2014: 11) erfahrbar und angeeignet werden.

Die Dimension der leiturgia bezieht sich auch auf das missionarische Handeln: Gott soll in der missionarischen Jugendarbeit nicht nur gepredigt, also kognitiv erklärt werden, sondern er soll vor allem erfahrbar sein. „Christliche Jugendarbeit hat Räume, eben auch Erfahrungsräume für die Begegnung mit dem Gott Israels und der Christenheit zu öffnen, auf dem Weg in diese Räume hilfreich zu begleiten und darin einzuführen“ (Freitag 2004: 8). Unter dem Stichwort Spiritualität sollen junge Menschen die Möglichkeit bekommen, den christlichen Glauben auf unterschiedliche Weise zu erfahren und anhand konkreter Erfahrungen zu reflektieren. Die Ausprägungen und Formen der Spiritualität können dabei sehr unterschiedlich sein und sind eng verknüpft mit der jeweiligen geistlichen Prägung der Verbände und Gemeinden.

Theologisch reflektiert muss hier auf die Rolle des Heiligen Geistes hingewiesen werden. In der Folge des Sendungsauftrags (s. o.) darf missionarische Jugendarbeit damit rechnen, dass Gott sich nicht nur in der Begegnung mit seinem Wort, sondern auch im Wirken des Heiligen Geistes im Rahmen ihrer Angebote und der Gemeinschaft erfahrbar macht und heilsam Jugendlichen begegnet. Spirituelle Erfahrungen in der missionarischen Jugendarbeit lassen sich also weder erzwingen noch inhaltlich, z. B. in Sinne von Lernzielen, planen (vgl. Pohl-Patalong 2013: 15 f.).

Missionarische Jugendarbeit greift deshalb auf Methoden und Formen zurück, die es jungen Menschen ermöglichen, solche Erfahrungen zu machen, und sinnlich-erlebbare Elemente enthalten. So spielen erlebnispädagogische Elemente ebenso eine Rolle wie musisch-kulturelle Ausdrucksformen. Auch traditionelle liturgische Praktiken, wie z. B. die Taizé-Gesänge, haben hier ihren Ort. Zudem kann missionarische Jugendarbeit auf neuere religionspädagogische Konzepte zurückgreifen, die ein stärker erfahrungsbezogenes religiöses Lernen in den Vordergrund stellen. Als Entwicklung der letzten Jahre muss zudem auch auf die Lobpreiskultur hingewiesen werden, die in vielen Bereichen der missionarischen Jugendarbeit eine Rolle spielt. Im hingebungsvollen Singen (Anbetung) eingängiger Lieder mit einfachen Texten und vielen Wiederholungen soll eine Begegnungsmöglichkeit mit dem dreieinigen Gott geschaffen werden und dieser besonders im Wirken des Heiligen Geistes erfahren werden.

Als Bereich, in dem sich die Dimension der leiturgia deutlich entfaltet, sind die in der missionarischen Jugendarbeit häufig stattfindenden Jugendgottesdienste, besonders aber auch die Jugendkirchen und -gemeinden,9 zu nennen. Hier werden Jugendlichen inhaltliche und auch physische Räume zur Verfügung gestellt, um eigene Formen der Spiritualität, auch in Gottesdiensten, zu entwickeln.

Handbuch missionarische Jugendarbeit

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