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1.2 Missionarische Jugendarbeit übernimmt sozialpädagogische Verantwortung

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Die Hinwendung zum jungen Menschen als Adressaten der missionarischen Jugendarbeit ist neben der theologischen Fundierung auch aus einer sozialpädagogischen Perspektive begründet. Als Jugendarbeit in Vereinen, Jugendverbänden und Kirchengemeinden ist missionarische Jugendarbeit aus sozialpädagogischer Perspektive ein Angebot, das junge Menschen in der Entwicklung zu eigenständigen Persönlichkeiten fördernd unterstützen will, um auf diese Weise zu einem gelingenden Leben beizutragen. Dabei ist eine Orientierung an den Jugendlichen als Subjekte, mit ihren Fragen, Ideen, Interessen und Problemlagen in deren Lebenswirklichkeit und Kultur unumgänglich. Insofern begründet sich missionarische Jugendarbeit eben auch aus den Strukturprinzipen, Zielen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Kinder- und Jugendhilfe im SGB VIII (vgl. Zimmermann „Missionarische Jugendarbeit in Kirchen und Jugendverbänden“ in diesem Band). Thole (2013: 229) definiert Kinder- und Jugendarbeit „als sozialpädagogisches Handlungsfeld, das

1 1) bildungs-, nicht unterrichtsbezogene und nicht ausschließlich berufsbildende, freizeit- und erholungsbezogene, soziale, kulturelle und sportliche,

2 2) mehr oder weniger pädagogisch gerahmte

3 3) und von freien und öffentlichen Trägern, Initiativen und Arbeitsgemeinschaften

4 4) an Kinder und Jugendliche adressierte Angebote der nicht schulischen Pädagogik umfasst.“

Dieses sozialpädagogische Handlungsfeld der Kinder- und Jugendarbeit ist im SGB VIII in den §§11 Jugendarbeit und 12 Jugendverbände geregelt. Innerhalb der Jugendhilfe in Deutschland ist die Jugendarbeit traditionell der Bereich, „in dem anknüpfend an den Interessen von Kindern und Jugendlichen Aktivitäten verwirklicht werden, die von ihnen selbst mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zu einer eben solchen Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Verantwortungsübernahme sowie zu sozialem Engagement anregen und hinführen“, wie Jordan/Maykus/Stuckstätte (2012: 127) verdeutlichen. Im vorliegenden Beitrag – wie auch im gesamten Handbuch – wird Jugendarbeit im engeren Sinne, also ohne die Felder der Jugendsozialarbeit und die Angebote des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes, betrachtet. Kennzeichnend für die Jugendarbeit sind verschiedene Strukturprinzipien. Sturzenhecker nennt als Charakteristika der Jugendarbeit eine systematische Fokussierung auf Freiwilligkeit der Teilnahme, Offenheit für alle jungen Menschen, das Fehlen formaler Machtmittel und Chancen auf demokratische Partizipation, Diskursivität und das Beziehungsangebot sowie eine bestimmte institutionelle Rahmung im Verein, Jugendverband oder der Kirchengemeinde (vgl. Sturzenhecker 2007: 20). Darüber hinaus werden häufig ebenfalls Gruppen-, Lebenswelt-, Sozialraum- und Werteorientierung sowie als weiteres Prinzip die bereits erwähnte Subjektorientierung, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, genannt (vgl. Ilg, 2013: 7 ff.).

Seit jeher gelten die zwei großen institutionellen Typen der Jugendverbandsarbeit (Böhnisch/Gängler/Rauschenbach 1991) und der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (Deinet/Sturzenhecker 2013) mit ihren Aktivitäten und Angeboten sowie den Freizeitmaßnahmen der Kinder- und Jugenderholung oder den internationalen Jugendbegegnungen als das zentrale Einstiegsfeld für jugendliches Engagement:

„Die Jugendarbeit setzt ihrer Konzeption nach mit ihren freiwilligen, niedrigschwelligen Angeboten an den alltäglichen Bedürfnissen, den Freizeitinteressen sowie den selbst gewählten Bildungswünschen der Heranwachsenden an. Sie will ihnen mit unterschiedlichen Möglichkeiten der aktiven Teilnahme, der Mitgestaltung und Verantwortungsübernahme eine breite Palette von Gelegenheiten für Entwicklungs-, Sozialisations- und Bildungsprozesse eröffnen, die sich von anderen gesellschaftlichen Institutionen, vor allem der Schule, grundlegend unterscheiden“ (Düx 2011: 332).

Damit ist die Kinder- und Jugendarbeit neben Eltern und Peers sowie der Schule eine der drei großen Sozialisationsinstanzen, die zur gesellschaftlichen Partizipation, sozialen Integration und einer erfolgreichen Entwicklung von Jugendlichen beitragen kann. Aus dieser Perspektive gilt: Wer missionarische Jugendarbeit betreibt, muss sich notwendigerweise auch diesen übergeordneten sozialpädagogischen Zusammenhang bewusst machen und erkennen, dass das missionarische Handeln untrennbar mit dem sozialpädagogischen Handeln verbunden ist.

Handbuch missionarische Jugendarbeit

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