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Die Multifunktionalität des Mediums

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Gemeinsam ist den bisher skizzierten Kartentypen sowohl der christlich-lateinischen als auch der arabisch-islamischen Kultur, dass sie nur bedingt die physische Geographie wiedergeben. Während wir heute Karten als „objektive“ Abbildung von Wirklichkeit begreifen, zeigt die Geschichte der Kartographie, dass Abbildungsinteresse und Darstellungsverständnis immer von den kulturellen Rahmenbedingungen abhingen. Denn Autoren und Kartographen verwendeten nicht nur geographische Informationen, sondern auch kulturelles Wissen und ihr eigenes Verständnis von der Welt, wenn sie die Karten nach Osten, Süden oder Norden ausrichteten, eine Kartenform auswählten oder ausgesuchte Themen, Legenden und Orte im Kartenraum anordneten. Kartographische Zeugnisse vormoderner Gesellschaften sind als komplexe graphische und rhetorische Bilder zu verstehen, die Weltsichten, Werte und Normen versinnbildlichen. Sie lassen sich als Konstruktionen vergangener Kulturräume, gesellschaftlicher Ordnungen und universaler Geschichtsvorstellungen lesen, mit denen sich vielfältige Gebrauchssituationen verbanden. Sie fungierten als Gedächtnishilfen und regten zur Kontemplation an. Als Enzyklopädien verbanden sie naturkundliche, klassische und aktuelle Wissensbestände miteinander. In öffentlichen Räumen dienten sie der Belehrung, stellten Gelehrsamkeit zur Schau und visualisierten Herrschaft.

wbg Weltgeschichte Bd. III

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