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2.3.2 Änderung technisch-wirtschaftlicher Rahmenbedingungen

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Informations- und Kommunikationstechnologie

Ausgelöst oder verstärkt wird der Globalisierungsprozess auch durch zahlreiche technologische Innovationen. Die Fortschritte in der Informationsund Kommunikationstechnologie (Internet und Intranet, Mobilfunk, Online-Dienste, Video Conferencing etc.) gestatten eine weltumspannende Kommunikation in Echtzeit, erhöhen die Informationsgeschwindigkeit und senken die Kommunikationskosten um ein Vielfaches (vgl. Kap. 4.3.3). Leistungsfähige Rechner und Telekommunikationssysteme, welche es erlauben, auf die Veränderung internationaler Rahmenbedingungen schnellstmöglich zu reagieren, begünstigen ferner die Ausbreitung spekulativer Finanzgeschäfte.

Transporttechnologie

Der Einsatz moderner Transporttechnologien (z.B. Großraumflugzeuge, Containerschiffe, Frachter für Massen- und Stückgüter) und deren Kombination begünstigt indes die Mobilität von Personen und Gütern, indem die Transportzeiten abnehmen. Auch die Transportkosten haben sich durch diese Innovationen im Vergleich zu früheren Zeiten verringert. Dazu beigetragen hat auch die Einführung des genormten Containers, welche vom Versender bis zum Empfänger eine geschlossene Transportkette ohne teures und langwieriges Umladen der Ware in Form von Einzelstücken ermöglicht (vgl. Kap. 4.3.2). Im Rahmen der modernen Verkehrstelematik erlauben moderne Steuerungs- und Informationssysteme die automatische Auswahl günstiger Routen und geeigneter Verkehrsmittel (vgl. KLOHN 2008, S. 27; NUHN 2008, S. 51f.).

Optimierung der globalen Wertschöpfungskette

Die allgemein erleichterte Beförderung von Gütern, Personen und Informationen lässt, in Verbindung mit der Öffnung von Märkten, geographische Grenzen tendenziell an Bedeutung verlieren (vgl. Kap. 2.2.3). Fest steht allerdings, dass die modernen Informations-, Kommunikations- und Transporttechnologien multinationalen Unternehmen (vgl. Kap. 2.4) die Möglichkeit eröffnen, Produktionsprozesse räumlich aufzuspalten und geographisch getrennte Wertschöpfungsprozesse besser miteinander zu koordinieren. So können Mitarbeitereines Unternehmens in verschiedenen Erdteilen gleichzeitig an ein und demselben Projekt arbeiten. Gepaart mit standardisierten Fertigungsprozessen, lässt sich die Wertschöpfungskette in kleinere Einheiten zerlegen und global optimieren. „Das Produkt wird in seine Komponenten zerlegt, man schaut nach Produktionsorten für die effektivste Produktion jedes Elementes, erkundet, in welchem Land oder in welcher Region die Produktion am besten möglich ist, und bringt dann die Komponenten zur endgültigen Zusammenführung (…) zusammen“ (REHBEIN/SCHWENGEL 2008, S. 180). Einzelne Produktbausteine, aber auch Arbeitsschritte werden also dort beschafft bzw. erledigt, wo es bei entsprechender Qualität global am günstigsten ist („Global Sourcing“, „Basar-Ökonomie“, „Teile-Tourismus“), wie folgende Beispiele belegen:

 Die Barbie-Puppe wird in kalifornischen Designerstudios entworfen. Ihre Haare stammen aus Japan, die Plastikarme aus Taiwan, Gesichtsfarbe und Verpackungskartons aus den USA. Die Kleidchen werden in China gefertigt, der Zusammenbau der Figur erfolgt in Indonesien und Malaysia. Die abschließende Qualitätskontrolle der Puppen findet wiederum in Kalifornien statt, von wo aus die Puppen weltweit verschickt werden.

 Für eine Jeans der Marke Lee Cooper kommt die Baumwolle für den Jeansstoff aus Benin und für die Innentaschen aus Pakistan. Die Reißverschlusszähne stammen aus Japan, Kupfer und Zink für Nieten und Knöpfe aus Namibia und Australien, der Bimsstein für das Stonewashing aus der Türkei, die Polyesterbänder aus Frankreich und das Nähgarn aus Nordirland. Gefärbt wird die Jeans mit aus Deutschland stammendem synthetischem Indigo in Italien, die eigentliche Fertigung findet in Tunesien statt.

 Bei der elektronischen Zahnbürste Sonicare Elite 7000 der Firma Philips stammen die einzelnen Teile der Energiezelle aus Frankreich, China und Japan, die Platine aus China ebenso wie die Kupferspulen. Die Transistoren und Widerstände auf der Platine kommen aus Malaysia und werden auf den Philippinen aufgelötet und getestet. Die Kunststoff-Gussteile und die vorgeschnittenen Stahlblätter stammen aus Österreich, der notwendige Spezialstahl aus Schweden. Montage (i.d.R. Löt- und Klebevorgänge) sowie Verpackung der Zahnbürste erfolgen in der Nähe von Seattle in den USA.

 Nordseekrabben aus dem schleswig-holsteinischen Büsum werden über Holland, Frankreich und Spanien über tausende Kilometer nach Marokko transportiert, um sie von billigen Arbeitskräften dort puhlen und schälen zu lassen (vgl. FAZ 2008c; FAS 2008a; KNOX/MARSTON 2008, S. 13; HOPPE 2005; FÄBLER 2007, S. 11).

„made by“ statt „made in“

Auch die Inanspruchnahme sämtlicher Formen unternehmensbezogener Dienstleistungen, z.B. Informationsverarbeitung, Abrechnungserstellung, Buchhaltung, aber auch die Entwicklung von Marketing- oder Vertriebskonzepten lässt sich im globalen Maßstab weltweit verteilen. In bestimmten Branchen sind Beschaffung und Produktion räumlich so stark zergliedert, dass sich für ein Produkt kein Herkunftsland à la „made in …“, sondern nur mehr das Ursprungsunternehmen à la „made by …“ angeben lässt.

Vernetzte Produktionsstrukturen

Insgesamt ist die Zerlegung der Herstellung in einzelne Komponenten und ihre Verteilung auf die Standorte mit den günstigsten Produktionsbedingungen ein elementarer Bestandteil einer globalisierten Wirtschaft (vgl. REHBEIN/SCHWENGEL 2008, S. 179). Diese Modularisierung der Wertschöpfung lässt lokalisierte, intersektoral und international vernetzte Produktionsstrukturen entstehen. Die inner- und außerbetrieblichen Leistungs- und Ressourcenflüsse, welche für die Erstellung von Produkten und Dienstleistungen von Bedeutung sind, lassen sich räumlich in sog. Wertschöpfungsnetzwerken konfigurieren (vgl. VON TUCHER 1999, Kap. 5.3).

Zunehmender internationaler Wettbewerb

Zu den Veränderungen der technisch-wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehört schließlich auch ein zunehmender internationaler Wettbewerb zwischen Unternehmen. Dieser kommt in einem immer schärfer werdenden Kampf um Marktanteile, einer ständig wachsenden Zahl von Innovationen sowie der permanenten Verkürzung von Innovations-, Produkt- und Designzyklen zum Ausdruck.

Geographie der internationalen Wirtschaft

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