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5. Kapitel

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Der Wächter wartet gespannt im Schutze der Dunkelheit, die ihm der Türrahmen des Zugangs zum Dachboden bietet. Er beobachtet, wie die junge Frau die Tür öffnet, durch die er soeben gerade noch rechtzeitig geschlüpft war. All die Schlösser zu verschließen, die er zuvor nur mit Mühe geöffnet hatte, ohne gleich die ganze Nachbarschaft zu wecken, wäre ihm von außen ohnehin nicht mehr möglich gewesen.

Beim Schließen der Tür war er dann dummerweise unvorsichtig gewesen. Sie war ihm aus der Hand gerutscht. Beim Auffangen war er mit seiner Hand gegen einen Bilderrahmen im Flur gestoßen, der ganz offensichtlich unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zog.

Das soll sie sein? Er ist sich nicht sicher, ob er seinem Onkel Abdul tatsächlich trauen kann. Seit ihm vor zwei Monaten die beiden Frauen in den Laden gestolpert waren, ist er davon überzeugt, dass sie es sein muss.

Er aber hatte sie sich etwas… ja wie hatte er sie sich eigentlich vorgestellt? Tatsächlich hatte er sich darüber noch nie so richtig Gedanken gemacht. Aber eines ist klar: Diese Frau hat optisch nicht viel von einer Ägypterin. Ihre roten Haare und die dazu sehr helle Haut erinnern ihn eher an eine dieser Touristinnen, die hysterisch über die Tempelanlagen Luxors rennen und krampfhaft nach dem perfekten Motiv für ihr Fotoalbum suchen.

Aber an ihm ist nicht die Entscheidung, wer sie zu sein scheint und wer nicht. Er führt lediglich Befehle aus und tut damit den Dienst, den schon seine Vorfahren leisteten.

Als sich die Frau verwirrt und suchend im Hausflur umsieht, muss der Wächter für einen kurzen Moment fast die Luft anhalten, um nicht von ihr entdeckt zu werden. Vorsichtig rutscht er noch tiefer in die Nische der Haustür eine Etage höher. Einen Augenblick hat er sogar das Gefühl, sie sehe ihm direkt in die Augen. Da fällt ihm plötzlich etwas auf, das er so noch nie bei einem Menschen wahrgenommen hatte. Er kann nicht genau sagen, was es ist. Aber etwas unterscheidet diese Frau von den Touristinnen, die er so verabscheut. Bei dem Blick in ihre Augen fühlt er mit einem Mal etwas, das er seit so vielen Jahren vermisst hatte, Liebe.

Als die Tür zufällt steht er noch immer völlig gebannt in dem Türrahmen. Allmählich kehrt sein Geist in die Gegenwart zurück, doch dieses Gefühl von Geborgenheit und neuer Hoffnung soll noch lange in seinem Herzen erhalten bleiben.

Hatschepsut

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