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Tilla Durieux

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DIE HÄSSLICHE DIVA

1880 – 1971

„Mit dem Ponem8 wollen Sie zur Bühne? Lernen Sie lieber kochen!“9 Das hört die junge Tilla Durieux 1901 vor ihrem ersten Auftreten am königlich-städtischen Theater zu Olmütz von Theaterdirektor Stanislaus Lesser. Lessers drastisches Urteil ist vom Geschmack der Zeit diktiert. Die damals einundzwanzigjährige Schauspielerin ist kein süßes blondes Mädel mit Kulleraugen und herzigem Kirschmund. Ihr Teint ist dunkel, die schwarzen Haare umrahmen eine slawisch anmutende Gesichtsform, man attestiert ihrem Aussehen eine gewisse Exotik, ja Wildheit, aber keineswegs Schönheit. Auch später, als sie bereits auf den Bühnen Max Reinhardts reüssiert, schreibt ein Kritiker einer Berliner Tageszeitung nach einer Aufführung von „Gyges und sein Ring“:„Wenn man so hässlich ist, soll man nicht die Rhodope spielen.“10 Noch deutlicher drückt sich eine Autorin der Württemberger Zeitung in ihrer Kritik von Shakespeares „Cleopatra“ aus: „Sie ist unschön; platt gedrückte Nase in hagerem Gesicht, unadelige Gestalt, sehr schlechte, gebeugte Haltung, am unköniglichsten von allen ist diese Königin.“11

Dennoch gehört Tilla Durieux zu den meistporträtierten Frauen ihrer Zeit: Auguste Renoir, Emil Orlik, Max Liebermann, Olaf Gulbransson, Franz von Stuck, Hermann Haller, Georg Kolbe, Oskar Kokoschka und andere haben sie gemalt. Für Ernst Barlach, der von den Nationalsozialisten später unter die „entarteten Künstler“ gereiht wird, war sie Modell zahlreicher Porträtbüsten, auch Hermann Haller, Hugo Lederer und Götz Löpelmann haben Büsten von ihr angefertigt.

Alles, was ich wollte, war Freiheit

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