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Der Bus näherte sich der Haltestelle ”Kastanie Ecke Erlen”. Es war 10 Uhr 03, als der Fahrer aus den Augenwinkeln etwas entdeckte, das seine Aufmerksamkeit von der Fahrbahn ablenkte.

Nach der Privatisierung waren die Verkehrsbetriebe erbarmungslos auf Effizienz und Kundenorientierung getrimmt worden. Die Betriebshöfe hatten sich in eine Art Armeedepot verwandelt, hoch umzäunt und scharf bewacht. So hatte sich die Rate der Sachbeschädigungen und Schmierereien drastisch verringert. Die Men In Blue ?­­ so nannte man die smarten Jungs von Adamson Consulting ?­­ hatten Service Levels definiert, insbesondere Pünktlichkeit und Freundlichkeit, für die die Fahrer selbst verantwortlich gemacht wurden. Ein System von Qualifikationspunkten war jedem Mitarbeiter zugeordnet. Bei Verletzung der Ziele gab es Sanktionen, zum Beispiel schlechte Schichten oder langweilige Büroarbeit oder gar so genannte ”Verhaltens­seminare”, die besonders verhasst waren und bei den Fahrern als Gehirnwäsche galten. Denn viele waren ”selbständige Unternehmer” und konnten jederzeit an die Luft gesetzt werden.

So nahm der Fahrer, als die Gestalt vor dem Brachland erblickte, zwar unwillkürlich den Fuß vom Gas, aber mehr auch nicht. Denn natürlich war es ihm erst recht verboten, ohne wirklich triftigen Grund zwischen den Haltestellen anzuhalten. Nach kurzem Zaudern griff er zum Sprechfunk-Mikrofon, das ihn mit der Zentrale verband und drückte die Taste.

„Code 1014, vielleicht sogar 1016”, sagte er knapp, ohne sich zu melden.

„Verstanden!”, kam es aus dem Lautsprecher. Mehr an Kommunikation brauchte es nicht. Man hatte in der Zentrale seine Bus-Kennung und seine Position über das GPS.

Die Zentrale handelte routinemäßig. ”Hilflose Person, vielleicht sogar verletzte Person”, das besagte die Meldung, und so wurden Polizei und Notarzt alarmiert.

Nach etwa 20 Minuten traf der Streifenwagen ein und fand Okambo in einer hellroten Blutlache am Boden liegend. Etwas ratlos stand der Beamte herum, ohne einen Finger zu rühren. Dann kam ihm eine Idee: „Ruf’ doch mal einen Krankenwagen!”, befahl er dem am Steuer sitzen gebliebenen Kollegen. Als er vernahm, dass dieser schon unterwegs sei, setzte er sich wieder in den Streifenwagen und wartete. Der Fahrer verriegelte die Türen.

Kaum 6 Minuten später hielt der Notarztwagen vor dem Brachland. Ein junger Arzt stieg aus, bewaffnet mit dem Notfallkoffer und ging auf Okambo zu. Er kniete neben ihm nieder und tastete nach seiner Halsschlagader. Dann legte er ihm eine Blutdruckmanschette an, schließlich auch noch ein EKG.

Die Polizisten beobachteten noch weitere Maßnahmen, deren Sinn ihnen aber verborgen blieb. Dann erschien der Notarzt am Seitenfenster des Streifenwagens und sagte lapidar: „Tot. Könnt Ihr übernehmen?!”

Der Beifahrer im Streifenwagen richtete sein Lesegerät auf den Toten, um seine Identität festzustellen. „Hoffentlich hat er einen Ausweis dabei, sonst haben wir eine Menge unnütze Arbeit!”, murmelte er beiläufig. Er wurde nicht enttäuscht.

Ein Funksignal trat aus der Antenne des kleinen Kastens und erreichte die Antenne des Chips auf dem Pass von Okambo. Dort erzeugte es eine elektrische Spannung. Das ist Physik – elektromagnetische Strahlen wirken so. Man muss nicht verstehen, warum es so ist. Hauptsache, es funktioniert. Sonst hätten wir weder Fernsehen noch Radio noch Handys. Nun hat der kleine Chip genug Energie bekommen – er braucht nicht einmal eine Batterie. Er wacht auf und sendet seine wenigen Daten, eigentlich nur die Passnummer, zurück. Es sind ja nur ein paar Meter bis zum Lesegerät im Wagen, das die Daten auffängt. Es fügt Standort und Datum dazu und noch ein paar weitere Informationen aus dem Laptop des Streifenwagens, und ab geht die Information als Datenpaket ins Präsidium, wo die Computer schon hungrig auf ihr Futter warten.

Es war der erste Mittwoch im März, zehn Uhr 48, um genau zu sein.

Der Schnüffel-Chip

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