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Zweierlei Maß

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Sexismus und Medien, das ist ein weites Feld. Florian Eckl, ein Kollege von DAZN, sagte bei der Partie Barcelona gegen Huelva bei einer vergebenen Chance von Coutinho: „Es ist wie beim dritten Date. Beide wissen genau, es wird jetzt passieren. Nur, dass er hier den nicht reinhämmert.“ Auf Youtube kursiert der Kommentar als „Der beste Spruch, den ein Moderator je gebracht hat.“ Und Bild titelte: „So kam es zum Kult-Spruch des DAZN-Sprechers.“ Kult also! Ich überlege kurz, was wäre passiert, wenn ich den Spruch gemacht hätte?

Unterm Strich möchte ich behaupten, dass meine „Kuschelnacht“ aus meiner Sicht harmlos ist. Nicht vergleichbar mit sexuellen Anzüglichkeiten oder gar Übergriffen. Ich bin kein Harvey Weinstein. Dennoch drosch an diesem Tag die Empörergemeinde voll zu. Für manchen, dem mein Kommentatorenstil nicht gefällt, sicherlich eine wunderbare Gelegenheit, sich der Beschimpfungspolonaise anzuschließen. Twitter ratterte. Auch in der Redaktionsstube in Unterföhring.

Ich bekam einen Anruf von Sky. Mario Nauen, der Redaktionsleiter höchst persönlich, war am Apparat. Auf laut gestellt für die Mithörer, wer immer das war. Im verbalen Gepäck die Info, dass man mich aus dem heutigen Kommentar rausnehme. Es gab kein Gespräch, keine Erklärung, warum, wieso, weswegen, sondern ich wurde ohne Prozess zum Schafott geführt. Eine pädagogische Nullnummer der Führungskraft. Das löse man bitte geschickter.

Es gab eine vorbereitete Pressemitteilung, die mir nicht schmeichelte, die ich aber mündlich billigte. Bild schrieb süffisant „Sky spart sich Dahlmann“, die anderen Medien zogen nach. Ich stand am Pranger. Vor allem die klickgeilen Onlineplattformen tobten sich aus. Seltsam und eine neue Erfahrung, dass auch Onlineplattformen wie focus.de, welt.de, spiegel.de Bild in Sachen Boulevardjournalismus toppen können. Na ja, es zählen Klicks, denn die bringen das Geld. So läuft das Geschäft. Die Überschrift muss reißen. Und danach noch ein bisschen Müll hinterherkippen.

Aber dann geschah etwas, was mich fast noch mehr erstaunte. Nach der Empörungswelle kam eine zweite Welle. „Was soll denn daran Sexismus sein?“, hieß es, warum hat „Sky keine Eier in der Hose und stellt sich schützend vor Sie“?

Immer geradeheraus

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