Читать книгу Nachtleben im alten Rom - Karl-Wilhelm Weeber - Страница 10

Schlaflosigkeit durch Lärm

Оглавление

Keineswegs legte sich mit Beginn der Dunkelheit Stille über die Hauptstadt, keineswegs versank sie bis zum frühen Morgen gewissermaßen in kollektiven Schlaf. Mochten auch das hektische Treiben und das Menschengewühl, die dort bei Tage herrschten, am Abend abebben, so blieb Rom doch eine clamosa urbs, eine „lärmerfüllte Stadt“.

Ein wesentlicher Grund dafür war das von Caesar verfügte Tagesfahrverbot für Last- und Reisewagen. Bis auf wenige Ausnahmen durf ten zwischen Sonnenaufgang und der zehnten Stunde, also dem späten Nachmittag, im Stadtgebiet „mit zusammenhängender Bebauung“ keine Fuhrwerke unterwegs sein.9 Nur so konnte der sonst drohende Verkehrskollaps in die Bahnen eines normalen alltäglichen Verkehrschaos gelenkt werden.

Das verlagerte freilich einen erheblichen Teil des Transports- und Passagieraufkommens in die Nacht. Tatsächlich rumpelten zur nächtlichen Stunde zahlreiche Wagen über das grobe Basaltpflaster der größeren innerstädtischen Verkehrsadern. Das hatte gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität all der Römer, die nicht in Stadtvillen mit geräumigem schallschluckendem Garten-Areal, sondern in direkt an den Straßen gelegenen Mietskasernen wohnten. Der strepitus rotarum, „Lärm der Räder“, gehörte zu den fundamentalen Unerträglichkeiten im nächtlichen Rom.10 Er verursachte bei vielen Menschen Schlafstörungen, machte ihnen – zumindest in satirischer Überspitzung – das Leben zur Qual; die Lärmemissionen negant vitam, „verneinen“ das Leben, machen es unerträglich, sagt Martial.11 Und Juvenal ergänzt, dass diese Schlafdefizite12 nicht selten Krankheiten auslösten, die letztlich zum Tode führen könnten.13

Schlaflos in Rom

Hier sterben viele, weil Schlaflosigkeit sie krank gemacht hat (…). Denn in welcher Mietwohnung kann man schlafen? Sehr reich muss man sein, um in Rom schlafen zu können. Das ist die Hauptursache des Übels: Wagen biegen in scharfer Wendung um die Straßenecken, die Treiber schimpfen laut, wenn die Herde nicht weiter kann – all das würde einem Drusus oder einem Meerkalb den Schlaf nehmen.

Juvenal, Satiren III 232ff. (Ü: H. C. Schnur)

Und es blieb ja nicht beim Lärm der Räder. Die aus- und einsteigenden Passagiere unterhielten sich nicht gerade im Flüsterton, und die Treiber und Pferdeknechte, die beileibe nicht zu den Zartbesaiteten, sondern eher zu den Kernigen14 zählten, gerieten auf den engen Straßen oft genug in Streit und sagten sich lautstark die Meinung.

Nachtleben im alten Rom

Подняться наверх