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„Ein paar Wegweiser könnten nicht schaden“

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Ich habe diesen Satz mal bei der amerikanischen Schriftstellerin Pearl S. Buck gelesen. Auf dem Nachhauseweg von der Kita ging er mir nicht aus dem Kopf. Ebenso wenig wie der Satz aus der Bibel:

„Sie sind wie Schafe, die keinen Hirten haben.“

Ich weiß, das Bild ist verbraucht. Aber es ist doch wirklich so, dass sie ziellos sind. Und deshalb machen sie dieses oder jenes, aber es ist keine Linie darin. Sie meinen es gut. Keine Frage. Aber gut gemeint ist, wie man so sagt, noch lange nicht gut.

Wie konnten sie bloß den Weihnachtsbaum am Kita–Eingang wegräumen! Wissen sie nicht, dass grüne Zweige und geschmückte Bäume in der Kulturgeschichte der Menschen eine wichtige, überaus positive Rolle spielen? Nein, sie wissen es nicht. Aber warum war ihr pädagogisches Gewissen so schwach? Die Kinder ihrer Kita haben den Baum geschmückt! Allein diese Tatsache hätten sie dem aufsässigen Vater doch entgegenhalten können. Und sie hätten mit ihm in den Koran schauen sollen, um ihm zu zeigen, wie der kleine Isa, noch in Maryams Leib, wie also der kleine Jesus noch vor seiner Geburt seiner Mutter Maria, Kraft und Zutrauen gegeben hat, als diese weit weg in der Wüste am Verzweifeln war und sich wünschte, tot zu sein.

„Sei nicht traurig … schüttele die Palme … und sie wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen. Iss und trink und sei frohen Mutes …“

So zu lesen in Sure 19.

Der Weihnachtsbaum steht doch nicht für eine christlich-dogmatische Lehre von einem dreieinigen Gotteskind, die einem Muslim anstößig ist. Selbst das allein wäre auch noch kein Grund gewesen, dem Vater nachzugeben. Der Tannenbaum ist doch ein Symbol für Treue und Trost und Kraft zu jeder Zeit. „Was euch die Palme ist, ist uns der Tannenbaum“, hätten sie dem besorgten Vater sagen sollen.

„O Tannenbaum, o Tannenbaum,

wie grün sind deine Blätter.

Du grünst nicht nur zur Sommerzeit.

Nein, auch im Winter, wenn es schneit …“

Das kommt dabei heraus, wenn man nicht fragt, worum es eigentlich geht, wenn man Religion abtut, als überlebt, als unwichtig, als etwas, über das man erhaben ist, wofür man sich nicht interessieren muss. Ich will auch keine kirchliche Indoktrination, ich will auch keine pastorale Bevormundung, Ich bin da völlig einig mit ihnen. Jedoch dass sie ihr Desinteresse, ihr Gar-nicht-etwas-wissen-wollen, ihr Schwanken, ihre mangelnde Orientierung noch als Toleranz ausgeben – da halte ich gegen. Aber ich muss mir auch sagen: Dass sie so sind, kommt nicht von ungefähr. Wenn sie beim Thema Weihnachten an die Kirche denken, warum fällt ihnen dann immer gleich eine kirchliche Ideologie ein, mit der sie nichts am Hut haben wollen? Da soll ein Gott sein, der seinen Sohn vom Himmel auf die Erde geschickt hat, als armes Kind, im Stall geboren, damit der die Welt rettet. Das glaubt doch keiner mehr. Die Welt legt doch immer noch im Argen.

Ich frage mich das schon: Warum hat die Kirche die Menschen nicht darüber aufgeklärt, dass alles, was sie über Gott aussagt, bildhaft gemeint ist und nicht als objektiv gemeinte Tatsachenbehauptung geglaubt werden soll und darf? Warum hat sie die Kirche nicht ermutigt, kritisch mit der Tradition umzugehen? Warum provoziert die Kirche selber so viele Vorurteile gegen sich?

Vielleicht, weil sie selbst gar nicht ernsthaft genug nach ihrer Wahrheit fragt, sondern sich nur damit abmüht, dass der Laden läuft? Und weil sie dazu Menschen braucht, will sie keinen verschrecken. Lasst sie glauben, was sie wollen, Hauptsache, sie spielen bei uns mit. Ist es das?

Mir gefallen meine Gedanken nicht. Werde nicht bitter, rede ich mir selber zu. Vergiss nicht, dass du selbst auch Kirche bist, wie du es oft genug dir und den Menschen gesagt hast. Vergiss nicht, dass du selber auch nicht immer in der Ehrlichkeit und Klarheit geredet hast, die nötig gewesen wäre. Deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche sind konfliktscheu, harmoniebedürftig, müde und manchmal auch denkfaul, gewiss – aber so wie du auch.

Plötzlich war der Gedanke da: Ich sollte ein Buch schreiben!

Ja, Klaus, lege einmal alles so dar, wie du es siehst. Schreibe darüber, was es mit dem Weihnachtsfest auf sich hat. Wie es entstanden ist, wie es sich entwickelt hat, wie es früher war und was es heute ist und was es dir bedeutet. Aus deiner Sicht! Natürlich, anders geht es ja gar nicht. Aber doch so, dass jeder, der an dem Thema interessiert ist, an dem, was du schreibst, nicht vorübergehen kann. Was du sagst, muss belegbar sein, begründet und nachvollziehbar. Schreibe dieses Buch!

Weihnachten? Um Gottes Willen!

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