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3.1 Menschliche Sexualität im Schnittfeld von individueller Lebensführung, Sozialität und Kultur

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Wie Endlichkeit und Geburtlichkeit gehört die biologische Differenz der Geschlechter und die Zugehörigkeit zu einem von ihnen zu jenen Vorgegebenheiten, die Menschen nicht ändern können, zu denen sie sich aber wohl irgendwie verhalten müssen. Der Mensch existiert als geschlechtliches Lebewesen. Und sein Geschlecht bestimmt sein Dasein elementar, von Anfang an bis zum Tod. Auch ist die geschlechtliche Prägung nicht bloß ein Teil von ihm, beschränkt auf einzelne seiner Organe, sondern sie umfasst den ganzen Menschen, genetisch bis hinein in jede Zelle seines Körpers.

Das Frau- oder Mannsein beeinflusst darüber hinaus die Art des Erlebens, Fühlens, Vorstellens, des Gedächtnisses und des sich Ausdrückens. Und es wirkt als mächtiger Faktor in den zwischenmenschlichen Beziehungen und im sozialen Handeln. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist außerdem ein Spannungsfeld, in dem Menschen höchstes Glück erfahren, aber auch Enttäuschungen, Demütigungen und Scheitern.

Wohl am elementarsten wird der Mensch mit der Tatsache, dass Menschen entweder als Mann oder als Frau existieren, darin konfrontiert, dass er bzw. sie von einer Frau geboren wurde; dass er nur durch die Fürsorge und Erziehung anderer zu einem eigenständigen Wesen heranwachsen konnte; und schließlich, dass er im Zusammenwirken mit einem (bzw. einer) Angehörigen des anderen Geschlechts selbst zur Erweckung neuer Menschen fähig ist. In allen bekannten Kulturen sind Geburt und Fürsorge im Säuglings- und Kleinkindalter sowie die Erziehung eingebunden in auf Dauer angelegte und geregelte Lebensformen, eine der verschiedenen Ausprägungen von Ehe, Familie oder familienähnlichen Konstellationen.

Geschlechtlichkeit beschränkt sich beim Menschen aber nicht auf die biologische Funktion der Fortpflanzung. Sie ist offenkundig mehr als nur naturhafter Trieb mit dem Ziel der Erhaltung der Menschheit. Sie betrifft den Menschen stärker und auch in vielen anderen Aspekten des Zusammenlebens und der Kultur. Sie ist auch eine Form und ein Mittel, wie das Miteinander von Menschen realisiert, unterstützt und gefestigt werden kann. Aber sie muss auch vom Einzelnen wahrgenommen und als Bestandteil der eigenen Person bejaht und berücksichtigt werden. Geschlechtlichkeit hat von daher eine eigene, über das Biologische hinausgehende Bedeutung und ein eigenes Recht als Dimension einer Person, die in die zwischenmenschliche Beziehung zu einem anderen Mann bzw. einer Frau eintritt, bzw. sich in eine intergenerationelle Konstellation zwischen Erwachsenen und Kindern hineinbegibt, sie gestaltet und ihr eine Form der Verantwortlichkeit gibt – eine Dimension, die, wenn sich die Beziehung als verlässlich erweist, zu einer Grundlage wird, auf der die eigene Lebensführung aufgebaut wird.


Abb. 1: Sexualität im Schnittfeld von Lebensführung, Zusammenleben und Kultur

Ehe, Partnerschaft, Sexualität

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