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Kapitel Drei

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Als er nach einer halben Stunde in seine Wohnung zurückkehrte, fühlte er sich etwas besser. Der Kaffee und die frische Morgenluft hatten seine Kopfschmerzen auf ein erträgliches Maß reduziert. Er richtete Whisky das Frühstück und gönnte sich einen weiteren Koffeinschub. Der Blick auf das Chaos von leeren Flaschen, zerbröselten Chipsresten, ungewaschenen Tellern mit eingetrocknetem Ketchup sowie überquellendem Aschenbecher ließen keine Zweifel zu, wo der Grund seines desolaten Zustands zu suchen war. Rotwein, Weißwein, eine halbvolle Flasche mit dem karibischen Rum vom letzten Urlaub und eine Batterie leerer Bierflaschen zeugten vom Gelage, das in der vorigen Nacht in seiner Wohnung stattgefunden hatte.

Er trug die Flaschen in die Küche und fragte sich, wer das alles getrunken hatte. Es war gestern hoch zugegangen. Oder, zutreffender gesagt, heute früh. Er hatte sich für den Abend mit zwei seiner ehemaligen Arbeitskollegen im Goldenen Löwen im Klosterviertel verabredet. Während der ersten Stunden besprachen sie bei einigen Flaschen des malzigen Klosterbiers die aktuellen Ereignisse in der Stadt, und natürlich die immer schwierigere Situation der Presse im Allgemeinen und der Redaktion des Tagblatts, ihres langjährigen Arbeitgebers, im Besonderen.

Als der Barkeeper nach Mitternacht mit der kleinen Glocke über dem Tresen die letzte Runde ankündigte und demonstrativ die Stühle hochzustellen begann, waren sie alle drei viel zu aufgekratzt, um an Heimkehr und Schlafen zu denken. So lud Max seine Zechkumpanen noch „auf einen Schluck“ zu sich ein. Sein kleines Appartement in einem der jahrhundertealten Häuser des Klosterbezirks lag nur wenige Schritte vom Goldenen Löwen entfernt.

Für das Trio wurde es eine lange Nacht. Sie setzten ihr Trinkgelage zuerst mit Bier fort, bevor sie zum Wein übergingen. Berufsbedingt besaß Max einen mit sehr guten Tropfen gefüllten Weinschrank. Unter seinen wenigen Möbeln war der klimatisierte und mit unzähligem elektronischem Firlefanz versehene Weinschrank sein ganzer Stolz. Er konnte endlos über die sensorgesteuerte Temperatureinstellung und die Lagerungsoptionen des Möbels dozieren. Ganz zu schweigen von dem aus der Sicht eines unterbezahlten Redakteurs im Ressort Kultur sehr hochwertigen Inhalt. Wenn Max ein Weingut besuchte, über dessen Erzeugnisse er dann in seiner Zeitung berichtete, erhielt er stets Kartons und Kistchen der zu begutachtenden Produkte als „Arbeitsproben“ mit auf den Heimweg. Einen Teil davon verteilte er unter seinen Redaktionskollegen. Niemand brauchte allerdings zu wissen, dass er einige der erhaltenen Spirituosen und andere Feinkostgeschenke für den Eigengebrauch abzuzweigen pflegte. Diese Flaschen, Büchsen oder Kistchen nannte er bei sich „Testobjekte“. Sie füllten seinen Weinschrank und auch den Kühlschrank meist bis auf den letzten Liegeplatz.

Im Lauf der Nacht hatten sie eine Flasche nach der anderen geöffnet. Max fragte gar nicht erst, wie seine beiden Kollegen später am bereits anbrechenden Tag ihre Redaktionsarbeiten erledigen wollten. Er war der Einzige des Trios, der seinen Rausch in den Tag hinein würde ausschlafen können. In seiner elektronischen Agenda war für den ganzen Tag kein einziger Termin eingetragen. Seitdem er nicht mehr Mitglied der Redaktion war, verliefen seine Tage weitgehend unstrukturiert und, wie er sich eingestehen musste, ziemlich langweilig.

Als seine beiden Kumpels sich endlich auf den Heimweg gemacht und er die Jalousie in seinem Schlafzimmer geschlossen hatte, waren am Horizont schon die ersten blassen Streifen des anbrechenden Morgens zu erkennen gewesen. Er hatte sich in seinen verrauchten und mit Weinflecken bekleckerten Kleidern aufs Bett geworfen und war binnen weniger Sekunden eingeschlafen.

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