Читать книгу Die Ratte kommt - Lydia Drosberg - Страница 13

IN DER WOHNUNG

Оглавление

Wenn es draußen regnet, muss ich drinnen bleiben. Dabei spiele ich viel lieber an der frischen Luft. Drinnen habe ich durch meine Kletterkünste, zum Leidwesen meiner Mutter, schon so manchen Blumentopf zerbrochen. Die von mir zerbrochenen Gefäße sahen aber auch wirklich schick aus. Weißes Porzellan mit wunderschönen Blumen drauf, dazu ein Goldrand und Goldfüßchen. Da muss ich meiner Mutter schon recht geben, wenn sie schimpft: „Wie kann man so etwas Schönes nur kaputt machen!“ Verflixt, warum stehen die mir beim Klettern aber auch immer im Weg?

Jetzt befinde ich mich im Wohnzimmer. Meine Mutter klappert mit dem Geschirr in der Küche und singt alle Lieder hoch und runter, die sie aus der Jugendzeit kennt. Mir ist auch nicht langweilig. Ich springe mit viel Schwung auf dem Sofa hin und her. Das macht großen Spaß! Dabei schaue ich mir ganz genau unser Wohnzimmerbild an, als hätte ich es noch nie im Leben gesehen. Ziemlich blasse Farben, finde ich. Außer der Rock der Frau, der sieht besonders interessant aus - dunkelrot. Man kann sogar die Falten im Stoff sehen. Die Frau steht mitten im Bild an eine Heugabel gelehnt. Wo sie nur hinschaut? Leider kann ich ihr Gesicht nicht sehen, nur die zusammengebundenen Haare von hinten. Man könnte sich aber vorstellen, dass sie sehnsüchtig auf jemanden wartet.

Meine Mutter reißt mich aus meinen Gedanken: „Ramona, hier hast du was zu essen.“ Was kann es Schöneres geben, als eine Stulle mit Bierschinken? Mutti bringt ihre Nähsachen mit und setzt sich zu mir an den Tisch. Unterm Tisch steht jetzt der offene Nähkasten. Sie ist ganz vertieft in ihre Arbeit. Ich rutsche geschickt vom Sofa und knie mich vor das Objekt meiner Begierde. Da sind Garnrollen in vielen Farben und die unterschiedlichsten Knöpfe zu bewundern und sogar eine Rasierklinge.

Schnell schaue ich mich nach Mutti um, ob die Luft rein ist und dann nehme ich das Ding aus den Kasten. Vielleicht ist die Rasierklinge scharf, denke ich noch und habe mir schon in den Finger geschnitten. Mir wird ganz übel. Mist, das war doch keine so gute Idee!

„Was machst du denn da unten?“, fragt mich meine Mutter da plötzlich. „Immer wenn du so still bist, muss ich aufpassen, dass du keine Dummheiten machst! Hab ich es mir doch gedacht!“ Und bei den Worten: „Da muss ich dir wohl ein Pflaster holen“, fängt sie fürchterlich an zu lachen. Sie kann sich gar nicht mehr einkriegen vor Lachen. Ich frage mich nur, was daran so witzig ist, wenn ich hier halb verblute?

Die Ratte kommt

Подняться наверх