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Burgos - Hornillos del Camino

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Mit ”eingepacktem“ Rucksack stiefelten wir vor 7.00 Uhr, man könnte sagen noch leicht müde, die Treppen hinunter. Der Fahrstuhl war sogar einem alten Ehepaar wie uns zu eng. An der Rezeption legte ich die abgesprochenen 50,00 € auf den Tresen und wir wendeten uns Richtung Tür. Da meinte der Schnösel doch, er bekäme 54,00 €. Nun war der Bock aber so was von Fett, ohne Frühstück sich mit mir anlegen, ganz - ganz schlechtes Timing. Hatte das Gefühl, als wenn mein Kopf vor Wut abfliegt.

Kramte meinen Zettel, den wir bei der Anmeldung erhielten, heraus. Da stand definitiv 50,00 € drauf. Der Portier zeigte mit seinem manikürten Fingerchen auf das ganz klein gedruckte + I.V.A. daneben und grinste. Ich zückte die restlichen 4,00 € und wir zogen stinkig ab. Wenn man sonst in einem Hotel oder Hostal eincheckte, gab man seine Pilgerpässe hin, legte einen Ausweis dazu und zahlte sofort. Am Vortag wollten sie noch kein Geld haben, nannten nur den Nettopreis und legten dann am Abreisetag die Mehrwertsteuer oben drauf. Es ging nicht um die 4,00 € Épw, sondern um die Art und Weise.

So, bevor ich durch diese Stadt lief, brauchte ich unbedingt etwas zwischen meine Zähne und noch dringender Café con leche. Zum Glück hatte eine mickrige Bar schon auf, meine Erstanforderungen an den Tag konnten gestillt werden. Um einen der gelben Hinweise, die Muschel, die Sonne oder einen Pfeil zu finden, musste man immer nur Richtung Kirche bzw. Kathedrale laufen. Wir fanden den in den großen Städten spärlich gekennzeichneten Camino. Nun konnten wir mit unserer Etappe von Burgos nach Hornillos del Camino 21,4 km starten.

Ich erschrak, was stöckelte denn da vor uns her? Och nö, die Hightech Holländer. Zischelte zu Wolfgang: „Langsamer gehen.“ Obwohl, so langsam konnte man gar nicht gehen. Wir besuchten noch eine Bar, um uns für den Weg ein Bocadillo zu besorgen. Die ”Sicht“ war wieder frei und wir konnten uns auf den Weg machen. Vor uns liefen zwei junge Spanier, die wir von unserer ”Lieblingsalbergue“ kannten. Der eine junge Mann bewegte sich ”unrund“ schwer auf seinen Pilgerstab gestützt vorwärts. Wir zogen mit einem ¡Buen camino! an ihnen vorbei und überquerten eine Straße, immer schön nach links über den Zebrastreifen – nach rechts über den beampelten Zebrastreifen und das Gleiche noch einmal. Geradeaus wäre ja auch zu einfach gewesen.

Endlich hatten wir die Stadt verlassen. Wir liefen über einen mit Bäumen und Büschen gesäumten Weg. Vor mir blinkerte etwas Weißes auf, es war das T-Shirt des Holländers, der am Weg stand. Wir grüßten ihn im Vorbeigehen, da sah ich Frau Holland neben einem Busch in gehockter Stellung sitzen. Holland in Not.

Im flotten Paarlauf ging es über Autobahnen und an den Autobahnen entlang. Danach freuten wir uns über Wege, die teilweise im Schatten lagen und einige Zeit an einem Fluss, später an Feldern entlang führten, für Flachländler angenehm zu laufen. Wir erreichten den Ort Tardajos, Pause war fällig. Die für Pilger angesagte Bar wurde angesteuert. Die dazugehörige mit riesigem Pavillon überdachte gekieselte Fläche war durch die Straße von der Bar getrennt. Dankbar nahmen wir im Schatten Platz.

An einem anderen Tisch saßen unsere immer freundlichen französischen Pilger vom Burgos-Bus. Wir begrüßten uns gegenseitig mit einem Zulächeln. Wir verstanden uns auch ohne Worte. Und dann kamen sie, Deutsche oder zu viele Deutsche in einer Gruppe von ca. 10 Personen. Eine kreischte: „Marianne setz dich schon mal hier hin.“

Marianne schnaufte, war auch schon älter, tat, was ihr befohlen wurde.

Rücksichtslos, konnte noch rechtzeitig einen Stuhl für meinen Mann festhalten, wurden Stühle von den umstehenden Sitzgruppen über die Kiesel geschleift. Endlich unter krrrrrr - krrrrrr – krrrrrr hatten sie genug zusammen und sie setzten sich hin. Unsere französische Busmitpilgerin aus Burgos sah irritiert auf diese Gruppe und lief mit den mit Spiegeleiern und Schinken gefüllten Tellern an ihnen vorbei zu ihrem Tisch. Unser Augenkontakt signalisierte, dass wir uns schon wieder wortlos verstanden.

Es gab viele neue Pilger auf dem Weg und auch diese Gruppe muss in Burgos gestartet sein. Alle Gruppenmitglieder trugen orangene Tücher am Hals, an der Hose, um den Arm gebunden oder am Rucksack befestigt. Sie entwickelten sich von orange zu ”roten Tüchern“. Eine aus der Meute blies einen gelben Luftballon auf und befestigte ihn an einem Pfeiler des Pavillons. Mariannes Platzanweiserin meinte, genau so müsste es sein, jeder sollte wissen, dass sie hier gewesen waren. Da hing er nun dieser lächerliche Ballon.

Ich tippte insgeheim auf Sportverein bzw. – wir treffen uns einmal im Monat zum Wandern – Vereinigung. Der Letzte ihrer Sorte kam angeschnauft, er lief in Turnschuhen und trug das schwerste Gepäck in Form von Körperspeck mit sich. Da die anderen Mitglieder ihn mit so einem süffisanten Grinsen begrüßten tat er mir leid. Also Sportverein stimmte schon mal nicht und für eine Wandervereinigung hätte er besser ausgerüstet sein müssen, der arme Kerl. Was ich aber auch immer zu wissen glaube.

Der exzellente Sitz der Frisuren von den Frauen bekräftigte mich bei meiner Meinung, dass sie in Burgos gestartet waren und ihr Schminktäschchen hatten sie auch nicht vergessen. Ein pummeliges Blondchen mit halblangem Pagenschnitt zog sich erst ihre knallroten Lippen nach und dann die Stiefel aus. Zum Wechseln der Strümpfe legte sie die getragenen Strümpfe auf den Tisch und zog sich ein neues Paar Socken an. Tja, pilgern hat schon was mit Einfachheit zu tun.

Wir hatten uns gestärkt und machten uns wieder auf den Weg. Wenn ich meinen Rucksack geschultert hatte, fuhr oft meine linke Hand Richtung des über dem Gurt befindlichen ”Rettungsrings“, mit den Spitzen von Zeigefinger und Daumen prüfte ich die Breite. Hm, sehr zufriedenstellend. Seh ich mir die Bilder jetzt an, frage ich mich, was ich denn da nun wieder gefühlt hatte.

Nachdem wir durch Rabé de las Cazadas gelaufen waren, begann die Meseta. Der Camino führt wieder durch eine baum- und strauchlose Landschaft an Wiesen und Felder entlang. Die einzige Möglichkeit im Schatten einen Schluck erfrischendes Wasser zu trinken, war, nach rechts zum Brunnen Parotorre abzubiegen, an dem nicht nur Bäume, sondern auch Holzbänke und -tische stehen und es einen Grill gibt. Wir hatten aber leider kein Grillfleisch mit. Holland kam, wir gingen lieber weiter.

Es war warm und wir stiefelten bergauf. Neben mir tauchte unser Erstpilger alleine auf, erschrocken fragte ich ihn: „Oh, wo ist Madame?“ Er schmunzelte mich an und wies mit der Hand hinter sich. Da kam Madame, ich klopfte mit meiner Hand auf mein Herz und atmete dazu erleichtert aus. Sie lachte mich an und ich freute mich, alles war gut.

Die Wetterverhältnisse waren grandios – äh – für einen Strandurlaub. Zwischendurch schnell ins Wasser springen, wenn einem zu warm ist und zurück unter den Sonnenschirm lesen oder einfach nichts tun. Tz – tz – tz, Wasser gab es nur ohne Meersalz aus der Flasche, der Sonnenschutz war ein Hut, wobei der Rest des Körpers in der sengenden Sonne brutzelte. Oben auf der Hochebene angekommen konnten wir schon mal einen Blick auf den im Tal liegenden Ort Hornillos del Camino werfen.

Die letzten Kilometer bergab zogen sich. Meine Füße meinten auch, dass es für diesen Tag genug ist. Ich müsste vielleicht meine Füße überprüfen, ob eine Tageslaufleistung eingestanzt ist. Da es für Füße auch keine Bedienungsanleitung in Papierform gibt und ich leider keinen Internetzugang mit hatte, konnte ich derartiges leider nicht nachsehen. Wir schotterten bis zum Ortseingang. Dort gab es einen Dorfladen und gegenüber ein Hostal. Leider hatte dieses Hostal einen Zettel ”komplete“ an den Butzenscheiben hängen. Die dunklen Scheiben ließen einen noch nicht mal einen Blick hinein werfen.

Mein Mann holte uns Getränkedosen. Ich hatte nicht nur keine Lust auf Wasser, sondern auf nix mehr – fertig – einfach völlig fertig. Setzte mich auf die kleine im Schatten stehende Bank vor den Laden. Um meinen gesamten Körper vor der Sonne zu schützen, hätte ich mich tief in die Sitzfläche gedrückt hinlegen müssen. Ich maulte, mach ich immer wenn ich kaputt bin. Wolfgang sollte alleine im Ort nach einer Übernachtungsmöglichkeit suchen. Mein Körper, besonders meine Füße streikten und ich unterstützte sie. Einigkeit soll ja starkmachen – hm – hier doch eher schwach.

Meine Chevaliers huschten an mir vorbei, öffneten die Tür des Hostals und verschwanden darin. So eine Oberfrechheit, sie hatten wohl reserviert. Meine Laune sank noch ein Stück tiefer. Da saß ich nun im kaum noch vorhandenen Schatten und suchte krampfhaft nach jemanden, den ich ordentlich ärgern konnte. Leider kam weder Wolfgang zurück, noch sonst ein Pilger vorbei. Er hatte seinen Rucksack bei mir gelassen, somit nahm ich nicht an, dass er sich von mir, seinem knurrigen Eheweib abgesetzt hatte.

Endlich erschien er zurück, er hätte weiter im Ort eine Herberge gefunden und dort mit einer Englisch sprechenden Mitarbeiterin gesprochen. Es gäbe 6 km weiter ein Hotel und wir würden vor der Albergue abgeholt werden. Mensch, hätte uns auch vor dem Laden abholen können. Der Rucksack wurde wieder geschultert und ab zur Albergue. Wir trafen dort auch Josef an, er hatte in der Herberge schon seine Sachen untergebracht. Begeistert war er von der Herberge nicht. Und auch diese Albergue war schon belegt. Die orangenen Tücher flatterten an uns vorbei, die Platzanweiserin rief noch ein: „Vielen Dank für den Tipp”, er sei ihr Retter gewesen zu Josef. In meinem Kopf spuckte es: Josef wie kannst du nur. Wie kamen die überhaupt hierher, überholt hatten sie uns nicht. Sie wurden zu einem Matratzenmeer in einer Sporthalle geführt. Wenn sie einen Spiegel dort fanden, konnten sie ihn ja fragen: Spieglein, Spieglein an der Wand wer sind die am dollsten geschminkten Pilgerinnen auf dem Camino in diesem Land?

Wer weiß, vielleicht hätte er geantwortet: Ihr seht ja toll aus, so schön zurechtgemacht. Bei mir käme bestimmt: Nimm mal schön dein Wellblechpalastgesicht weg. Und die Haare sind auch nicht geföhnt. Kann ich noch einmal bitte die mit den orangenen Tüchern sehen? Hallo, ich bin auf dem Pilgerweg und Marathonläufer sehen im Ziel auch nicht gut aus. Wenn der Spiegel dann bemerken würde, ich wäre ja auch noch nicht am Ziel, müsste ich ihm leider recht geben. Zum Glück halten alle Spiegel den Mund.

Wir saßen auf dem ungastlichen Platz vor der Albergue, ein Tisch, zwei Stühle, ein kleiner Sonnenschirm und an der Wand hing ein roter Bushaltestellen-Mülleimer. Ich fragte mich, wo sich die ganzen Pilger (32) aufhalten sollten. Als ein Auto angefahren kam, sprang ich auf, nur um mich wieder hinzusetzen. Es fuhr vorbei, denn eben nicht. Beim nächsten Auto blieb ich sitzen, es war aber für uns angefahren gekommen.

Schnell die Rucksäcke, Stick´s und wir hinein, ab ging die Fahrt. Aus dem Seitenfenster hinausschauend sah man das Schild des nächsten Ortes. Ich glaubte es nicht, da stand doch tatsächlich – Isar-. Somit landeten wir in Bayern, vor dem Hotel Rural. Ich zückte mein Geldtäschchen, um das Taxi zu bezahlen. Der Fahrer sah mich verwirrt an. Wolfgang meinte: „Das ist doch der Besitzer vom Hotel, der möchte kein Geld für die Fahrt.” Auch gut.

Die Bar ist auch die Rezeption, klein aber gemütlich, hier hielten sich auch einige Spanier an Biergläsern fest. Oder sie kamen um sich die barbusige, schielende Figur anzusehen, die auf dem Tresen stand. Wir wurden gefragt, ob wir etwas trinken möchten. Ach, endlich einen Café con leche, Wuschi nimmt lieber ein Bier. Smoky ging natürlich mit dem Café vor die Tür und suchte dort an der linken Hausseite Schatten. Das Angebot für Schattenplätze war aber den Tag so was von gering. Es fehlten hier Sonnenschirm und Stühle. Nach dem Getränkegenuss führte uns der Besitzer nach oben zu unserem Zimmer. Obwohl das hätten wir auch selber gefunden, es gab nur fünf Zimmer. Die Zimmer hatten keine Nummern, sondern Namen, die Namen habe ich aber vergessen. Ich kann mir ja nur Zahlen merken.

Wir schlossen auf und fielen fast vor Staunen in Ohnmacht. Wir Luxuspilger, wir Glückspilze. Uns empfing ein in warmen Farben gehaltenes großes Zimmer, das Bett lud zum Sofortschlaf ein. Wir widerstanden. Das Zimmer musste ja noch mit dem Rucksackinhalt umdekoriert werden. Ich betrat das Baño, oh my good, eine Badewanne, wer jetzt noch am Luxus zweifelte. Ich ging plätschern, nach der Reinigung von Körper und Wanderkleidung hatte meine Erschöpfung die Müdigkeit an die Hand genommen und war verschwunden. Wir gingen sauber und bestens gelaunt hinunter. Auf unsere Frage, wo wir unsere Sachen trocknen könnten, meinte der Hotelier: im Garten auf dem Trockenständer. Den Ständer hatte ich oben im Flur gesehen. Aber welchen Garten meinte er? Gingen diesmal rechtsseitig um das kleine Hotel. Da gab es eine kleine von einer Hecke umrahmte Grasfläche, ohne Sonnenschirm zwar, aber mit Tisch und 2 Stühlen. Wie wohl die Notunterkunft mit Matrazenmeer aussah? Tz,tz.

Hatte ich mir auf dem Camino kühleres Wetter gewünscht? Dieser Wunsch wird verspätet erfüllt. Es ist Juli, theoretisch Sommer, kalendermäßig, aktuelle Temperatur 12ºC. Es schifft, mit kurzen Unterbrechungen, seit drei Tagen. Ein sogenannter Deutscher “Supersommer“. Schlafanzugsonntag. Da Philips sich, seit einer Woche, mit dem von Allitsches (Alice) HD-Rekorder angerichteten Schaden beschäftigt, können wir Fernsehtage schlicht vergessen. Allitsche, meine neue “Freundin“, das Blondchen, das immer so schön mit ihrem braunen Kleid um die schlanken Beine wedelt. Wie konnte ich als Frau nur darauf hereinfallen. War es Neid auf diese Figur, dachte ich, da färbt vielleicht etwas ab. Einen vernünftigen Grund kann ich einfach nicht mehr erkennen. Zurück auf den richtigen Weg.

Wir setzten uns in den Garten und bewachten, abwechselnd mit Cafe, Cerveza oder Clara (Alsterwasser) bewaffnet, unsere auf dem Trockenständer hängende Wäsche. Beschrieben den ersten Schwung Postkarten. 28º C warm war es bestimmt. Wir rückten die Stühle so dicht an die Hecke, dass wir ein Stückchen im Schatten relaxen konnten. In dem Hotel waren auch ein Franzose und eine Deutsche untergekommen. Die Kommunikation mit dem Franzosen beschränkte sich aufs freundliche Zunicken. Die Deutsche kam in “unseren“ Garten. Sie war klein, fast dürr und trug ihr graues Haar pusteblumenmäßig. Ich tippte auf Lehrerin, weil sie ein so strenges, keinen Widerspruch duldendes Gesicht hatte. Sie beklagte sich darüber, dass die Herberge belegt war und sie nun hier in diesem Hotel übernachten musste. Warf noch einen begehrlichen Blick auf unsere Heckenplätze und unter der Bemerkung, hier wäre ja auch kein Schatten, zitterte sie wieder ab.

Getränke machten nicht satt, der große Hunger rüttelte an unseren Magenwänden. Ich ging ins Hotel und fragte, wann wir comidos (essen) könnten. Der Besitzer sah zur Uhr und meinte, in einer ½ Stunde, um 17.15 Uhr, könnten wir essen. Was für ein Luxus, nicht bis zum Abend warten zu müssen. Das wurde hier ja immer schöner. Nachdem wir unsere trockene Wäsche in unser Zimmer gebracht und so noch rumgetrödelt hatten, war es Zeit zum Speisen.

Neben der Bar gab es den Speiseraum. Der Hotelier, außer kochen machte er alles, führte uns zu einem, in der hintersten Ecke stehenden, eingedeckten Tisch. Fast wie in einem Separee. Wein und Brot standen schon bereit. Es wurden uns als Vorspeise gebratenes Gemüse, als Hauptgang Schweinefilet mit Salat und leckerer Soße und zum Dessert Eis gebracht. Dazu genossen wir den vorzüglichen Rotwein. Das Schlaraffenland hatte seine Pforte nun aber ganz weit aufgerissen.

Wir beschlossen noch eine Runde durchs Dorf zu drehen. Die Pusteblume kommt uns mit einer Tüte in der Hand entgegen. Meinte, falls wir noch einkaufen wollten, könnte sie uns sagen, wo sich das Geschäft befindet. Nö, wollten wir nicht. Unser Energiedepot (Bananen) war noch gefüllt und Wasser holten wir uns im Hotel. Wir liefen zur nahegelegenen Kirche hinauf. Das ganze Gelände um sie sah ungepflegt aus. Neben der Kirchenuhr tummelten sich Wespen oder Bienen um eine Lücke in der Kirchenmauer. Außer den Insekten ging wohl keiner in diese Kirche. Von dem höhergelegenen Platz vor der Kirche konnten wir weit ins Land sehen. Das Land, das wir schon “abgelaufen“ waren. Zufrieden mit uns und der Welt gingen wir zum Hotel.

Als wir durch das mittelalterlich anmutende Dorf zurückgingen, stellten wir fest, dass der Ort wie ausgestorben war. Kein Mensch begegnete uns. Man hörte auch kein Kinderlachen, keine meckernden Mütter, keinen Rasenmäher, keinen Handwerker bohren und hämmern, sah keine Katze, es bellte kein Hund. Nix. Da musste der Hotelbetreiber sich ja über unsere Anwesenheit freuen.

Als wir im Hotel ankamen, handelten die beiden anderen Gäste, die Deutsche in perfektem Französisch und spanisch, gerade die Uhrzeit für Frühstück und Abfahrt aus. Wir fanden eine Frühstückszeit um 7.15 Uhr in Ordnung, den anderen Pilgern ist das zu spät. Damit der Hotelier nicht überstrapaziert wurde, schlossen wir uns den Beiden an. Nun sollte es um 6.15 Frühstück geben und die Abfahrt um 6.45 Uhr erfolgen. Ich war fasziniert von den Sprachkenntnissen der Frau und fragte sie, ob sie Lehrerin war. Nein, sie wäre Übersetzerin gewesen, ihr Hörvermögen ließ nach und sie musste den Beruf aufgeben. Gut, dass ich in ihrer Anwesenheit kein spanisch gesprochen hatte. Mit ¡Buenas noches! gingen wir hinauf in unser “Gemach“.

Wolfgang schrieb noch in sein Notizbuch und ich stellte noch die Weckzeit im Handy ein. Ich schrieb nicht ein Wort, dafür hatte ich aber auch zwei Moleskine Notizbücher mit, man weiß ja nie. An der frischen Bettwäsche schnüffelnd schwebte die Prinzessin, auf der Erbse ohne Erbse, beim zweiten sanften Klang der Kirchenglocken vom Schlemmerland ins Schlummerland. Auch der Schnarchbär konnte sie nicht aufhalten.

Mails von Marge

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