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Anreise

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Am 14.05.2011 ging es endlich los. Ab zum Flughafen. Guten Mutes liefen wir zum Bahnhof. Ich hatte im Laufe der Woche ja schon Probepackungen vorgenommen. Alles klar 8.630 g mein Rucksack, Wolfgangs 9.400 g. Abflugtag meiner 9.800 g? Zum Fliegen hatten wir uns alte Sachen angezogen, die wir in Pamplona wegwerfen wollten. Na, kommt denn wohl so hin – dachte ich noch. Leicht war der Rucksack aber nicht wirklich.

Schleppt man nicht sein ganzes Leben Dinge mit sich, die man nie braucht? Aber immer dabei hat – es könnte ja sein, dass man sie doch benötigt?

Eine geniale Idee ist ja die E-Bordcard (für wen?? Ach ja, für Willi-Unwichtig) – man braucht ja nicht mehr einchecken! Doch musst du, wenn du Gepäck hast.

Lufthansaschlangen haben nichts mit Luftschlangen gemein. Denn sie sind wirklich sehr – sehr lang. Alle Lufthansafluggäste (für sämtliche Flüge) bitte in einer Schlange anstellen. Klasse Idee – Begeisterung – denn die Zeit auf der Uhr zeigt an, das könnte knapp werden. Trotz E-Bordcard – ha!

In der Schlange präparierten wir unsere Rucksäcke mit den Plastikhüllen, damit wir in Pamplona mit heilen, sauberen Rucksäcken landen können. Beim Verpacken rann mir schon mal ein büsschen Schweiß von der Stirn. Natürlich mussten wir mit unseren etwas seltsam verpackten Rucksäcken zum Schwerlastschalter. Aber dann hatten wir alles erledigt, ab durch die Personenkontrolle. Wir hatten ja kein Handgepäck, das Puckelgepäck war endlich weg. Pacsafe ab, Gürtel ab, alles aus den Taschen raus und? Na und? Ich war längst durch. Na wo ist denn der Wolfgang? Es piehipte. Er musste in eine Kammer und seine Schuhe ausziehen. Es dauert und dauert. Puh! Endlich hatten wir es bis in die Wartehalle des Gates geschafft. Puh!

Im Warteraum von Lufthansa, früher gab es hier mal Zeitungen, taxierte ich die Fluggäste der Maschine Hamburg-Düsseldorf. Was fällt mir auf? Zwei Frauen, eine in Khakibraungelb die andere in Türkis, Dreckigtürkis. Irgendwie glaubte ich, dass die Beiden die gleiche Reiseroute haben. Khaki isst erst mal ein Käsebrot.

In Düsseldorf angekommen, benötigen wir nur ein paar Schritte, um zum Abfluggate zu kommen.

Hallo, was ist denn hier los. Erschien eben ein Icon Windows-Update? Hallo, bin doch gar nicht am Netz. Fährt der Laptop doch einfach herunter. Wenn er so weiter macht, werden wir nicht wirklich dicke Freunde. Darf ich weiterschreiben? Danke.

Gate A 20 Düsseldorf – Bilbao. Ich hielt Umschau. Sah mehrere Wanderstiefel an den Füßen. Aha, es ist das richtige Gate. Na, wer ist auch da? Na klar, Khaki und Türkis. Ich mag diese Frauen nicht. Khaki isst erst mal das nächste mitgebrachte Käsebrot. Türkis muss die Arme ganz weit ausbreiten, um ihre herabfallenden Mundwinkel aufzufangen. Der erste Eindruck über die Frauen, vergiss sie.

Ein Wandersmann durchschreitet im Stechschritt die Halle. Gerade Körperhaltung, ausdrückend; ich bin ein sehr guter Läufer – stark, energisch, ha! Dabei ist sein Körpermaß ca. 160 cm. Die meisten Passagiere fliegen weiter nach Bilbao. Türkis grummelt immer noch. Zicke.

Vom Flughafen Bilbao soll ein Bus in die Stadt zum Busbahnhof fahren. Er war natürlich schon weg. Vor der Haltestelle stehen alle meine “Freunde“. Obwohl das Käsebrot ist jetzt wohl alle. Stechschritt fragte ob wir heute noch die erste Etappe laufen wollen. Es ist bereits 13.30 Uhr. Klapskalli.

Als der Bus kam (angegebene Fahrplanzeiten wollen wir mal schlicht vergessen) und wir einstiegen, konnte ich endlich mein vorzügliches Spanisch anbringen „Dos billete a Bilbao por favor“. Na ja, der Bus fuhr ja auch nur nach Bilbao.

An der zweiten Station stiegen die beiden Frauen aus. Ich war unruhig, wollte auch raus. Wolfgang fragte lieber nach, auf Englisch, sicherheitshalber auf Englisch. Bei meinem Spanisch! Wir blieben bis zur Endstation sitzen und die Weibsen waren wir auch los.

Es war gestern heiß – sehr heiß. Die Luft bestand nur aus durchsichtigen Marshmallows. Dann kam nach langer Trockenheit das Gewitter. Ein Instinkt schreit – los reiß dir die Klamotten vom Leib und tanze durch den prasselnden Regen. Eine Reinigung - nicht nur der Luft. Was hielt mich davon ab, mich zu entblättern? Das Gewitter oder die Nachbarn – beides. Schade eigentlich.

Nun wollen wir aber wieder auf den richtigen Weg kommen.

Busbahnhof Bilbao, mein zweiter Einsatz „Dos billete a Pamplona por favor“, hat geklappt. Hielt zwei Fahrkarten nach Pamplona, Abfahrt 15.15 Uhr, in der Hand. In der Wartezeit lernten wir zwei Pilger kennen. Einen Hamburger und einen Rheinländer. Der Rheinländer war sehr aufgeregt. Er möchte den Camino in Logroño beginnen, ist überhaupt nicht vorbereitet und möchte negative Dinge die sein Leben begleitet hatten weglaufen. Der Hamburger war ein Jahr zuvor ab Saint-Jean-Pied-de-Port gelaufen. Er wäre süchtig geworden und wird ab Burgos beginnen. Er hatte seinen Rucksack auch mit einem Plastiksack vor Verschmutzung gesichert. Er arbeitet bei der Lufthansa. Wir verabschiedeten uns mit einem ¡Buen camino! – sehr sympathisch.

Die Busfahrt nach Pamplona verlief sehr geruhsam, wir waren beide eingenickt. Pamplona ist größer, als ich erwartet hatte. Auf unserem Miniplan von Outdoor brauchten wir nur über den Rio Arga einer Brücke folgen, schon sind wir am Hotel. Theoretisch, praktisch liefen wir in die falsche Richtung. Klar, weil wir den Rio Arga gar nicht sehen konnten. Also fragen. Nun konnte ich schon mal feststellen, dass ich überhaupt kein Spanisch kann. Ich verstand mal nix, zum Glück gibt es ja noch Handzeichen. An der Stadtmauer angekommen sehen wir ganz – ganz weit unten den Rio Arga. Beim Hinuntertapern der Treppen graute mir schon vor dem Morgen. Überall wo man hinunter geht, muss man ja auch wieder hinauf. Gedankenächs.

Nach überqueren der Brücke beginnt ein neuerer Stadtteil. Oft hatten wir nach dem Hotel gefragt. Margie hatte wieder nichts verstanden – Dialekt? Lass ich jetzt mal so stehen. Nach gefühlt gelaufenen 5 km hatten wir endlich unser Hotel erreicht. Unsere erste Unterkunft war in Ordnung – vale. Sind noch wieder zurück in die Stadt gelaufen, wollten etwas essen. Gegenüber der Brücke standen viele Leute. Komisch, nachsehen, aha, mitten in der Stadtmauer fährt ein Seil-Lift in die Altstadt. Leckere Tapas gegessen und ab in Bett.

Wir waren schon schön eingeduselt, saßen plötzlich wie auf Kommando aufrecht im Bett. Es kruschelte an der Tür und sie wurde aufgeschlossen, geöffnet und wieder geschlossen. (Ich klau dem Schei… vom Bauhof gleich die nervige Säge) Wolfgang sprang auf und steckte den Schlüssel ins Schloss. Was war das denn. Fühlte mich gerade sehr – sehr sicher.

Mails von Marge

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