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EINLEITUNG

Ursprünglich war daran gedacht, diese Einführung in die Praktische Theologie durch und durch ökumenisch anzulegen. Ein solches Konzept erwies sich jedoch bei der konkreten Umsetzung als (noch) undurchführbar, sollten sich die Ausführungen nicht nur auf abstrakte Theorieerörterungen beschränken, sondern auch jeweils soweit wie möglich an das Handeln von Kirche zurück gebunden werden. Diesbezüglich gibt es bei aller ökumenischen Annäherung weiterhin Differenzen zwischen den real existierenden Kirchen und ihrer Praxis; teilweise sind sie grundsätzlicher Art (wie insbesondere in der Amtsfrage), teilweise sind sie durch Gewohnheiten bedingt, die infolge der Trennungen zwischen den Kirchen entstanden sind. Von daher lag es nahe, den inhaltlichen Schwerpunkt dieser Einführung auf eine konkret vorfindbare Kirche und ihre Theologie zu legen, was in diesem Falle die katholische Kirche ist. Gleichwohl war und ist es ein Anliegen, konsequent eine ökumenische Ausrichtung durchzuhalten.

Hoffentlich lassen die Ausführungen und zusätzlich die Anmerkungen mit ihrer Fülle an Hinweisen auf Literatur aus dem evangelischen Raum erkennen, dass dies nicht im Sinne einer Höflichkeitsfloskel den „Anderen“ gegenüber gemeint ist. Vielmehr entspricht das der Überzeugung, über die konfessionellen Grenzen hinweg einer gemeinsamen Sache verpflichtet zu sein und deswegen so viel wie möglich in Theorie und Praxis zusammenzuarbeiten. Einschränkend muss eingestanden werden, dass mit Ökumene in diesem Buch vorrangig die im hiesigen Kontext überwiegend präsente reformatorische und die römisch-katholische Ausprägung des Christentums im Blick sind; die Orthodoxie ist bestenfalls implizit berücksichtigt. Es ist eine Tragik, dass eine – wie auch immer sich näherhin ausgestaltende – Einheit der Christenheit immer noch auf sich warten lässt – eine Tragik möglicherweise weniger für die Kirchen in ihrer institutionalisierten, da ihnen vermeintlich Sicherheit gebenden Gestalt, aber auf jeden Fall für die Botschaft, die sie zu verkündigen haben; wird deren Glaubwürdigkeit für die Menschen doch durch die Trennung zwischen den Kirchen erheblich erschwert.

Die Bezeichnung „Einführung“ gibt genau das wieder, was mit diesem Buch beabsichtigt ist: vor allem Theologiestudierenden, aber auch sonst an dieser Disziplin Interessierten einen Zugang zur Praktischen Theologie zu erschließen, indem sie vorrangig mit dem spezifischen Denk- oder Reflexionsansatz dieses Faches vertraut gemacht werden.1 Aufgrund seiner breiten Ausdifferenzierung und den damit gegebenen Spezialisierungen auf die verschiedenen kirchlichen und kirchlich vermittelten Handlungsfelder stellt es sich für „Nicht-Eingeweihte“ leicht als völlig disparat und unübersichtlich dar.

Mit dem theologischen Leitbegriff „Kommunikation des Evangeliums“, der sich wie ein roter Faden durch die Gliederung und die einzelnen Kapitel hindurch zieht, wird versucht – ohne ihn deswegen als den einzig möglichen angeben zu wollen –, eine Art einheitliches Rahmenkonzept zu entwickeln, das dazu verhilft, Zuordnungen der verschiedenen Unterdisziplinen und ihrer Handlungsbereiche untereinander und Verbindungen zwischen ihnen zu ermöglichen. Die Konzentration darauf, die Praktische Theologie in der Weise, wie sie ihre Gegenstände reflektiert und dazu die Adäquatheit ihrer Theoriekonzepte erwägt, hat dazu geführt, dass der ganze Bereich, in dem es darum geht, ganz praktische Methoden für das pastorale oder religionspädagogische Tun zu entwickeln, vernachlässigt wird. Aber dies geschieht durchaus gewollt. Denn damit wird Erwartungen, die gern an die Praktische Theologie gerichtet werden, sie möge doch den später oder auch jetzt in der Kirche beruflich Tätigen Tipps zum Knowhow ihres Tuns geben, nicht entsprochen. Einerseits wäre es unmöglich gewesen, dieses zusätzlich zu leisten. Dazu muss und kann auf die einschlägigen und umfangreicheren Handbücher der Praktischen Theologie sowie ihrer einzelnen Unterdisziplinen verwiesen werden. Andererseits versuchen die folgenden Kapitel davon zu überzeugen, dass und warum eine bewusste theoretische Distanz zur Praxis alles andere als praxisfern, sondern geradezu vonnöten ist, um vermeintlich bewährte kirchliche und pastorale Praktiken auf ihre Sinnhaftigkeit hin zu überprüfen und gegebenenfalls zu revidieren bzw. durch neue zu ersetzen. In Umbruchsituationen, in denen sich das Christentum und die Kirchen derzeit befinden, ist das umso not-wendiger.2

Danken möchte ich den Mitgliedern des Doktorandenkolloquiums, die sich zu einer kritischen Begleitlektüre bei der Entstehung dieses Manuskripts bereit erklärt und dabei hilfreiche und weiterführende Hinweise gegeben haben.

Münster – Dortmund, Pfingsten 2004

Einführung in die katholische Praktische Theologie

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