Читать книгу 30 tolle Western November 2021 - Pete Hackett - Страница 14

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Wir trieben die Longhorns durch ein langgestrecktes Tal.

Immerhin war es hier etwas leichter, die Herde beieinander zu halten. Die Hänge zu beiden Seiten der gut dreihundert Yards breiten und sich wie ein Schlauch dahinziehenden Senke waren gerade steil genug, um Longhorns davon abzuhalten, aus der Herde auszubrechen. Für Pferde waren diese Hänge allerdings ohne weiteres passierbar.

Ich sah zu Cyrus hinüber, einem Schwarzen, der fast bei jedem Viehtrieb dabei gewesen war, den Allan und ich gemacht hatten.

Cyrus nahm seine Winchester aus dem Sattel. Er lud die Waffe mit einer energischen Bewegung durch und ließ den Blick aufmerksam umherschweifen.

Offenbar hatte er etwas Verdächtiges bemerkt.

Cyrus kam nicht mehr dazu, die anderen zu warnen.

Reiter tauchten hinter den Hügelkämmen auf und begannen sofort zu schießen.

Die Angreifer hatten sich gut verteilt.

Ein wahres Bleigewitter krachte los. Aus gut einem Dutzend Rohren wurde von den Kämmen der umliegenden Anhöhen aus geschossen.

Die Ballerei galt nicht in erster Linie uns, sondern den hellbraunen Longhorn-Rindern.

Die Tiere wurden halb verrückt vor Angst und jagten wie von Sinnen davon. Ihre Hufe pflügten den Prärieboden auf.

Die Herde wurde innerhalb weniger Augenblicke zu einer großen, formlosen Masse, die sich unaufhaltsam vorwärts wälzte.

Da gab es nichts, was man tun konnte, außer hinterher zu reiten, um die Herde nicht zu verlieren.

Dabei musste man hoffen, dass zumindest der Großteil der Tiere zusammenblieb, sonst war man später tagelang damit beschäftigt, sie wieder zusammen zu treiben.

Donnernd stampften die Hufen der Longhorns über das trockene Präriegras. Der Boden erzitterte förmlich.

Sich einer solchen wild gewordenen Herde entgegenzustellen, wäre reiner Selbstmord gewesen. Ich zog meinen Revolver aus dem Holster und feuerte ein paar Mal in Richtung der Angreifer. Mein Pferd scheute, stellte sich auf die Hinterhand. Ich hatte Mühe es zu bändigen. Die Angreifer feuerten jetzt gezielt auf unsere Leute.

Aus den Augenwinkeln sah ich dann, wie einer unserer Cowboys am Oberkörper erwischt wurde. Sein Name war Quinn. Ein guter Mann, auf den Verlass war. Er wurde durch die Wucht des Schusses vom Pferderücken gerissen und landete im braunen, bereits von unseren Longhorns platt getrampelten Präriegras.

Er hatte keine Chance.

Die Hufe der Longhorns zermalmten ihn, pflügten ihn buchstäblich in den Boden hinein. Ich hörte noch seinen gellenden Schrei, der für einen Augenblick sogar die Schussgeräusche und das dumpfe Donnern der Longhorn-Hufe übertönte.

Unbändige Wut stieg in mir auf.

Niemand hatte so einen Tod verdient!

Dann kamen die Angreifer von den Anhöhen herunter. Etwa ein Dutzend Reiter waren es, die da in wildem Galopp heranstürmten, fast wie eine Kavallerie-Abteilung, die eine Attacke ritt.

Ich feuerte mit dem Revolver auf die herannahenden Viehdiebe.

Die zwei Ersten holte ich aus dem Sattel, einem Dritten schoss ich den Gaul unter dem Gesäß weg, sodass er unsanft auf dem Boden landete. Er hatte Glück, dabei nicht der wildgewordenen Rinderherde in die Quere zu kommen. Nur ein paar versprengte Outsider trampelten rechts und links an ihm vorbei.

Meine Revolvertrommel leer.

Der Mann, dessen Gaul ich getroffen hatte, rollte sich auf dem Boden herum, riss seine Winchester hoch und richtete den Lauf in eine Richtung.

Einige Yards hinter mir krachte ein Schuss, der den Mann mitten am Kopf erwischte.

Ich drehte mich im Sattel halb herum und sah Allan, meinen Partner, der Schuss um Schuss in Richtung der Viehdiebe abfeuern.

Etwa ein Dutzend Pferdelängen weiter zurück befand sich Cyrus, der immer wieder seine Winchester loskrachen ließ.

Der Rest unserer Männer hetzte hinter der Herde her und das war auch gut so. Die Tiere würden sich irgendwann wieder beruhigen.

Es war zwar unmöglich, sie zu stoppen, aber vielleicht gelang es der Mannschaft, sie wenigstens ein bisschen zu lenken.

Genau das wollten unsere Gegner auch.

Ich nutzte den Feuerschutz, den ich im Moment hatte, um meinen leergeschossenen Colt wieder einzustecken und die geladene Winchester aus dem Sattel zu ziehen.

Wir feuerten zu dritt und die Angreifer drehten etwas zur Seite ab.

Sie hängten sich geschickt seitwärts an ihre Pferde, so wie es die Prärieindianer machten, und benutzten auf diese Weise ihre Gäule als Deckung.

Einige holten wir trotzdem aus dem Sattel.

Die Meute zog sich daraufhin hinter die nächste Anhöhe zurück.

Wie die Hasen preschten sie davon.

Dann gab ich den beiden anderen ein Zeichen. Wir mussten hinter der Herde her.

Ich wandte mich kurz an Allan.

"Danke! Das war vorhin verflixt knapp!"

Er nickte mir zu. Wir brauchten nicht viele Worte. Jeder von uns wusste, dass der andere für ihn einstehen würde, wenn es sein musste.

Dann mussten wir weiter. Der Herde würde nicht auf uns warten.

Wesley Carrington kam uns entgegen.

"Wie steht's da vorne?" fragte ich ihn.

"Keine Ahnung! Ein riesiges Durcheinander. Die Herde hat den Kopf verloren!", brummte er finster. "Ich dachte, hier wird vielleicht ein Revolver gebraucht."

Ich blickte in die Richtung, in die die Meute verschwunden war.

"Die Coyoten haben sich zurückgezogen", stellte ich fest.

Wesley Carrington zog den Revolver, ließ ihn um den Zeigefinger herumkreisen und anschließend elegant zurück ins Holster gleiten.

"Schade", sagte er. "Ich hätte mich gerne für die Sache im

"Drunken Sinner"-Saloon revanchiert. Ich bleibe ungern jemandem etwas schuldig, Mr. Burns."

Allan lächelte dünn. "Keine Sorge, Carrington, dazu bekommen Sie vielleicht noch eher Gelegenheit, als Ihnen lieb ist. Ich glaube nämlich nicht, dass wir die Bande zum letzten Mal gesehen haben!"


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