Читать книгу 30 tolle Western November 2021 - Pete Hackett - Страница 15

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Den Pferden hatten wir die Sporen gegeben und jetzt galoppierten sie über das plattgewalzte Gras hinter den Longhorns her, die uns schon um einiges Voraus waren.

Dort wurde auch geschossen, aber das Gefecht schien schnell entschieden, denn die Ballerei verebbte schon bald wieder.

Das Gelände war unübersichtlich, so konnten wir nicht sehen, was geschehen war.

Etwa ein Dutzend der Viehdiebe tauchten jetzt wieder hinter einer Hügelkette hervor. Sie feuerten in unsere Richtung und hetzten wie ein Rudel hungriger Steppenwölfe hinter uns her. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen jagten sie uns dabei ihr Blei um die Ohren.

Wir pressten uns dicht an die Pferdenacken und versuchten das Letzte aus den Gäulen heraus zu holen, um die Herde einzuholen und die Verfolger auf Abstand zu halten.

Immer wieder drehten wir uns dabei immer wieder im Sattel um und feuerten mit den Revolvern auf die Verfolger. Dabei jemanden zu treffen wäre schon großes Glück gewesen. Es reiche uns, dass die Meute ihr Tempo reduzierte und vorsichtiger war.

Aber die Kerle hatten Ausdauer.

Wie ein Rudel blutgieriger Wölfe hetzten sie hinter uns her.

Das langgezogene Tal, in dem wir uns befanden, wurde jetzt etwas enger und bog sich nach Südwesten hin.

Ein Teil der Herde war bereits um die Biegung herum, der Rest würde auch bald verschwinden. Inzwischen hatten wir den Abstand zwischen uns und den Verfolgern zusehends vergrößern können. Sie ballerten jetzt nicht mehr wie wild hinter uns her, weil sie wussten, dass das auf diese Entfernung keinen Zweck hatte. Zumindest nicht, wenn man treffen wollte.

Aus Richtung der Herde kam ein Reiter auf uns zu.

Es war McGrath, einer von den Cowboys. Wir vier ritten in ziemlich scharfem Galopp und auch McGrath hatte ein hohes Tempo drauf.

So dauerte es nicht lange, bis wir uns trafen.

Ich zügelte meinen Gaul und stoppte, während die anderen meinem Beispiel folgten.

"Wie steht es da vorne, McGrath?", rief ich kurz zu ihm hinüber.

McGrath holte tief Luft.

"Da war noch eine zweite Gruppe von Viehdieben, aber mit der sind wir fertiggeworden!"

"Ausgezeichnet!", meinte ich. "Aber mit denen dahinten müssen wir noch rechnen!"

McGrath war kein Dummkopf. Er kapierte sofort, als er den Pulk von Reitern herankommen sah.

Ich deutete dann auf eine Gruppe von Felsen ganz in unserer Nähe.

"Ich schlage vor, dass wir dort in Deckung gehen und sie erwarten!", wandte ich mich an Allan.

Allan überlegte nur einen kurzen Augenblick lang. Dann nickte er.

"Ja, das scheint das Beste zu sein!"

Ich drehte mich zu McGrath herum.

"Was meinst du, kommen die anderen da vorne allein zurecht?"

"Zumindest bleiben sie den Tieren auf den Fersen!", meinte McGrath. "Aber es wäre gut, wenn wir ihnen zumindest den Rücken freihalten würden!"

Wir preschten auf die in der Nähe gelegene Formation von Felsblöcken zu, ließen uns aus den Sätteln gleiten nahmen unsere Winchester-Gewehre und machten die Pferde an einer geschützten Stelle fest. Anschließend gingen wir in Deckung.

Die Verfolger näherten sich.

Ein Haufen roher Kerle, die es vorzogen, sich eine Herde innerhalb von kaum mehr als einer halben Stunde unter den Nagel zu reißen, anstatt sie mühsam selbst heranzuzüchten.

Wir feuerten aus allen Rohren.

Die ersten der Viehdiebe wurden aus dem Sattel gerissen. Einige der Pferde bekamen auch etwas ab.

Sie waren in deutlicher Übermacht, aber wir hatten uns eine günstige Stelle ausgesucht, um sie aufzuhalten. Und das mussten wir, denn wenn es ihnen wieder gelang, näher an die Herde heranzukommen, dann hatten unsere Cowboys keine Chance, langsam wieder die Kontrolle über die Longhorns zu gewinnen.

Schuss um Schuss ließen wir aus den Winchester-Karabinern krachen.

Unsere Gegner feuerten zurück, standen diesmal aber ohne Deckung da, was ihre zahlenmäßige Überlegenheit ausglich.

Todesschreie gellten.

Das Gefecht war diesmal recht schnell entschieden. Die Meute hatte mit unserer geballten Feuerkraft nicht gerechnet.

Einige von ihnen lagen getroffen im Präriegras, die anderen sahen zu, dass sie schleunigst davon kamen.

"Aufhören!", rief ich den Männern zu, als von der anderen Seite nicht mehr gefeuert wurde.

Es waren Halunken, aber es widerstrebte mir dennoch, sie von hinten niederzuschießen. Die Sache war entschieden, sie suchten das Weite.

Und wahrscheinlich würden sie es bei uns so schnell nicht wieder versuchen.

"Ich verstehe Sie nicht, Burns!", meinte Carrington, dessen Waffe noch rauchte. Er hatte den Colt genommen, nachdem er sein Winchester-Magazin leergeschossen hatte. Carrington steckte den Revolver ins Holster zurück. Sein Gesicht war so finster wie eh und je.

"Was verstehen Sie nicht, Carrington?", fragte ich.

"Warum sollen wir nicht so viele wie möglich von den Viehdieben noch über den Haufen schießen?", knurrte er. Er verzog ein wenig den dünnen Strich, der sein Mund war. "Dann sind auf jeden Fall ein paar weniger, wenn wir das nächste Mal auf sie treffen!"

"Das wäre unnötiges Blutvergießen", antwortete ich.

Carrington lachte rau.

"Unnötig?"

"Ja", erwiderte ich ruhig. "Die Schurken haben sich blutige Nasen geholt und ein paar von ihnen haben die Sache hier mit dem Leben bezahlt. Sie werden nicht wieder kommen, Carrington.

Darum können wir wetten!"

Carrington schien das unverständlich zu sein.

"Pah", machte er. "Sie sind schon ein seltsamer Mensch, Jim Burns!"

Ich zuckte mit den Schultern.

"Ich finde nichts Seltsames daran, wenn einem ein Menschenleben so viel wert ist, dass man es nur dann nimmt, wenn es sich nicht vermeiden lässt!"

"Eigenartige Ansichten haben Sie!"

"Dieser Ansicht verdanken Sie Ihr Leben, Carrington", gab ich zu bedenken.

Er lachte auf. "So kann man das natürlich auch sehen!"

Wir gingen über das Schlachtfeld.

Einer der am Boden liegenden Männer regte sich noch. Er war blutüberströmt, aber ein Teil des Blutes stammte vielleicht von seinem Pferd. Das Tier lag neben ihm - tot.

Der Mann stöhnte. Er war schwer verletzt. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Blut rann ihm zwischen den Fingern der Hände hindurch, die er sich gegen den Leib presste. Das Gesicht war eine Maske des Schmerzes. Es musste ihm klar sein, dass seine Lage vollkommen hoffnungslos war.

Seine Komplizen waren jedenfalls auf und davon. Von ihnen konnte er keinerlei Hilfe mehr erwarten.

Es verging kaum ein Augenblick, dann sah ich Carrington bei dem Verletzten, der sich jetzt am Boden herumwälzte.

Die Augen des Viehdiebes glänzten und waren weit aufgerissen.

Er hatte kaum noch Kraft.

Sein Revolver lag mehrere Schritte entfernt. Er hatte ihn vielleicht verloren, als er vom Pferd gestürzt war.

Carrington warf mir einen Seitenblick zu, grinste zynisch und holte dann sein Eisen aus dem Holster.

Er legte die Waffe auf den am Boden Liegenden an und spannte fast genüsslich den Hahn.

"Halt!", sagte ich. "Stecken Sie das Eisen weg, Carrington!"

Er spuckte aus.

Dieser Mann hatte einfach Spaß am Töten.

"Was machen Sie, wenn ich es nicht tue, Jim Burns?", fragte er provozierend.

Jetzt war er also da, jener Augenblick, von dem mein Verstand gehofft hatte, dass er nie eintreten würde, während mein Gefühl wusste, dass er unvermeidlich war. In meinen Ohren echote das Stöhnen des Viehdiebs.

Carringtons Finger spannte sich um den Stecher seines Peacemakers.

Blitzschnell riss ich meinen Revolver heraus und richtete ihn auf Carrington. Er war offensichtlich von meiner Reaktion überrascht.

Wesley Carrington erstarrte zur Salzsäule.

"Ich hatte gesagt: Waffe weg, Carrington!", wiederholte ich.

Jeder Muskel und jede Sehne an Carringtons Körper wirkte angespannt. Einen Augenblick lang blieb alles in der Schwebe, dann entspannte sich seine Körperhaltung etwas und er steckte den Colt weg.

Unsere Blicke begegneten sich.

Carrington war ein außergewöhnlich schneller Revolverschütze, aber er hatte jetzt zum zweiten Mal gesehen, dass ich mindestens ebenso schnell mein Eisen aus dem Holster ziehen konnte, wenn man mich dazu zwang.

Einen ganz kurzen Moment lang glaubte ich so etwas wie Respekt in seinem Gesicht zu erkennen.

Wahrscheinlich war ein blitzartig gezogener Colt das Einzige, was er respektierte.

Ich trat an den Verletzten heran und kniete nieder.

Aber es war zu spät.

Der Mann war bereits tot.


30 tolle Western November 2021

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