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6.2.1.1 HauptverbHauptverben

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6.2/1 HauptverbHauptverbVerbHaupt-en

Verben, die im Satz allein vorkommen können, das heißt nicht auf die Anwesenheit weiterer Verben (NebenverbenNebenverbVerbNeben-, das heißt HilfsverbHilfsverben, ModalitätsverbModalitätsverbVerbModalitäts-en) angewiesen sind (diese können freilich hinzutreten).

Übersicht 3 – HauptverbenVollverbHauptverbKopulaverbGefügeverb


6.2/2 VollverbVollverbVerbVoll-en

Verben mit fest umrissener Bedeutung, die für sich allein ValenzValenzträgerValenzträger sind und in einem Satz allein das PrädikatPrädikat bilden können (▶ Nr. 7.2/1).

Er leidet.

Sie mauert.

Er stellt die neuen Mitarbeiter ein.

6.2/3 KopulaverbKopulaverbVerbKopula-en = KopulaKopulae

Verben wie sein, werden, bleiben, die im Satz mit einem PrädikativumPrädikativum verbunden werden (▶ Nr. 7.2/2). Sie bilden zusammen mit dem Prädikativum das PrädikatPrädikat (▶ Nr. 7.2/1).

Er ist krank.

Sie wird Maurer/Maurerin.

Er bleibt Angestellter.

die Kopula, der Kopula, die Kopulae od. Kopulas (Betonung auf Ko-)

6.2/4 GefügeverbGefügeverbVerbGefüge-en

Verben, die im Satz nicht allein stehen können, sondern mit einer ErweiterungErweiterung kombiniert werden müssen. Die Kombination aus Gefügeverb und Erweiterung bildet ein VerbgefügeVerbgefügeGefügeVerb-. Das Verbgefüge als Ganzes ist Bedeutungs- und ValenzValenzträger (▶ Nr. 6.1/12) und kann in einem Satz das PrädikatPrädikat bilden (▶ Nr. 7.2/1).

Hierher gehören neben den unten genannten besonderen Subklassen alle solche Kombinationen, deren Bedeutung sich nicht aus der Bedeutung ihrer Teile ergibt (z. B. auf die Palme [einteilige Erweiterung] bringen [Gefügeverb], den Kopf in den Sand [zweiteilige Erweiterung] stecken [Gefügeverb]) und bei denen die nichtverbalen Teile nicht als SatzgliedSatzglieder angesehen werden können. So ist z. B. in dem Satz

Er hat ihn um die Ecke gebracht

die Konstituente um die Ecke kein SatzgliedSatzglied, denn sie ist nicht Erfragbarkeiterfragbar (*Wohin hat er ihn gebracht?) und nicht Anaphorisierbarkeitanaphorisierbar (*Er hat ihn dorthin gebracht) – ▶ Nr. 7.2/7. Bei Verbgefügen handelt es sich um LexemgruppenLexemgruppe = PhraseolexemePhraseolexem = PhrasemePhrasem = PhraseologismenPhraseologismus = IdiomeIdiom = idiomatische Wendungidiomatische Wendungen (▶ Nr. 6.1/4).

Besondere Subklassen der GefügeverbGefügeverben:

6.2/5 Unpersönliche Verbunpersönliches VerbVerbunpersönlichesen = ImpersonaliaImpersonale

Nur in Kombination mit dem Pronomen esPronomen (ErweiterungErweiterung) verwendbare Gefügeverben.

das ImpersonaleImpersonale, des ImpersonaleImpersonales, die Impersonalia od. ImpersonaleImpersonalien (Betonung auf -na-)

Hierher gehören vor allem Natur- und Witterungserscheinungen bezeichnende Verben (WitterungsverbenWitterungsverbVerbWitterungs-):

Es regnet.

Morgen soll es schneien.

Es hat getaut.

Stürmte es?

So verhalten sich auch Verben wie mangeln, (sich) handeln, geben:

Hat es euch nicht an allem gemangelt?

Es handelt sich um einen Unfall.

Heute gibt es rote Grütze.

Bei es (und seiner in der Umgangssprache möglichen Alternative das) handelt es sich nach unserer Bestimmung des SubjektSubjekts (▶ Nr. 7.2/8) nicht um das SatzgliedSatzglied SubjektSubjekt, sondern um einen Teil des PrädikatPrädikats (man könnte von einem PseudosubjektPseudosubjektSubjektPseudo- sprechen): es ist nicht Erfragbarkeiterfragbar (*Wer regnet? oder *Was regnet? – *Es; *Wer gibt heute rote Grütze? oder *Was gibt heute rote Grütze? – *Es), und es ist nicht durch andere Elemente (bis auf die Variante dasErsetzbarkeit) ersetzbar. In manchen Grammatiken wird es als Subjekt gewertet, und zwar als formales Subjektformales SubjektSubjektformales = FormsubjektFormsubjektSubjektForm-.reflexives VerbVerbreflexives

6.2/6 Reflexive Verben

Gefügeverben, die ReflexivpronomenPronomenReflexiv-Reflexivpronomina (▶ Nr. 6.5/2) als notwendige ErweiterungenErweiterung haben.

Hat er sich geschämt?

Du wirst dich noch wundern.

Ich habe mir das nur so ausgedacht.

Die PronominaPronomen sind mit dem GefügeverbGefügeverb fest verbunden (sie sind nicht weglassbar – *Hat er geschämt?). Sie beziehen sich auf das SubjektSubjekt, sind aber keine SatzgliedSatzglieder (keine ObjektObjekte), denn sie sind nicht Erfragbarkeiterfragbar (*Wen hat er geschämt?) und nicht Ersetzbarkeitersetzbar (*Er hat die Frau/mich geschämt). Die ReflexivpronominaReflexivpronomen sind Prädikatsteile (PrädikatserweiterungPrädikatserweiterungen, ▶ Nr. 7.2/3).

Anders verhält es sich in den folgenden Sätzen:

Ich kämme mir die Haare.

Er wäscht sich.

Hier sind die PronomenPronomina SatzgliedSatzglieder (ObjektObjekte, ▶ Nr. 7.2/9), denn sie sind Erfragbarkeiterfragbar (Wem kämme ich die Haare?) und Ersetzbarkeitersetzbar (Ich kämme dir/dem Kind die Haare). Man sagt, in solchen Sätzen würden die Verben lediglich reflexiv gebrauchtreflexiv gebrauchtes VerbVerbreflexiv gebrauchtes. Im Gegensatz dazu werden Gefügeverben, die stets ein ReflexivpronomenReflexivpronomen fordern, als echt reflexive Verbenecht reflexives VerbVerbecht reflexives bezeichnet.

Nochmals anders verhält es sich in den folgenden Sätzen:

Der Roman verkauft sich gut.

Seide wäscht sich nicht leicht.

Hier feiert es sich super.

Hier auftretende Verben wie verkaufen, waschen, feiern sind »normale« VollverbenVollverbVerbVoll-, keine GefügeverbGefügeverben. Es handelt sich dabei um passivfähige Verbpassivfähig (Verb)Verbpassivfähigesen (▶ Nr. 6.2/35), die in Sätzen wie den genannten mit passivischer Bedeutung (‘Der Roman wird gut verkauft’), in passivPassivischer Konstruktion (der Roman ist SubjektSubjekt und nicht wie im AktivsatzAktivsatz [Jemand verkauft den Roman] AkkusativobjektAkkusativobjektObjektAkkusativ-) und mit hinzugesetztem ReflexivpronomenReflexivpronomenPronomenReflexiv- als ErweiterungErweiterung verwendet werden. Man könnte von medioreflexiven Verbmedioreflexives VerbVerbmedioreflexivesen oder von Verben in medioreflexivem Gebrauch sprechen. In solchen Konstruktionen tritt häufig das modifizierende Verbmodifizierendes Verb lassen hinzu (▶ Nr. 6.2/10).

6.2/7 FunktionsverbFunktionsverbVerbFunktions-en

GefügeverbenGefügeverb wie bringen, kommen, finden, stehen, nehmen, die mit SubstantivphrasenSubstantivphrasePhraseSubstantiv- oder PräpositionalphrasePräpositionalphrasePhrasePräpositional-n als Erweiterungen kombiniert sind. Im Vergleich mit den gleichlautenden = homonymhomonym/Homonymen VollverbenVollverb bringen, kommen usw. haben sie nahezu keine eigene lexikalische Bedeutung.

Man vergleiche die folgenden Sätze

Das Buch wurde beachtet.

Er führt die Oper auf.

Über den Gesetzentwurf wird abgestimmt.

mit ihren FunktionsverbgefügeFunktionsverbgefügeGefügeFunktionsverb- enthaltenden Gegenstücken:

Das Buch fand Beachtung.

Er bringt die Oper zur Aufführung.

Der Gesetzentwurf kommt zur Abstimmung.

In diesen Funktionsverbgefügen erscheinen die VollverbVollverben beachten, aufführen und abstimmen als SubstantivierungSubstantivierungen (= NominalisierungNominalisierungen, ▶ Nr. 5.5/11). Die verbale Rolle übernehmen die FunktionsverbFunktionsverben finden, bringen, kommen.

Über die drei genannten, in der Grammatik ausführlicher behandelten Klassen von GefügeverbGefügeverben hinaus gibt es unterschiedlich gebaute LexemgruppeLexemgruppen aus GefügeverbGefügeverb + Erweiterung(en), die sich nur schwer zu Unterklassen zusammenfassen lassen:

auf die Palme bringen

sich unter den Nagel reißen

noch alle Tassen im Schrank haben

drauf und dran sein

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