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2. Gott und Welt

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In all seinen Versuchen, Gott im Begriff zu fassen, verliert Nicolaus die Welt fast völlig aus dem Blick. Zwar betont er, wie sich gezeigt hat, immer wieder, daß alle Wirklichkeit unter dem Aspekt Gottes betrachtet werden müsse. Daher ist Gott für ihn „die eine schöpferische Ursache von allem“ (V 26). „Alles endliche Entsprungene“ kommt „aus dem unendlichen Ursprung“ (M 51). Aber dies nicht so, als ob Gott etwas aus sich entließe und so eine selbständige Welt schüfe. Es gilt vielmehr von ihm, „daß er eingefaltet alles ist. Denn alles, was auf irgendeine Weise ist oder sein kann, wird im Ursprung selbst eingefaltet. Und was immer geschaffen ist oder geschaffen werden wird, wird aus dem entfaltet, in dem es eingefaltet ist“ (P 276). „Daß Gott in der Welt ist, ist nichts anderes, als daß die Welt in Gott ist“ (C 120).

So nennt denn Nicolaus die Welt das Abbild Gottes. Es gilt, „daß das Sichtbare in Wahrheit ein Bild des Unsichtbaren ist“ (D 22). Die Welt spiegelt in ihrem Sein das Sein Gottes wider; sie ist „die Erscheinung des unsichtbaren Gottes“ (P 354). In gewisser Weise wird sogar die göttliche Dreieinigkeit abbildhaft in den Geschöpfen sichtbar. Das zeigt sich an ihrer ontologischen Struktur. Denn „in jedem Ding sehe ich Können, Sein und die Verknüpfung beider“ (P 330). Doch gilt diese Abbildlichkeit nur in eingeschränkter Weise. Denn „nichts … in dieser Welt hat Ähnlichkeit mit ihm, da er weder bezeichenbar noch abbildhaft ist“ (Pr 254).

In weit höherem Maße als die Welt ist der Mensch, und zwar verstanden als geistiges Wesen, „das erhabene Gleichnis Gottes“ (C 6). Das gilt auch im Blick auf die göttliche Dreieinigkeit. Auch „die Menschheit … ist dreieinig; denn sie ist ja Einheit oder Seiendheit, in der Gleichheit und Verknüpfung sind, in individueller Weise zusammengezogen“ (C 204). Vom Wesen des Menschen her kann man also auf dem Wege der Analogie – freilich mit den Einschränkungen, die Nicolaus immer wieder betont – etwas vom Wesen Gottes erblicken.

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