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Die Welt vor Caesar

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Caesar schrieb Geschichte, aber er tat es nicht aus freien Stücken. Die vorgefundenen Umstände führten ihm die Hand. Weder seine Ziele noch seine Erfolge entstammten seinem eigenen Wunsch und Willen. Caesar strebte nach dem, was die Republik, in die er geboren wurde, ihm vorgab. Das war Schritt für Schritt festgelegt: eine Laufbahn, die immer nur von einer Station zur nächsten führte, die zwang, nur von einem Amt zum nächsten zu denken. Eine große Idee, wie sie die Historie für Alexander überliefert, kannte Caesar nicht. Rom war schon ein Weltreich, anders als sein berühmter Vorgänger brauchte er keines zu erobern, er musste das bestehende nur verwalten. Das prognostiziert Langweile, doch Caesar sorgte dafür, dass es nicht so weit kam. Sein Leben ist trotz allem von plötzlichen Wendungen geprägt, ständig drohte er zu scheitern und fand doch in letzter Minute immer einen Ausweg. Unerschrockenheit und Risikobereitschaft machen Caesars Aufstieg spannend. Selbst um sich ermorden zu lassen, bedurfte es eines Mutes, den Caesars Adoptivsohn Augustus nie besaß: In gefährlichen Situationen ließ dieser sich entschuldigen. Caesar ging niemals den Mittelweg, von seinem Ziel wich er nicht ab, er erweiterte es ständig. Nach dem Vorbild des Pompeius wollte er, über das Konsulat hinaus, „erster Mann“ (princeps) der Republik werden. Am Ende seines Lebens war er tatsächlich dieser erste Mann. Was ihm fehlte, war die res publica. Nach außen hin hatte Caesar Erfolg, innerlich war er gescheitert. Das Attentat vom 15. März des Jahres 44 ist nur kaschierte Resignation.

Die Zeitgenossen sahen im Untergang Karthagos im Jahre 146 den Beginn des Niedergangs, den der Diktator Sulla mit seinem restaurativen Programm noch einmal Ende der achtziger Jahre aufzuhalten versuchte, und der sich danach nur noch um so mehr beschleunigte, bis er unter dem Diktator Caesar in einem Crescendo von Bürgerkriegsgewalt zu einem vorläufigen Abschluss kam. Zwietracht, Habsucht, Ehrgeiz und alle sonstigen Übel, die der Erfolg mit sich bringe, hätten sich nach dem Untergang Karthagos im Höchstmaße vermehrt, schreibt der Historiker Sallust.1

Wie ein Albtraum lastete auf der Generation Caesars eine über eineinhalb Jahrhunderte lang kontinuierlich betriebene Expansion, die schließlich in einen Bürgerkrieg mündete, als der stetige Zufluss von Beutegütern nur zur Gier nach noch mehr Beute führte. Die Brutalität, mit der Rom ein Imperium eroberte, traf nun die, die es zu regieren hatten. Die Gewalt, die mit Beginn des ersten Punischen Krieges von Rom aus in die Länder des Mittelmeeres gegangen war, kehrte nach 130 Jahren an ihren Ausgangspunkt zurück. Die römischen Aristokraten, die bisher Könige und Fürsten besiegter Völker im Triumphzug durch die schmutzigen Straßen der Hauptstadt hatten schleifen lassen, brachten sich gegenseitig um. Die Gracchen, zwei Brüder aus der patrizischen Familie der Sempronier, wurden beim Versuch maßvoller Reformen samt ihren Anhängern von einem senatorischen Mob gejagt und erschlagen. Im Geburtsjahr Caesars steinigte eine aufgehetzte Menge den Volkstribunen Appuleius Saturninus und den Konsulatsanwärter Glaucia, nachdem diese kurz zuvor bei den Wahlen einen Konkurrenten auf dem Marsfeld zu Tode geknüppelt hatten. Der Terror, mit dem im Senatorenstaat um Einfluss und Ämter gekämpft wurde, bestimmte das letzte Jahrhundert der Republik. Nur wenige der Mächtigen kamen nicht gewaltsam zu Tode. Caesar starb an 23 Schwertstichen, sein Gegner Cato an einem einzigen – seinem eigenen. Den ehemaligen Tribunen Clodius Pulcher, lange Zeit Caesars wichtigsten Verbündeten, traf auf der Via Appia ein Speer des Prätoriers Milo in den Rücken. Crassus, Pompeius und Cicero wurde der Kopf abgeschlagen, dem ersten von Feinden, dem zweiten von Verbündeten und dem dritten von Mitbürgern.

Caesar

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