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Sullas Marsch auf Rom

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Sulla marschierte mit seinen vor Nola bereitstehenden Legionen vorerst nicht nach Asien, sondern gegen Rom. Das Beispiel war gegeben, das Pompeius später negieren, Caesar aber nachahmen sollte. Die Parallele zum Rubikon-Übergang drängt sich auf. Das eine hätte wohl nicht ohne das andere stattgefunden, und die Götter müssen das gewusst haben, denn sie sandten Zeichen an Marius und Sulla. Aus den Stangen der Feldzeichen, so lesen wir bei Plutarch, loderte ohne Ursache helles Feuer empor, und vom wolkenlosen, heiteren Himmelsgewölbe erscholl der Ton einer Trompete, so durchdringend und kläglich, dass alle vor Furcht und Schrecken erstarrten. Die etruskischen Wahrsager aber sprachen vom Anbruch einer neuen Generation und einer Umwandlung der ganzen Welt. Plutarch war zwei Jahrhunderte klüger, als er dies schrieb.10 Er wusste, dass Geschichte sich auch als Tragödie wiederholen kann und dass knapp vierzig Jahre später wiederum ein entzogenes Kommando Bürgergemetzel bedeuten würde.

Was Hannibal niemals gelang, schaffte Sulla im ersten Ansturm. Im Straßenkampf eroberte er mit Brandfackeln und Bogenschützen gegen die auf den Dächern postierten Verteidiger Haus für Haus und schließlich die Stadt. Sulpicius wurde hingerichtet, sein Diener vom Tarpejischen Felsen gestürzt, Marius und seine engsten Freunde flohen und wurden als Staatsfeinde geächtet. Sulla demonstrierte militärische Macht und verlor die politische. Bei den Wahlen für das Konsulat von 87 fielen seine Kandidaten durch, doch konnte er den Kriegszug gegen Mithridates nicht verschieben. Seine Legionen, die er gegen die eigenen Bürger geführt hatte, erwarteten nun die Beute, die sie zu Hause nicht bekamen, aus Asien.

Einer der beiden gewählten Konsuln hieß Cinna und war ein entschiedener Gegner Sullas, wie Rom vor dessen Abmarsch nach Asien ahnte und danach wusste. Der neue Konsul suchte die Gesetze des alten zu unterlaufen und wurde vom Kollegen im Amt vertrieben. Er kehrte gewaltsam zurück, im Bündnis mit Marius. Nun begann, was die Optimaten die dominatio Cinnae oder das Cinnanum tempus, das Terrorregime Cinnas nannten. Die treibende Kraft mag Marius gewesen sein, der sich für Demütigung und Verfolgung durch seine Gegner rächte. Eine Zeit ohne Recht und Würde, weiß Cicero,11 und entsprechende Greuelmärchen liefen in Rom um. Auf einen bloßen Wink des Marius hin habe seine Leibwache, eine Bande aus zugelaufenen Sklaven, jeden missliebigen Bürger ermordet. Wessen Gruß oder Anrede Marius nicht erwiderte, der sei sofort auf offener Straße niedergehauen worden. Selbst die Freunde, so wurde kolportiert, zitterten in Todesangst, wenn sie sich zum Gruße nahten. In täglich erneuerter Wut, voll von unstillbarem Rachedurst, habe Marius jedem nachgestellt, der nur von ferne seinen Argwohn geweckt hatte. „Alle Straßen, alle Städte waren voll von Verfolgern, welche die Flüchtenden oder Versteckten jagten“, erinnerten sich die Optimaten.12


Abb. 3: Lucius Cornelius Sulla. Porträtbüste. Rom, Vatikanische Museen.

Am 13. Januar 86 starb Marius an Altersschwäche, zwölf Tage lang war er noch Konsul gewesen. Cinna wurde zwei Jahre später von meuternden Truppen erschlagen. Caesar verlor nach seinem Onkel auch seinen Schwiegervater, denn er hatte wenig vorher Cornelia, die Tochter Cinnas, geheiratet. Das war Anfang 84 oder – gegen Suetons Zeugnis – vielleicht noch 85 gewesen.13 In Italien liefen die Vorbereitungen für den Bürgerkrieg, denn Sulla hatte inzwischen Mithridates besiegt und schickte sich an, die ihm ergebenen Truppen nach Italien überzusetzen. Die Position des jungen Caesar verschlechterte sich in dem Maße, in dem die Furcht vor Sulla wuchs. Aus seinen berühmten Verwandten wurden in der öffentlichen Wahrnehmung allmählich berüchtigte.

Die Ereignisse verhinderten offenbar auch, dass der junge Caesar sein erstes Amt antreten konnte, für das ihn noch Cinna und Marius auserkoren hatten. Er sollte flamen Dialis, also Priester des Jupiter, werden. Das bedeutete viel Ehre für einen jungen Kandidaten, war aber für die weitere Karriere eher hinderlich. Der flamen erhielt einen Sitz im Senat, ihm stand ein Liktor zu, er durfte die toga praetexta tragen und auf einem besonderen Stuhl Platz nehmen. Das war die angenehme Seite, die Pflichten, die sich aus dem Priesterstatus ergaben, die lästige: Der flamen Dialis hatte verschiedene Fastenzeiten zu beachten, ihm war verboten, ein Pferd zu besteigen oder zu schwören. Ein bewaffnetes Heer durfte ihm nicht vor Augen kommen, er durfte Rom nicht länger als zwei Tage und drei Nächte verlassen.

Das Amt war bereits im Jahre 87 vakant geworden. Sein Inhaber, der greise Senator L. Cornelius Merula, der dem vertriebenen Cinna widerrechtlich im Konsulat gefolgt war und nun nach dessen Rückkehr die Repressalien der Popularen fürchtete, hatte Selbstmord begangen. Dies belastete die Sache zusätzlich. Der junge Caesar war nur Objekt im politischen Spiel seiner Verwandten, zu dem auch die Ehe mit Cornelia gehörte. Der künftige Jupiterpriester durfte nur eine Patrizierin heiraten, und so war die Trennung von Cossutia erforderlich, die dem Ritterstand entstammte. Vielleicht entging Caesar dem Schicksal des Merula nach dem späteren Sieg der Optimaten nur, weil er ihm nicht im Priesteramt nachgefolgt war. Er wurde jedenfalls nicht inauguriert, denn nach Aussage der Quellen blieb die Priesterstelle bis in die Zeit des Augustus unbesetzt.14 Nach dem gewaltsamen Tod des letzten flamen drängte es niemanden mehr zu einem solch unattraktiven Amt.15

Caesar

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