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„Wieso ist der Videorecorder kaputt?“, fragte Dr. Nicola Sperling ihren Stiefbruder ärgerlich.

Bruno machte eine vage Handbewegung. „Du kriegst einen neuen.“

„Was hast du damit gemacht?“

„Nichts. Einen Film habe ich mir angesehen, und hinterher wollte das dämliche Ding die Kassette nicht mehr herausrücken. Also habe ich mich ein wenig damit herumgespielt – und auf einmal ging überhaupt nichts mehr. Aber die Kassette habe ich herausgekriegt.“

Bruno saß vor dem Fernseher und schaute eine Sportsendung. Seine Beine lagen auf dem Couchtisch. Popcorn und Bier befanden sich in Reichweite. Selbstverständlich lagen auch Popcornkrümel auf dem Teppich.

„Seit ihr hier seid, ist mein Haus nicht wiederzuerkennen“, beschwerte sich Nicola.

Bruno griente. „Wir sind keine Pedanten.“

„Aber ich hab’s gerne ordentlich“, gab Nicola gereizt zurück.

Bruno machte mit der Hand eine beschwichtigende Geste. „Rosy ist zwar keine Putze, aber ich sag’s ihr. Sie wird dein schmuckes Heim morgen in Ordnung bringen. Zufrieden?“

Für ihn war die Angelegenheit damit erledigt, aber nicht für Nicola. Es ärgerte sie, dass er sie ignorierte, dass sie für ihn Luft war, dass er sich nur noch für das blöde Fußballspiel interessierte.

„Drei, vier Tage hast du gesagt“, kam es grimmig über Nicola Sperlings Lippen.

„Wie?“

„Drei, vier Tage!“

„Was?“

„Hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede!“, herrschte die Kinderärztin ihren Stiefbruder an.

„Später, okay?“

„Nein, jetzt!“

„Ich würde gern das Spiel sehen.“

Sie schaltete den Fernsehapparat kurzerhand ab.

Bruno sah sie entgeistert an. „Nicola, was soll das?“

„Ich muss mit dir reden.“

„Hat das denn nicht bis später Zeit? Das Spiel ist in einer halben Stunde zu Ende …“

„Du hörst mir jetzt zu!“, verlangte die junge Ärztin schneidend.

„Na schön, schieß los.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie abwartend an. Ein süffisantes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sagte: „Steht dir übrigens gut, wenn du wütend bist.“

Nicola funkelte ihn an. „Drei, vier Tage, hast du gesagt. Drei, vier Tage! Nur so lange, bis du etwas Passendes gefunden hast. Nun ist schon beinahe eine Woche vergangen, und ihr seid noch immer hier.“

„Ich hatte mir die Suche leichter vorgestellt.“

„Du suchst ja gar nicht.“

„Wer sagt denn das?“

„Wann immer ich nach Hause komme, lungerst du irgendwo herum und lässt es dir auf meine Kosten gut gehen.“

„Ich erledige das per Telefon“, erklärte Bruno. „Schließlich bin ich kein mieser, kleiner Klinkenputzer.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich verstehe deine künstliche Erregung nicht, Schwesterherz. Ist es denn so schwierig für dich, ausnahmsweise mal ein gutes Werk an einem Mitmenschen zu tun? An einem Mitmenschen, der noch dazu blutsverwandt mit dir ist?“

„Ihr verwandelt mein Haus in einen Schweinestall, macht alles kaputt …“

„Alles? Bloß den Videorecorder, und der muss schon vorher ein Leiden gehabt haben.“

„Solange nur ich ihn bediente, war er in Ordnung.“

„Ich habe doch gesagt, du kriegst einen neuen.“

„Mit welchem Geld willst du den denn bezahlen? Du kannst dir ja nicht einmal ein Hotel leisten.“

„Soll ich mein gutes Geld verschwenden, wenn meine Schwester allein in einem großen Haus wohnt?“

Nicola stemmte die Fäuste wütend in die Seiten. „Hör zu“, fauchte sie, „ich gebe dir noch eine Woche, dann bist du mit deiner Freundin verschwunden – ob du bis dahin nun eine Wohnung gefunden hast oder nicht. Ist das klar?“

„Großer Gott, wie aggressiv du geworden bist! So warst du früher nicht. Was ist mit dir passiert, während ich in Hamburg war? Was hat dich so verändert?“

„Du hast noch sieben Tage“, sagte Nicola kalt. „Du solltest die Zeit nutzen, sonst sitzt du mit Rosy in einer Woche auf der Straße.“

5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019

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