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Eine Viertelstunde später befanden wir uns bereits auf dem Weg zum Buena Vista.

Um diese Zeit war dort natürlich noch nicht geöffnet. Zulieferer brachten kistenweise Getränke für den Abend. Die Tür stand sperrangelweit offen. Milo und ich traten ein.

Wir erkundigten uns nach Rex Hueldez, der hier von Gutierrez´ Gnaden die Geschäfte führte.

Schließlich holte ihn einer seiner Angestellten aus seinem Büro.

Wir hielten ihm unsere Ausweise unter die Nase. „Ich nehme an, Sie erinnern sich an uns", sagte ich.

Hueldez verzerrte das Gesicht zu einem müden Lächeln.

„Wie könnte ich Sie vergessen, G-men", kam es Hueldez zwischen den Zähnen hindurch. „Wie Sie sehen, muss hier weiter gearbeitet werden. Im Schlaf verdient hier nämlich niemand seine Dollars!"

„Was Sie nicht sagen", erwiderte ich leicht gereizt.

„Ich nehme an, Sie suchen Mister Gutierrez."

„Nun...".

„Der ist leider im Moment nicht hier und so, wie es aussieht, wird er auch um Verlauf des Abends kaum Zeit haben, um hier vorbei zu schauen. Ich kann Ihnen aber gerne seine Nummer geben!"

„Möglich, dass Sie uns weiterhelfen können", erwiderte ich. Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Wo ist eigentlich Ihr Türsteher - so ein Riesenkerl mit gewaltigen Muskeln."

„Ricky Balbo? Der ist im Augenblick nicht da."

„Wo finden wir ihn?“, fragte ich.

Hueldez verzog das Gesicht.

„Bin ich vielleicht Rickys Kindermädchen? Was wollen Sie denn von ihm?" Er begann zu grinsen und fügte noch hinzu: „Ich kann ihm auch was ausrichten, wenn Sie wollen!"

Zwei Männer schleppten Getränkekisten herein. „Bitte nicht hier her! Sie machen hier ja alles wieder dreckig!", schimpfte Hueldez. Er kam hinter dem Tresen hervor. Die beiden Männer standen etwas orientierungslos da, während eines der Go-Go-Girls seinen Auftritt probte.

Ein breitschultriger Mann mit Bodybuilderfigur kam die Freitreppe herunter.

Das Muttermal am Hals blitzte unter seinem Kragen hervor.

„Mister Ricky Balbo?“, fragte ich, hob meine Marke mit der einen Hand, während die Rechte zur SIG langte.

Balbo erstarrte.

„Bleiben Sie stehen, Sie sind verhaftet wegen des Verdachts der Verabredung zum Mord!“, ergänzte Milo.

Ricky Balbo griff unter seine Jacke, riss eine Automatik hervor und feuerte sofort in unsere Richtung.

Ungezielte Schüsse, die an uns vorbei pfiffen. Ich feuerte einen Warnschuss auf seine Beine, verfehlte ihn aber.

Er rannte davon, nahm mit Riesenschritten jeweils drei Stufen.

Nachdem er oben angekommen war, hörte man dort seine schnellen Schritte.

„Bleib hier bei Hueldez! Der soll niemanden anrufen!“, wandte ich mich an Milo.

„Okay!“

Ich hetzte die Treppe hinauf.

Oben befand sich eine weitere Bar mit Tischen und Stühlen. Der Boden glänzte. War wohl frisch gebohnert worden und entsprechend rutschig. Die Stühle waren mit der Sitzfläche auf die Tische gestellt worden.

Ricky Balbo hatte bereits eine Tür erreicht, die zu einem Korridor führte.

Er blieb dort stehen, feuerte in meine Richtung. Ich musste in Deckung gehen und schoss mit der SIG Sauer P226 zurück.

Ein paar der Stühle wurden getroffen. Die Wucht der Geschosse war hoch genug, sie krachend von den Tischen herunterzureißen. Ein Höllenlärm entstand.

Balbo zog sich zurück, hetzte den Korridor entlang.

Ich folgte ihm, tastete mich zunächst zur Tür vor, die mit einem hydraulischen Türschließer versehen war, der den Spalt langsam kleiner werden ließ.

Ich tauchte aus der Deckung hervor. Ein paar Kugeln empfingen mich aus dem Korridor heraus, in dem soeben das Licht ausgegangen war. Die Projektile wurden größtenteils durch die sich schließende Tür aufgefangen. Ich zuckte zurück, setzte nur einen Fuß in den Türspalt.

Ricky Balbo feuerte wie wild in meine Richtung. Die schnellen Schritte verrieten, dass er gleichzeitig lief und dementsprechend schlecht zielen konnte. Ich zählte die Schüsse mit.

Irgendwann musste er nachladen.

Der Geschosshagel verebbte.

Ich riskierte es und rannte in den Korridor, die SIG in der Rechten.

Von Balbo war keine Spur zu sehen.

Ich tastete mich vorwärts, spurtete schließlich zum Ende des Korridors.

Dort befand sich ein Raum, von dem aus die Fahrstühle abgingen.

Aber keiner der Fahrstühle war in den letzten Minuten in Gang gesetzt worden. Das wäre sonst an der Leuchtanzeige zu sehen gewesen. Ich öffnete die Kabinen und sah mir auch kurz an, ob die Deckenplatten gelockert worden waren und Balbo vielleicht die Liftkabine verlassen hatte. Jugendliche machten sich daraus immer häufiger einen Sport. Sie nannten das Lift Surfing. Man löste die Kabinenverkleidung, kletterte an den Stahlseilen hinaus und ließ sich dann auf dem Kabinendach nieder. So mancher war schon bei dem Versuch, von einer Kabine zur anderen zu springen, buchstäblich zerrissen worden.

Aber in diesen Liftkabinen schien mir alles in Ordnung zu ein.

Schließlich hätte Balbo auch nur wenige Augenblicke Zeit gehabt, um die Platten wieder so in die Verkleidung der Liftkabine einzusetzen, dass man nichts sah. Und das hielt ich für extrem unwahrscheinlich.

Ich kehrte zurück.

Der Zugang zum Treppenhaus war abgesperrt. Eigentlich ist das seit den Ereignissen des 11. Septembers 2001 nicht mehr erlaubt, als zwei von Terroristen gekaperte Flugzeuge ins World Trade Center rasten.

Seit jenem Tag war man zu der Ansicht gelangt, dass es wichtiger war, im Katastrophenfall den Rettungsweg offen zu halten, als eventuell Unbefugten den Zugang zu erschweren. Aber je weiter der 11. September zurücklag, desto mehr schien das in Vergessenheit zu geraten.

Wenn Balbo das Schloss geöffnet hätte, so wäre das kaum möglich gewesen, ohne dass ich davon etwas gehört hätte.

Er war also wahrscheinlich noch hier oben.

Totenstille herrschte.

Lautlos lief ich über den frisch gebohnerten Boden, was gar nicht so einfach war, denn auf dem Parkett hörte man jeden Schritt.

Ich nahm mir die Zimmer vor. Bei einem stand die Tür einen Spalt offen. Es handelte sich um Clubzimmer für eine kleinere Gesellschaft. Vermutlich fand hier auch illegales Glücksspiel statt. Jedenfalls wäre der Raum hervorragend dafür geeignet gewesen. Ein offener Lastenaufzug war in die Wand eingelassen, der zur Seite geschobene Vorhang ließ den Blick auf den etwa ein Meter fünfzig mal ein Meter fünfzig großen Stauraum frei, über den wohl vorwiegend der Getränkenachschub heraufgeschafft wurde.

Ich nahm mir den nächsten Raum vor. Es war mit dem ersten zu fast hundert Prozent identisch – einschließlich des Lastenaufzugs. Der Boden glänzte, alles war Tipp Top hergerichtet.

Im dritten Raum fiel mir auf, dass der Vorhang des Lastenaufzugs geschlossen war. Ich ging hin, riss ihn zur Seite.

Aber offenbar handelte es sich wohl doch nur um die Nachlässigkeit eines Mitarbeiters im Buena Vista. Der Aufzug war leer.

Aus dem Nachbarraum hörte ich plötzlich ein Geräusch. Ein surrender Elektromotor.

Ich stürmte dorthin, wo ich die Ursache dieses Geräusch vermutete. Ins Nachbarzimmer! Jemand hatte den Lastenaufzug betätigt. Er war auf dem Weg nach unten.

Ich rannte zum an der Wand befindlichen Schaltpult. Der Aufzug ließ sich stoppen.

Ich blickte in den Schacht und sah, wie die Drahtseile vibrierten.

Balbo war gefangen.

Ich sah hinab in die Tiefe.

Schüsse krachten durch die aus dünnem Sperrholz gefertigte Deckenverkleidung hindurch und schlugen fingerdicke Löcher. Ich zuckte zurück.

„Hier ist das FBI! Geben Sie auf, Balbo!“, rief ich. „Sie haben keine Chance da herauszukommen! Wenn Sie noch einmal feuern, werde ich zurückschießen müssen! Und dass das Sperrholz nicht kugelsicher ist, haben Sie ja wohl gemerkt!“

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

„Okay!“, rief Balbo schließlich. „Nicht schießen!“

„Ich hole Sie jetzt rauf!“, kündigte ich an.

Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020

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