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Wir befanden uns gerade auf dem Bruckner Expressway, als Milos Handy schrillte. Über die Freisprechanlage konnten wir beide mithören.

Unser Kollege Jay Kronburg war am Apparat.

„Wir befinden uns gerade in der überaus weiträumigen Wohnung von Mister Watson", berichtete Jay. „Ihr beide wart doch schon mal dort, oder?"

„Stimmt', bestätigte ich.

„Das sieht für mich aus, als wäre Watson verschwunden. Auf seinem Schreibtisch liegt eine schriftliche Bestätigung für einen Flug in die Karibik."

„Habt ihr schon mit den Kollegen, die zum JFK-Airport beordert wurden, Kontakt aufgenommen, ob er dort aufgetaucht ist?"

„Haben wir. Aber bislang gibt es auch dort keine Spur von ihm. Wir werden ihn in die Fahndung geben. Ich wollte nur, dass ihr Bescheid wisst. Es könnte nämlich sein, dass ihr vergeblich in die Bronx fahrt."

„Danke, Jay", sagte Milo.

Jay unterbrach die Verbindung.

Wir setzten unseren Weg Richtung Norden fort.

Dorthin, wo die Bronx ihr bürgerliches Gesicht zeigte und sich in Vierteln wie Riverdale in den letzten Jahren zu einer schmucken Wohngegend entwickelt hatte - ganz im Gegensatz zum schlechten, vor allem durch den Süden geprägten Image, das die Bronx insgesamt immer noch hatte.

Jack Ehrlichs Adresse lag an einer Allee. Es handelte sich um einen großzügig angelegten Bungalow mit einem weitläufigen Garten. Hier in Riverdale waren die Grundstückspreise zwar nicht ganz so horrend wie in Midtown Manhattan, aber auf Grund der relativ nahen Lage zum Stadtzentrum des Big Apple immer noch hoch genug, um die durchschnittlichen Grundstücksgrößen eher im unteren Durchschnitt zu halten.

Für Jack Ehrlich schien das nicht zuzutreffen.

Sein Grundstück war das mit Abstand größte in der gesamten Straße.

Auf den ersten Blick war sichtbar, dass hier jemand wohnte, dem es wirtschaftlich hervorragend ging.

Ob das auch für die private Ebene zutraf war uns nicht bekannt, das Haus in Riverdale bewohnte er unseren Informationen nach jedenfalls allein. Seine Frau hatte sich vor zwei Jahren von ihm scheiden lassen und war an die Westküste gezogen.

Ich parkte den Sportwagen am Straßenrand.

Wir stiegen aus.

Das Grundstück wurde durch eine kniehohe Mauer abgegrenzt. Wir durchschritten das Tor zur Einfahrt. Ein Mercedes stand dort. Auf dem Rücksitz lag eine Reisetasche.

„Sieht so aus, als wollte sich Mister Ehrlich tatsächlich davonmachen.“

Ich klingelte.

Eine männliche Stimme meldete sich.

„Wer ist da?"

„Jesse Trevellian, FBI. Mein Kollege und ich würden Ihnen gerne noch ein paar Fragen im Zusammenhang mit der Ermordung Ihres ehemaligen Mandanten Ray Gazzaro stellen."

„Ich dachte, es wäre alles geklärt!", wehrte Jack Ehrlich ab.

„Es sind noch ein paar Fragen aufgetaucht, die einer Klärung bedürfen.“

Ehrlich öffnete die Tür.

Wir zeigten ihm unsere Ausweise.

Er wurde blass.

Auf einer Kommode im Flur lag ein Flugticket.

„Sie wollten verreisen, Mister Ehrlich?", fragte ich und nahm das Ticket an mich.

In vier Stunden ging sein Flieger zu den Cayman Islands.

„Ein geschäftlicher Termin", behauptete er.

Wir gingen zusammen ins Wohnzimmer. Ein kleiner Koffer stand dort. Darüber hatte er eine Lederjacke gelegt. Außerdem ein Bild, auf dem ein etwa neunjähriges Mädchen zu sehen war. Wir wussten, dass er eine Tochter hatte, die bei seiner Frau in Kalifornien lebte.

Es sieht tatsächlich so aus, als wollte er seine Zelte hier für länger abbrechen!, ging es mir durch den Kopf.

„Mister Ehrlich, es geht um Ihren Anteil an einer Firma, die sich International Finance & Management Consulting nennt und ihren angeblichen Firmensitz auf den Cayman Islands hat, einem beliebten Steuerparadies, wo man nicht so genau hinschaut, ob eine Firma wirklich existiert oder nur aus einem Briefkasten besteht."

„Ich wusste nicht, dass das FBI sich auch um Steuerangelegenheiten kümmert!"

„Nur dann, wenn sich dabei ein Zusammenhang mit einem Verbrechen ergibt, der in unseren Aufgabenbereich fällt", erwiderte ich.

Er ging nervös auf und ab. Dabei verschränkte er die Arme. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Wir schienen ganz nahe an etwas dran zu sein, was für Ehrlich äußerst brisant war.

„Ist es vielleicht verboten, sein Geld im Ausland zu investieren, wenn man dafür eine gute Rendite bekommt?", knurrte Jack Ehrlich ziemlich genervt. „Das kann ja wohl nicht ihr Ernst sein!"

„Die gerade erwähnte Firma spielt vermutlich in Geldwäschegeschäften eine Rolle, in deren Mittelpunkt ein gewisser James Gutierrez steht“, sagte ich. „Auch ein ehemaliger Mandant Ihrer Kanzlei. Und soeben erreichte uns der Anruf unseres Kollegen, wonach Mister Jeffrey Watson, den ehemaligen Senior Partner Ihrer Kanzlei, auch plötzlich die Reiselust gepackt hat."

„Ihre Reise werden Sie verschieben müssen, Mister Ehrlich. Tut mir leid", ergänzte Milo.

„Heißt das, ich bin verhaftet?", fauchte Ehrlich.

„Sagen wir so, Sie werden zu einer offiziellen Befragung in unser Field Office an der Federal Plaza gebeten“, antwortete ich. „Welche Anklage die Staatsanwaltschaft erheben wird, hängt dann ganz entscheidend von Ihrer Bereitschaft zur Kooperation ab."

„Was Sie nicht sagen..."

„Über Ihre Rechte werden wir Sie als Anwalt ja wohl nicht im Ernst aufklären müssen, oder?"

„Sie können mich mal..."

„Da Ihr ehemaliger Kanzlei-Chef es vorgezogen hat, unterzutauchen, hätten Sie die Chance, als Erster reinen Tisch zu machen und als Kronzeuge aufzutreten..."

„Das könnte Ihnen so passen..."

Ich zuckte die Achseln. „Wie auch immer. Ich möchte Sie jetzt bitten..."

In diesem Augenblick zerplatzte eine der Scheiben der großen, zum Garten hin ausgerichteten Fensterfront.

Jack Ehrlich erstarrte.

Er sackte in sich zusammen und schlug der Länge nach auf den Boden. Blut sickerte aus einem kleinen Einschussloch mitten auf der Stirn.

Ich riss die SIG aus dem Holster und duckte mich. Milo ebenfalls.

Auf einer Flachdachgarage auf dem Nachbargrundstück bemerkte ich eine Bewegung. Eine Gestalt erhob sich. Ich bemerkte die LAKERS-Mütze.

„Das ist er!" rief ich. „Der Killer, der Azzaro abgeknallt hat!"

Ich riss die Terrassentür auf und stürmte hinaus.

Milo folgte mir.

Ich rannte auf das Nachbargrundstück zu.

Milo versuchte in der Zwischenzeit auf die Straße zu gelangen, denn es war nicht anzunehmen, dass der Killer zu Fuß in Riverdale aufgetaucht war.

Ich spurtete auf die Garage zu, sprang schließlich über die niedrige Umgrenzungsmauer, die Ehrlichs Grundstück umgab. Dann erreichte ich die Garage. Im selben Augenblick hörte ich einen Wagen aufbrausen.

Mit quietschenden Reifen startete er.

Ein Schuss folgte. Ich legte einen Sprint bis zur Straße ein und fand Milo auf dem Boden kniend und mit der SIG im Anschlag vor.

Der Wagen bog indessen um die nächste Ecke.

„Los, hinterher!", forderte ich.

Wir liefen zum Sportwagen, stiegen ein und setzten das Rotlicht auf das Dach. Während ich am Steuer saß und alles aus dem Sportwagen herauszuholen versuchte, was an Pferdestärken in der lang gezogenen Motorhaube steckte, verständigte Milo das Field Office.

Eine Großfahndung wurde ausgelöst und die Kollegen der City Police alarmiert. Einer unserer Hubschrauber startete. In wenigen Minuten würde er über Riverdale auftauchen, um das Gebiet aus der Luft nach dem flüchtigen Killer absuchen.

„Der Täter fährt einen Geländewagen vom Typ Maverick", meldete Milo an die FBI-Zentrale an der Federal Plaza, die die fahndungsrelevanten Informationen an die anderen Einsatzkräfte weiterleiten würde.

Es dauerte nicht lange und wir hatten jede Spur des Mavericks verloren.

Wir kreuzten mehr oder weniger wahllos durch die Straßen von Riverdale. In der Ferne waren die Sirenen unserer Kollegen vom NYPD zu hören.

Dann tauchte endlich der Helikopter auf, geflogen von Agent Ron Harper, einem unserer Hubschrauberpiloten.

Nach einigen Minuten, in denen er über Riverdale hinwegkreuzte, hatte Ron Harper den Maverick gefunden.

Glücklicherweise hatte der Killer mit der LAKERS-Mütze einen Wagentyp benutzt, der relativ selten und leicht erkennbar war.

Ron Harper gab uns allen anderen an der Verfolgung beteiligten Polizeieinheiten die gegenwärtige Position durch.

Ich ließ den Motor des Sportwagens und die Sirene aufheulen und brauste los.

Es herrschte mäßiger Verkehr in den Straßen von Riverdale. Die wenigen Fahrzeuge, die um diese Zeit unterwegs waren, wichen uns aus, sodass wir ziemlich freie Fahrt hatten.

Dann meldete Ron Harper, dass der flüchtige Maverick in eine Tiefgarage einfuhr, die zu einer Kaufhausfiliale der Kette ESD – East Coast Discount – gehörte.

Wir trafen ein paar Minuten später ein und meldeten das an die Kollegen der City Police, die ebenfalls hier her unterwegs waren und sofort damit beginnen würden, das Parkhaus abzuriegeln.

Das schlimmste Szenario war, dass der flüchtige Killer Kunden als Geiseln nahm.

Aber dazu wollten wir es nicht kommen lassen.

Ich raste mit dem Sportwagen durch die engen Gassen zwischen den parkenden Fahrzeugen.

Einen Maverick konnte ich nirgends sehen. Milo hielt ebenfalls die Augen offen.

Wir gelangten über eine Rampe auf ein tiefer gelegenes Parkdeck. Dort befanden sich nur wenige Fahrzeuge. Ein Maverick war nicht dabei, das hatten wir schnell geklärt.

Wir fuhren auf das unterste Deck. Den Handykontakt zu den Kollegen der City Police hatten wir längst verloren und auch der Funkkontakt über die normalen Frequenzen des Polizeifunks erwies sich als unmöglich, was sicher mit den dicken Betonwänden zu tu hatte, die uns umgaben. Wir kreuzten über das unterste Parkdeck. Es dauerte nicht lange und wir hatten den Maverick gefunden. Ich bremste mit quietschenden Reifen. Wir sprangen mit der SIG in der Hand aus dem Wagen, blickten uns um.

Von dem Killer mit der LAKERS-Mütze war nirgends etwas zu sehen.

Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

Sirenen schrillten.

Kollegen der City Police rauschten mit mehreren Einsatzfahrzeugen heran. Die Kollegen sprangen aus dem Wagen, gingen mit der Waffe im Anschlag in Stellung.

„Wir sind dabei, das Gebäude abzuriegeln“, erklärte mir einer der Officers.

Ich ging zum Maverick.

Hinten im Laderaum lagen ein paar Turnschuhe. Die Türen waren nicht abgeschlossen, der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Offenbar hatte es der Killer sehr eilig gehabt.

„Der Kerl kann sich nicht in Luft aufgelöst haben“, meinte Milo und drückte damit auch das aus, was mir im Augenblick durch den Kopf ging.

Wenig später fiel mir ein Gullydeckel auf, der nicht wieder richtig in seine Fassung gelegt worden war. Ich schob ihn zur Seite. Über Metalltritte konnte man in die Tiefe gelangen. Ich stieg hinunter, Milo folgte mir.

Der zigarettengroße Microlenser, den ich dabei hatte, spendete genug Licht, um sich in der Tiefe zurecht finden zu können. Der Schacht endete in einem röhrenartigen Gang in dessen Mitte ein Strom von übel riechendem Wasser floss.

„Hier unten haben wir nicht einmal mehr mit Hunden eine Chance, den Kerl zu finden!“, meinte Milo resignierend.

Er hatte Recht.

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