Читать книгу Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis - A. F. Morland - Страница 39
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ОглавлениеCynthia Hernandez schob sehr sorgfältig eine Patrone nach der anderen in das Magazin der Automatik. Ihr Gesicht wirkte angestrengt dabei.
Ray, dir war es immer gleichgültig, was mit deinem Onkel damals geschah!, ging es ihr durch den Kopf.
Sie schraubte den Schalldämpfer auf und testete den Laserpointer. Einige Augenblicke lang ließ sie den roten Punkt über die Wand tanzen.
Ein verhaltenes Lächeln spielte um ihre Lippen und erstarb schließlich.
Das Telefon klingelte.
Sie schluckte, ignorierte das Klingeln des Telefons. Sie war jetzt einfach nicht in der Stimmung, den Hörer abzunehmen. Sie atmete tief durch.
Dann steckte sie die geladene Waffe in ihre Handtasche.
Ihr Inneres war erfüllt von Hass.
Das Telefon klingelt erneut, schrillte wie eine Alarmsirene in ihr Bewusstsein hinein.
Vor ihrem geistigen Auge sah sie das Gesicht ihrer Mutter.
Cynthia erinnerte sich genau. Es war jener Tag, an dem sie die Nachricht bekommen hatte, dass Pablo Hernandez bei einer Schlägerei umgekommen war. Cynthia war ein kleines Mädchen gewesen. Aber groß genug, um zu begreifen, dass sich in diesem Moment alles änderte. Ihre Mutter war von da an nicht mehr dieselbe gewesen. Sie hatte angefangen zu trinken und war vor ihren Augen körperlich und seelisch zerfallen...
Eine furchtbare Zeit.
Der Tod der Mutter war unter diesen Bedingungen für Cynthia beinahe eine Art Erlösung gewesen.
Sie wuchs nun bei ihrem wesentlich älteren Bruder Eric auf, der sie der Obhut von Kindermädchen überlassen hatte. Mit zwölf hatte sie ihre erste Psychotherapie abgebrochen, mit dreizehn versucht sich umzubringen...
Aber sie hatte damals nicht sterben wollen.
Sie wollte nur, dass diese unerträgliche Traurigkeit endlich von ihr genommen wurde, die wie ein Mühlstein unsichtbar um ihren Hals zu hängen schien. Jene Traurigkeit, die sie seit dem Tag nie wirklich verlassen hatte, als ihre Mutter die Todesnachricht erhielt...
Damals, nach ihrem Selbstmordversuch, hatte sie zum erstenmal die Stimmen gehört.
Die Stimmen in ihrem Kopf.
Sie halfen ihr.
Und sagten ihr, was sie tun konnte, um die abgrundtiefe Traurigkeit zu besiegen, die sie wie eine düstere schwarze Welle regelmäßig überfiel.
Die schwarze Welle würde bald für immer verschwinden.
Sobald Jonathan McKee seinen qualvollen Tod gestorben war...
Ein mattes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie kicherte. "Ja, ja, ihr habt ja recht", murmelte sie dann. "Ich werde mich beeilen..."
Sie erhob sich.
"Es ist für alles gesorgt", murmelte sie "Macht euch keine Gedanken... Ich habe Rays Verbindungen für mich ausgenutzt und mir einen echten FBI-Ausweis besorgt! Naja, zumindest so echt, dass man ihn so schnell nicht als Fälschung erkennen kann..."
Dann ging sie an den Kleiderschrank, öffnete ihn. "Was meint ihr, was soll ich anziehen? Das rote Kleid vielleicht?... Ihr habt recht! Das passt! Rot... wie Blut... Ja, das passt sehr, sehr gut..."
Cynthia zog sich um.
Als sie fertig war, und sie die Tür bereits erreicht hatte, schrillte wieder das Telefon.
"Nein, ihr habt recht", sagte sie. "Es kann nichts Wichtiges sein..."