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Bount Reiniger und Captain Rogers setzten die Konferenz untereinander fort, denn Lionel Lister war ein vielbeschäftigter Mann mit einem Sechzehnstunden-Arbeitstag, wenngleich er einen Großteil davon recht angenehm verbrachte, indem er mit Besuchern essen ging, mit ihnen anregend plauderte und hin und wieder auch eines der neuen Mädchen testete, die ebenso wie in den anderen Casinos auch, als »Anreißerinnen« arbeiteten. Das waren junge, bildhübsche Damen, die mit dem Geld des Casinos spielten, wenn an den Tischen mal weniger los war, freizügig gekleidet waren, viel und verlockend lächelten und so die männlichen Spieler anzogen wie die Motten das Licht.

Zwar mussten sie nicht mit den Gästen schlafen, doch meist taten sie es, denn der Job war von allen im offiziellen Gewerbe am schlechtesten bezahlt. Auch das eine wohldurchdachte Manipulation der Geschäftsführung.

Die Leute wollten bei der Stange gehalten werden, und nicht jeder schätzte eine »Professionelle«. Sie wussten nicht, dass diese Mädchen, die sie so zärtlich über ihre Verluste hinwegtrösteten ebenfalls mit dem goldenen Bleistift bezahlt wurden.

»Was sagst du dazu?«

Auf dem Tisch vor Toby lagen fünf Zigarren aus Listers Vorrat. Sie saßen in seiner Suite, die zwar nicht so luxuriös war wie das Direktionsapartment, aber im New Yorker Sheraton immer noch um die 1000 Dollar pro Nacht gekostet hätte. Ohne Frühstück selbstverständlich. Inzwischen war auch das Gepäck vom Flughafen da.

Zwei einsame Reisetaschen.

Bount schwieg. Er angelte gerade nach der seinen und packte seine 38er Automatic aus. Er hatte das Gefühl, er könne die Waffe in den nächsten Tagen noch brauchen.

Rogers sah ihm verdrossen dabei zu.

»Ist das deine Antwort?«, fragte er, während Reiniger prüfend den Schlitten zurückschob und ihn metallisch klickend wieder einschnappen ließ.

»Schade, dass Lister diesen Jerome Kelly nicht bezahlte. Ich denke, das hätte uns beiden Hübschen einen Haufen Ärger erspart. Es gehört eine Menge Schrecken dazu, um daran zu sterben. Sogar für einen Herzkranken.«

»Und keinerlei Anhaltspunkte.«

»Nicht solange dein örtlicher Kollege unsere Arbeit blockiert», meinte Reiniger, in kaum weniger besserer Stimmung.

»Ein Sheriff ist kein Kollege«, blaffte Toby und hatte recht damit.

Sheriffs waren Wahlbeamte und traten in der Regel umso selbstherrlicher auf, je weiter man nach Westen kam. Bis sich in Kalifornien dann wieder zivilisiertere Verhältnisse einstellten. Auch Bount hatte schon des Öfteren mit Vertretern dieser Spezies zu tun gehabt und durch die Bank alles andere als erfreuliche Erfahrungen mit ihnen gemacht.

Und hier schienen sie nun wieder auf einen Mann jenes Kalibers gestoßen zu sein, der noch der Tradition des ehemaligen Wilden Westens anhing, der gar so gezähmt ja auch heute noch nicht war, das Leben in den meisten Großstädten von 500000 Einwohnern aufwärts einmal ausgenommen. Und leider lag Las Vegas noch weit unterhalb dieser Grenze.

»Außerdem bin ich hier in Urlaub«, fügte Rogers bärbeißig hinzu. »Ich fürchte, meinen Vorgesetzten würde es nicht gefallen, wenn sie erführen, dass ich hier einem Kasinodirektor hilfreich unter die Arme greife. Ich muss mich so und so bedeckt halten.«

»Und deshalb hast du sofort an deinen alten Kumpel Bount Reiniger gedacht«, entgegnete Bount Reiniger sarkastisch. »Wie aufmerksam von dir.«

»Fünftausend Bucks hast du doch schon im Auto eingesackt«, meinte Rogers daraufhin, doch er wusste, wie müde sein Einwand wirken musste. »Hätte ich Lion etwa im Stich lassen sollen? Du hast ja selbst gemerkt, wie der arme Hund schwimmt. Und außerdem: Bot er dir nicht ein Honorar an?«

»Wir haben uns noch nicht endgültig darüber ausgesprochen«, meinte Reiniger ausweichend, und das brachte Captain Toby wieder Oberwasser unter den Kiel. Er grinste zähnefletschend.

»Und wie ich dich kenne, wird er damit nicht viel billiger davonkommen, als wenn er Kelly hätte bezahlen müssen ...«

»Jetzt übertreibst du. Mein Tagessatz liegt bei fünfhundert Dollar.«

»Und deine Erfolgsprämien im Unendlichen, ich weiß«, konterte Rogers.

Da sagte Reiniger nichts mehr, denn über diesen Punkt ließ sich mit Toby nicht streiten. Er hielt sich stets für sträflich unterbezahlt. Es war eine seiner Marotten, das immer wieder herauszukehren. Bei aller Freundschaft spielte beim Captain doch immer wieder auch ein ungesunder Neid mit herein. Bount hatte sich längst daran gewöhnt und nahm das nicht weiter tragisch. Denn Freund Toby war Nörgler aus Prinzip. Die Detectives seiner Squad wussten nicht nur ein Lied davon zu singen.

»Zeig mal, was du sonst noch so hast«, sagte er ablenkend, denn Toby hatte von Lion zum Abschied noch ein Kuvert mitbekommen. Es trug die schwungvolle Aufschrift des All America Hotel, sowie sämtliche zwanzig Telefonnummern. Es war nicht zugeklebt.

Rogers gähnte ungeniert. Er genierte sich nie.

»Ich leg mich einstweilen in die Wanne«, sagte er und setzte seinen Entschluss sofort in die Tat um. Allerdings stoppte er am voluminösen Kühlschrank und nahm sich ein paar Dosen Bier mit ins Bad.

So konnte er sich äußerlich säubern. Und gleichzeitig innerlich von Glegvienndahnocca und Dom Perignon.

Es war acht vorbei, und Bount hatte sich »landfein« gemacht, während Rogers inzwischen seinen Schönheitsschlaf hielt, wie er sich grinsend ausdrückte. Er war nach seiner Schicht in der Centre Street direkt ins Flugzeug gestiegen und musste wohl einiges in dieser Hinsicht nachholen.

Reiniger hingegen fühlte sich noch relativ frisch. Die Atmosphäre von Las Vegas empfand er als prickelnd wie Champagner, in dem eine Handvoll Amphetamintabletten aufgelöst waren, und im Gegensatz zu seinem älteren Freund mochte er dieses Kitzelwasser.


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