Читать книгу Arztroman Sammelband: Drei Romane: Ihre Verzweiflung war groß und andere Romane - A. F. Morland - Страница 14
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Sonja zog ein schickes Kostüm aus sonnengelbem Wildleder an. Bunte Nappalederstreifen belebten das Ganze auf sehr elegante Art.
Darunter trug sie einen schwarzen Pulli, dessen Ausschnitt eine goldene Halskette zierte. Sie hatte das Kostüm erst einmal getragen. Nun warf sie einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und meinte zufrieden: „Ihm wird gefallen, was er sieht.“
Sie verließ das Haus. Es war achtzehn Uhr fünfundvierzig, als sie in ihren roten Sportwagen stieg. Es war nicht weit bis zum Waldhotel Abel.
Sie würde dort pünktlich eintreffen.
Ich bin schon sehr gespannt, wie Thomas jetzt aussieht, dachte sie, während sie losfuhr. Ob er sich verändert hat? Ob ich mich in den letzten vier Jahren verändert habe? Sicher, aber man merkt es selber nicht.
Sie war ein wenig nervös, als sie das Waldhotel erreichte. Auf dem Gästeparkplatz war zuerst nichts frei, aber dann kamen ein Mann und eine Frau aus dem Restaurant, stiegen in einen hellen Volvo und machten Platz für Sonjas Wagen.
Sie wurde von Solveig Abel, der Besitzerin des Waldhotels, einer sehr gepflegten, eleganten Dame, freundlich begrüßt. „Guten Abend, Frau Winter.“
„Guten Abend.“
„Hübsches Kostüm, das Sie da anhaben“, sagte Solveig Abel. „Sehr schick.“
„Vielen Dank. Ah ...“, Sonja sah sich suchend um. „... ich bin verabredet.“
Solveig Abel nickte lächelnd. „Sie werden bereits erwartet. Darf ich Sie zu Ihrem Tisch führen?“
Sonja Winter folgte ihr. Sie sah Thomas schon von Weitem. Er war noch attraktiver geworden. Mit einem strahlenden Lächeln – wie es Patrick schon lange nicht mehr zustande gebracht hatte – erhob er sich. Er taxierte sie mit begeistertem Blick.
„Hier ist sie, Ihre bezaubernde Schwägerin, Herr Winter“, sagte Solveig Abel und ließ die beiden allein.
Thomas griff nach Sonjas Hand und küsste sie galant. „Ich hatte schon fast vergessen, wie wunderschön du bist.“
„Wenigstens ein Winter, dem das auffällt“, seufzte sie und setzte sich.
„Ich hoffe, du hast viel Zeit mitgebracht.“
„Soviel du willst. Mich vermisst zu Hause niemand.“
Thomas zog die Augenbrauen zusammen. „Mein Bruder ist ein Idiot.“
Sonja lachte „Er würde dir nicht glauben, wenn du ihm das sagst. Aber jetzt mal zu dir: Du siehst phantastisch aus. Es scheint dir sehr gut zu gehen.“
„Es geht mir blendend. Hab’ ein bisschen spekuliert und einige satte Gewinne eingestrichen“, vertraute er ihr an.
„Was meinst du, wie lange du dein Geld diesmal zusammenhalten kannst?“, fragte Sonja. „Bei dir heißt es doch immer: Wie gewonnen, so zerronnen.“
Thomas hob abwehrend die Hand. „Diesmal nicht. Ich habe einen Großteil meiner Habe gut angelegt.“
Sonja musterte ihn belustigt. „He, du hast doch nicht etwa vor, seriös zu werden? Davon muss ich dir dringend abraten, denn dann wird Thomas Winter zum Langweiler, und von dieser Sorte gibt es ohnedies schon genug auf der Welt.“
„Keine Sorge, ein Langweiler werde ich bestimmt nicht. Ich lasse nur die ganz großen Eskapaden, die jedes Mal mit einer Bruchlandung enden, aus. Ansonsten bin ich noch immer der alte. Du kannst mich testen.“
Der Kellner kam.
„Einen Aperitif?“, fragte Thomas Winter seine Schwägerin. Sie nickte. Als die Drinks kamen, erhob Thomas sein Glas und sagte: „Auf dich. Auf diesen Abend. Auf das, was wir lieben.“
Sie stießen miteinander an und tranken.