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Sergeant Roger Castle hatte sich freiwillig gemeldet. Nicht, weil ihn Personenschutz besonders interessierte. Der Fall interessierte ihn. Immerhin hatte er einem dieser Wahnsinnigen Auge in Auge gegenüber gestanden im 92nd Street Y-Theater.

Vier Wochen war das schon wieder her. Aber der Sergeant träumte fast jede Nacht davon. Es waren keine schönen Träume. Weiß Gott nicht ...

Officer Kenneth Miler hatte an sich nichts gegen Personenschutz einzuwenden. Aber Bomben schmeißende Fanatiker gehörten nicht zu der Kundschaft, die er gewohnt war. Aber was blieb ihm übrig? Castle, der Idiot, hatte sich freiwillig gemeldet.

Es kam, wie es kommen musste: Der Captain hatte ihn gefragt, ob er seinem Partner nicht Gesellschaft leisten wollte bei dem ungewöhnlichen Einsatz. Das sei doch zur Abwechslung mal was anderes, als ständig hinter Ladendieben, Straßenräubern und Dealern herzujagen.

Miler hatte was dagegen, als Feigling zu gelten. Also hatte er zugesagt. Vielleicht sprang ja eine Beförderung dabei heraus.

Im Grunde hielt er seinen Sergeant für einen ähnlichen Fanatiker wie diese frommen Leute, die sich Abend für Abend vor dem 92nd Street Y versammelten und ihren Hass herausschrien. Aber das sagte er ihm natürlich nicht.

Sie fuhren die 31. Straße hinunter. Kurz vor dem Madison Square Garden Center hielten sie vor einem zehnstöckigen Haus. Eine Menge Messingschilder hingen am Eingang. Buddhistische Schule für Zen-Meditation und kosmische Erleuchtung stand auf einem.

Sergeant Roger Castle stellte den Motor ab. Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe.

„Scheiße – es fängt an zu regnen‟, knurrte Miler.

Während er die New York Post entfaltete, sah Castle sich um. Der Verkehr hielt sich in Grenzen an diesem Abend. Aber eine Menge Passanten waren unterwegs. Vermutlich ein Konzert oder eine Sportveranstaltung im Madison Square Garden Center.

Der Mann, den sie beschützen sollten, verließ nach etwa fünfzehn Minuten das Gebäude. Groß, graues Jackett, schwarze Breitcordhosen, Brille, langes, speckiges Haar. Genau die Art Typen, die Officer Kenneth Miler liebte. Er schnaubte verächtlich und faltete die Zeitung zusammen.

Der Mann warf einen flüchtigen Blick auf den Streifenwagen und lief dann die Straße hinunter Richtung 9th Avenue.

„Blöder Hund‟, knurrte Miler. „Kommst du dir nicht bescheuert vor?‟ Er wandte sich an seinen Partner. „Einen Kerl zu beschützen, der gar nicht beschützt werden will?‟

Sergeant Castle antwortete nicht. Er drehte den Zündschlüssel um und scherte aus der Parklücke. Der Regen wurde heftiger. Im Schritttempo folgten sie dem Mann. Als sie auf gleicher Höhe mit ihm waren, senkte Castle das Fenster der Beifahrerseite hinunter.

„Hey, Mr. Valezki!‟ rief er. „Kommen Sie, steigen Sie ein. Spielen Sie nicht den Helden.‟

Valezki blieb stehen, blickte kurz in den verhangenen Himmel, und verließ dann den Bürgersteig. Er öffnete die Font-Tür auf der Beifahrerseite. „Sie haben Recht, Officer – mit dem Regen sollte man nicht spaßen.‟

Castle grinste müde, und Miler brummte etwas Unverständliches in sich hinein.

„Können Sie sich vorstellen, dass es ein wenig frustrierend ist, auf einen Kerl aufzupassen, der sich für unverwundbar hält?‟, fragte Castle.

„Sicher, sicher.‟ Valezki wirkte geistesabwesend. „Ein aussichtsloser Job. Ich halte mich übrigens nicht für unverwundbar. Andernfalls würde mir der Regen nichts ausmachen.‟

Castle bog in die 9th Avenue ein. Den Weg zum Chelsea Park, wo Valezki wohnte, würde er mittlerweile mit fünf Komma null Promille finden.

„Der findet sich richtig witzig!‟, platzte Miler heraus. Er drehte sich zu Valezki um. „Hören Sie mal – kann es sein, dass Sie ein ausgemachter Spinner sind? Diese arabischen Terroristen sind hinter Ihnen her, und Sie spazieren durch die Straßen, als hätten Sie eine Einladung ins Paradies in der Tasche. Oder sind Sie einfach nur lebensmüde?‟

„Kein Abhang, auf den nicht eine Ebene folgt.‟ Valezki blickte in den Regen hinaus. Seine Stimme klang gelangweilt. „Und ohne Tadel, wer beständig bleibt in Gefahr.‟

„Aus was für ′‚ner Bibel stammt das denn?‟, wollte Castle wissen.

„Das ist der Spruch eines alten Zen-Meisters‟, sagte Valezki. Miler tippte sich an die Stirn.

Sie erreichten das US Parcel Post Building. Castle bog in die 29. Straße ein. Einen Block weiter, am Park, war Rechtsabbiegen nicht möglich. Valezkis Straße, die 28., war eine Einbahnstraße. Wenig später tauchte der Westrand des Chelsea Parks auf. Castle setzte den Blinker und bog in die 28. ein.

Milers Blick fiel auf einen Penner. Am Parkrand entlang schob er einen mit Gerümpel gefüllten Einkaufswagen über den Bürgersteig. Er trug einen langen schwarzen Mantel, einen breitkrempigen Schlapphut und eine Sonnenbrille.

„Soll was arbeiten, das Faultier‟, knurrte Miler. Die anderen beiden beachteten den Berber nicht ...

Sie hielten vor dem Haus, in dem Michael Valezki wohnte. „Wir werden uns die Zeit hier unten vertreiben, Mr. Valezki‟, sagte Sergeant Roger Castle. „Aber vielleicht verraten Sie uns freundlicherweise, wie Ihr Tagesplan aussieht, damit wir uns darauf einstellen können.‟

„Wie immer.‟ Valezki drückte die Wagentür auf. „Ich werde bis zum Abend arbeiten, und dann gehe ich auf ein Bier in meine Stammkneipe. Vielen Dank fürs Mitnehmen.‟ Er stieg aus und verschwand im Eingang seines Hauses.

„Arschloch‟, knurrte Miler. Fünfzig Schritte hinter ihnen schob der Berber seinen Einkaufswagen in den Chelsea Park hinein ...

Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015

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