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Damit war es vorbei mit dem beschaulichen Vergnügen. Ein neuer Job überrollte Bount Reiniger mit der Wucht einer Lawine. Er stand sofort wieder mit beiden Beinen mitten in der Arbeit. Als er den Namen Booger hörte, fing seine Schaltzentrale im Oberstübchen zu arbeiten an. Er erinnerte sich an die Zeitungsberichte, die er gelesen hatte. Ein Mann namens Dave Booger war in einer billigen Absteige ermordet worden.

Booger war Buchprüfer gewesen und die Artikel holten hier noch etwas weiter aus: Der Limonadenfabrikant Rick Brannon beabsichtigte, sich von seinem Unternehmen zu trennen und etwas anderes auf die Beine zu stellen. Carl Kilrain galt u. a. als ernsthafter Kaufinteressent. Natürlich wollte er sich nicht die Katze im Sack aufhalsen, deshalb waren Brannon und er übereingekommen, die Bücher von Dave Booger prüfen zu lassen. Das hatte der Mann zwei Tage lang getan. Dann war ihm der Schädel eingeschlagen worden.

Bount sagte mit gedämpfter Stimme: „Wenn Ihr Mann Dave geheißen hat, Mrs. Booger, möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen.“

Wilkie bekam mit, dass plötzlich nicht mehr der rechte Augenblick für heitere Musik war. Er legte die Gitarre weg und auch Joao hörte zu spielen auf. Lenning gesellte sich zu Bount und June. Der Wirt kümmerte sich um den Brasilianer. Er legte ihm den Arm um die schmalen Schultern und ging mit ihm in sein Büro.

Brenda Booger seufzte schwer. „Ich hätte jetzt furchtbar gern was zu trinken.“

Wilkie verschwand hinter dem Tresen. Er war hier so gut wie zu Hause. „Was darf es sein?“, fragte er.

„Vielleicht einen Scotch“, sagte Brenda. Sie strich sich eine widerspenstige braune Haarsträhne aus der Stirn und klemmte sie hinter dem rechten Ohr fest.

Wilkie füllte ein Glas für sie und sah dann June an. „Und du?“, fragte er.

Reinigers Detektiv-Volontärin schüttelte den Kopf. „Für mich bitte nichts.“

Bount wies auf den Hocker neben sich, den der Wirt frei gemacht hatte. „Setzen Sie sich, Mrs. Booger.“

Brenda kam seiner Aufforderung nach. Wieder seufzte sie schwer. Sie litt anscheinend doppelt. Zum einen, weil man ihren Mann erschlagen hatte, und zum anderen, weil der Mord in einer billigen Absteige verübt worden war.

„Möchten Sie, dass ich den Mörder Ihres Mannes suche?“, fragte Bount.

Brenda nickte schwach. Sie schaute in ihr Glas. „Ja“, hauchte sie. Dann hob sie den Blick und sah Bount in die Augen. „Aber Dave war nicht mein Mann. Er war es nicht mehr. Wir waren geschieden. Unsere Ehe war ein Martyrium. Weiß der Kuckuck, wieso wir dachten, wir würden schon irgendwie zusammenpassen, obwohl wir so offensichtlich verschieden waren. Wir gingen unter völlig falschen Voraussetzungen in diese Ehe. Sie konnte einfach nicht gutgehen. Uns war beiden schon nach einem halben Jahr klar, dass wir Schiffbruch erleiden würden, aber wir versuchten, selbst dann noch zu retten, was einfach nicht zu retten war. Wir sagten uns, andere raufen und beißen sich auch zusammen. Warum sollte uns das nicht gelingen? Aber die anderen haben irgendwo letzten Endes doch einen gemeinsamen Nenner, auf den sie sich konzentrieren können, der die Basis für einen neuen Anfang ist. Das war bei Dave und mir nicht der Fall. Wir hatten beide keine Schuld daran, dass wir schließlich vor dem Scheidungsrichter landeten und wir waren aufeinander nicht böse, als der Alptraum zu Ende war. Im Gegenteil, wir waren froh, dass Schluss damit war. Endlich konnten wir wieder aufatmen. Der schwere beklemmende Druck wich von unserer Seele. Wir fanden wieder zu uns selbst zurück und wir hatten uns von da an auf eine ganz andere neue Art gern. Auf eine Art, die wir während unserer Ehe nicht für denkbar gehalten hätten. Wir ließen den Kontakt nicht abreißen. Wir trafen uns hin und wieder, sprachen über unsere Probleme und es gelang uns sogar, über die Fehler, die wir in unserer Ehe gemacht hatten, zu lachen.“

Brenda biss sich so fest auf die Unterlippe, dass es schmerzen musste.

Sie griff schnell nach ihrem Glas und leerte es auf einen Zug.

„Seit Dave tot ist, ist mir klar, dass ich den einzigen Menschen verloren habe, der mir jemals etwas bedeutet hat, so paradox das auch klingen mag, Mr. Reiniger.“

Sie putzte sich geräuschvoll die Nase.

Es herrschte für kurze Zeit betretenes Schweigen. Jedes Wort wäre im Augenblick fehl am Platz gewesen. Bount wusste, dass Brenda Booger nicht mit Worten, sondern nur mit Taten zu helfen war.

Brenda Booger hob wieder den Blick. Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie war eine sehr hübsche Frau mit weichen, angenehm weiblichen Zügen und einer überaus ansprechenden Figur. Wie war es nur möglich gewesen, dass Dave Booger mit ihr nicht harmonierte?

„Es existiert eine Lebensversicherung“, sagte Brenda leise. „Dave hat sie zu meinen Gunsten abgeschlossen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als hätte er geahnt, dass ihm so etwas Furchtbares zustoßen würde. Ich soll fünfzigtausend Dollar kriegen. Können Sie verstehen, dass ich das Geld nicht haben will?“

„Sie müssen es trotzdem nehmen“, sagte Bount ernst. „Es ist Daves Wille.“ Brenda schob Wilkie ihr leeres Glas zu. „Kann ich noch einen Scotch haben?“

„Natürlich“, sagte der Junge. „Vielen Dank.“ Brenda trank und wandte sich dann wieder an Bount. „Man sagt, Sie wären der beste Privatdetektiv in dieser Stadt, Mr. Reiniger. Wenn die Versicherung die fünfzigtausend Dollar auf mein Bankkonto überweist, habe ich genug Geld zur Verfügung, um einen Mann wie Sie engagieren zu können.“

Bount winkte ab. „Wir sollten jetzt nicht von Geld sprechen, Mrs. Booger.“

„Doch, das sollten wir, Mr. Reiniger. Wie viel nehmen Sie im allgemeinen? Zweihundert Dollar pro Tag? Spesen extra?“

Bount nickte.

„Ich bin damit einverstanden“, sagte Brenda Booger. „Aber ich muss Sie um eine kleine Gefälligkeit bitten: Ich kann Sie nicht sofort bezahlen. Sie müssen warten, bis ich das Geld von der Versicherungsgesellschaft bekomme.“

„Ich kann warten“, sagte Bount ernst. „Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich Ihretwegen meine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann.“ „Sie sind sehr entgegenkommend, Mr. Reiniger.“

„Haben Sie etwas anderes erwartet?“

„Man hat mir gesagt, dass Sie sehr hart sein können.“

„Hart, wenn es gegen das Verbrechen in dieser Stadt geht, Mrs. Booger“, sagte Bount. „Es wäre unvernünftig, wenn ich auch gegen meine Klienten hart sein würde.“

„Wann werden Sie den Fall in Angriff nehmen?“

Bount lächelte kurz. „Ich denke, das habe ich bereits getan, Mrs. Booger.“

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