Читать книгу Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017 - A. F. Morland - Страница 15
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ОглавлениеDie Bachsteinerin hatte inzwischen ihrem Mann von den Neuigkeiten erzählt, die sie von der Großmayerin über ihren Sohn erfahren hatte.
Der Bauer war aufgebracht und tobte.
"Mei, reg dich doch net so auf!", versuchte die Bachsteinerin ihren Mann zu beruhigen. "Stell den Toni doch erst einmal zur Rede! Vielleicht ist es ja auch nur dummes Geschwätz der Großmayerin!", versuchte sie den Bauern zu beschwichtigen.
"Und warum sollte die Großmayerin so etwas erfinden?", fragte der Bachsteiner zurück.
"Na, weil sie sich in den Kopf gesetzt hat, dass ihre Rosl und unser Toni ein Paar werden..."
Der Bachsteiner atmete tief durch.
"Schlecht wär das ja auch net gerad'", meinte er dann, schon etwas ruhiger. Er strich sich mit der Hand das Haar zurück.
"Aber die zwei jungen Leute machen da halt net mit", stellte die Bachsteinerin sachlich fest. "Und die wahre Liebe lässt sich halt net erzwingen."
Der Bauer blickte auf.
"Toni ist noch im Stall. Ich werde zu ihm gehen und ihn zur Rede stellen!"
Er wandte sich zum Gehen, aber die Bachsteinerin hielt ihren Mann am Arm.
"Was willst ihm denn sagen, Loisl?", wollte die Bäuerin wissen.
"Ich werde ihm meine Meinung zu der Sache klarmachen: Meinen Segen bekommt er net, wenn er die Tochter des Mannes zur Frau nehmen will, der meinen Bruder auf dem Gewissen hat!"
Die Stimme des Bachsteiners klang sehr hart, als er das sagte. Der Bäuerin lief es dabei kalt über den Rücken.
Mei, durchzuckte es sie. So hab ich den Loisl ja noch nie sprechen hören!
"Geh, Loisl! Die Sach' ist doch nun schon so lang her...", versuchte die Bäuerin, ihren Mann zu beschwichtigen.
Der Bachsteiner sah seine Frau kopfschüttelnd an.
"Lang her, meinst? Ich weiß noch genau, wie es damals war! Denn ich war als junger Kerl bei der Suchmannschaft, die der Jakob Riedlinger seinerzeit angeführt hat! Mei, das Wetter schlug ein bisserl um und schon hatte der sogenannte Bergführer die Hosen voll! Das eigene Risiko hat er gescheut, sag ich! Und die Sepha, die hat er für sich haben wollen! So war es! Und dessen Tochter willst hier auf dem Hof haben?" Der Bachsteiner schüttelte den Kopf. "Das könnte ich net ertragen!"
"Loisl, die Franziska war doch damals noch gar net geboren! Selbst wenn ihr Vater große Schuld auf sich geladen haben sollte - was kann sie dafür? Nix, sag ich! Das Madl hat mit der Geschichte von damals net das geringste zu tun! Das musst auch du zugeben!"
Loisl Bachsteiner sah seine Frau ziemlich entgeistert an, ehe er hervorstieß: "Dann bist also mit der Sach' einverstanden?"
"Einverstanden net gerad'...", gab die Bachsteinerin nach einigem Zögern zu.
"Na also!", rief der Bauer. Er schlug sich ärgerlich auf den Schenkel. "Mei, es gibt doch nun wahrlich genug Dirndln im Tal, meinst net auch? Was muss er sich da gerad das Riedlinger-Madl aussuchen! Wenn's mit der Rosl vom Großmayer-Hof schon net funkt, dann könnt' er sich doch unter den anderen ein wenig umschauen!"
"Recht hast ja, Loisl!", gab die Bachsteinerin zu. "Aber wenn's wirklich die wahre Liebe ist? Willst dann versuchen, sie dem Toni auszureden?"
"Pah!", machte der Bachsteiner. "Man kann doch net alles dem Gefühl überlassen! Die Vernunft will da auch ein Wörtl mitreden! Und die werd' ich dem Buben jetzt schon eintrichtern, darauf kannst du dich verlassen!"
Und damit war er zur Tür hinausgegangen.
Den Toni traf er, als dieser gerade aus dem Stall kam.
Der Bachsteiner verlor nicht viel Worte und kam sofort zur Sache, während die Bäuerin ebenfalls herbeieilte, um das Schlimmste zu verhindern. Schließlich wusste sie am besten, wozu ihr Mann im Stande war, wenn ihn etwas maßlos aufregte.
Und das war jetzt zweifellos der Fall.
"Ja", gab der Toni auf eine entsprechende Frage hin zu. "Ich hätte euch das mit der Franziska schon noch gesagt, wenn..."
"So?", machte der Bachsteiner ärgerlich. "Wann hättest du uns dann gesagt? Vielleicht, nachdem ihr schon vollendete Tatsachen geschaffen hättet? Denn was meine Meinung dazu ist, das hättest du dir ja wohl an zwei Fingern ausrechnen können, oder etwa net?"
Der Toni sah seinen Vater gerade ins Gesicht und sagte: "Wir haben es wegen dem Großvater noch geheimgehalten, die Franziska und ich... Aber jetzt wären wir ohnehin an die Öffentlichkeit gegangen, denn wir sind die Heimlichtuerei leid!"
Der Bachsteiner war regelrecht blass geworden, so fassungslos war er.
"Dann ist es euch also tatsächlich ernst", murmelte er, wobei er leicht den Kopf schüttelte.
Er konnte es noch immer nicht richtig begreifen. Einen Moment lang glaubte er, er würde schlecht träumen und müsste jeden Augenblick aufwachen.
Aber aus diesem Traum würde es kein erlösendes Erwachen geben!
Der Toni nickte entschieden.
"Mei, uns ist es sehr ernst! Die Franziska ist die Frau meines Lebens! Sie und keine andere will ich zum Altar führen, und zwar so schnell wie möglich!"
"Das hast dir ja fein ausgedacht!", rief der Vater ärgerlich.
Und die Bachsteinerin mischte sich ein: "Loisl, so beruhige dich doch!"
Aber ihr Loisl wollte sich nicht beruhigen.
"Hast dir net einmal ein paar Gedanken darüber gemacht, wen du da zur Frau nehmen willst?", meinte der Bachsteiner dann. "Der Riedlinger hat deinen Onkel auf dem Gewissen!
Und so einen willst du zum Schwiegervater?"
"Mei, Vater, da hat doch das Madl nix mit zu tun! Das weißt du so gut wie ich!", erwiderte der Bachsteiner-Toni ziemlich heftig.
Der Vater atmete tief durch.
"Toni!", meinte der Bachsteiner-Bauer dann. "Kruzifix nochmal, so nimm doch Vernunft an!"
"Ich hab die Dinge noch nie so klar gesehen, wie jetzt", widersprach der Toni vehement. "Mei, ich möcht' net, dass es wegen dem Madl zwischen uns zu einem echten Zerwürfnis kommt, aber mein Glück lass ich mir auch net ausreden!"
"Dein, Glück, ja?", schnaubte der Bachsteiner. "Kann es denn net ein anderes Madl sein?"
Der Toni hob die Augenbrauen.
"Die Rosl Großmayer vielleicht?" Der junge Mann schüttelte energisch den Kopf. "Das tät euch so passen, net wahr? Damit aus zwei großen Höfen ein noch größerer würde! Aber für die Rosl hab ich nun einmal net soviel übrig, das ich sie heiraten könnt', auch wenn sie sonst ein nettes Dirndl ist und blitzsauber ausschaut."
"Mei, was der Vater meint ist doch etwas anderes", versuchte die Bachsteinerin jetzt beschwichtigend einzugreifen.
"Ich hab schon recht genau verstanden, was er gesagt hat", fuhr der Toni dazwischen. "An Deutlichkeit hat es ja auch keinesfalls zu wünschen übrig gelassen!"
"Geh, Toni!", schalt ihn die Mutter und fuhr dann fort: "Könnt'st mit deiner Entscheidung für die Franziska net noch ein bisserl warten? Bis du dir wirklich über alles klar geworden bist, Bub!"
Der Toni atmete tief durch.
"Bis ihr mir das Madl ausgeredet habt, das meinst du doch in Wirklichkeit!"
Die Mutter wollte noch etwas sagen, aber der Bauer kam ihr zuvor.
"Toni, du bist alt genug, um deine Entscheidungen selbst zu treffen. Aber eins will ich dir klipp und klar sagen: Die Tochter des Mannes, der meinen Bruder auf dem Gewissen hat, kommt mir als Schwiegertochter net auf den Hof! Hast mich gehört!"
Der Bachsteiner-Toni nickte düster.
"Mei, ich hab dich gehört, Vater! Aber ich weiß selbst, was für mich gut ist! Und wie du schon gesagt hast: Ich bin alt genug, meine Entscheidungen selbst zu treffen!"
Der Bachsteiner sah seinem Sohn direkt in die Augen. Einige Augenblicke lang schwiegen die beiden Männer und die Bäuerin fragte sich ängstlich, was nun wohl als nächstes geschehen mochte.
Eine unheimliche Stille war das! Und sie verhieß nichts Gutes...
Dann sagte der Bachsteiner plötzlich in gedämpftem Tonfall, aber sehr ernst: "Wenn du die Franziska Riedlinger zur Frau nimmst, dann bist du net mehr mein Nachfolger als Bauer hier auf dem Bachsteiner-Hof!"
"Mei, Loisl! Das kann doch net dein Ernst sein!", rief da die Bäuerin aus und fasste ihren Mann am Arm.
"Doch!", rief der Bachsteiner. "Das ist mein Ernst und dem Toni ist es hoffentlich auch klar, dass ich so etwas net einfach nur so dahersage!"
Die Bäuerin war verzweifelt.
Auch ihr war die Franziska Riedlinger als Schwiegertochter nicht unbedingt recht, aber es deshalb zu einem ernsten Zerwürfnis kommen zu lassen?
Nein, das war die Sache nicht wert.
Und den Toni von seiner Idee abbringen, das würde die Drohung seines Vaters auch nicht vollbringen können. Dazu kannte sie ihren Sohn zu genau.
"Du weißt doch gar net, was du da sagst, Loisl!", stieß die Bachsteinerin hervor.
"Doch, das weiß ich ganz genau!"widersprach ihr der Bauer ziemlich heftig.
Er stand in diesem Moment da wie ein Stier, nicht bereit auch nur einen einzigen Zentimeter zurückzuweichen.
Und ganz genau so stand der Toni da, in dessen Augen Wut und Zorn leuchteten.
"Gut, wie du willst, Vater!", knirschte der junge Mann dann hervor. "Dann hast du jetzt keinen Nachfolger mehr! Kannst den Hof vererben, an wen du willst! Wenn für die Frau, die ich liebe, hier auf dem Bachsteiner-Hof kein Platz ist, dann habe ich hier auch keinen Platz mehr!"
Mit Tränen des Zorns in den Augen ging der Toni daraufhin davon.
"Toni!", rief seine Mutter ihm hinterher, als der junge Mann zur Haustür ging und diese wütend hinter sich zuschlug.
Doch der Toni hörte sie nicht mehr.
Die Bachsteinerin wollte ihm folgen, aber der Bauer hielt sie am Arm.
"Warte", sagte er.
Die Bachsteinerin sah ihren Mann entsetzt an.
"Warten? Loisl, worauf soll ich warten? Dass der Bub seine Sachen packt und in seinem Ärger davonzieht vielleicht? Das kann doch net dein Ernst sein!"
Der Bauer legte den Arm um sie.
"Mei, das wird er net tun! Ganz gewiss net! Seine Wut wird sich schon wieder legen, da bin ich mir gewiss! Und wenn er die Sach' dann klar sieht, wird er auch erkennen, dass ich recht habe!"
Doch die Bachsteiner-Bäuerin schüttelte leicht den Kopf.
"Na", meinte sie. "Daran glaube ich net. Er wird eher versuchen, seinen Willen auch allein durchzusetzen. Mir scheint, es ist wirklich mehr als nur eine Schwärmerei, das mit der Riedlinger-Franziska!"
Der Bachsteiner machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Schmarrn!", schimpfte er.
Doch die Bäuerin wusste im Innersten ihres Herzens, dass sie recht hatte.