Читать книгу Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017 - A. F. Morland - Страница 21
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ОглавлениеAm nächsten Tag stieg der Bachsteiner-Toni nach der Arbeit auf hinauf zum Einsiedler-Hof des Riedlingers.
Die Franziska kam ihm ein Stück entgegen.
Sie schlang ihre Arme um Tonis Hals. "Mei, schön, dass du da bist!"
"Es war ein schwerer Tag, aber das wollt' ich mir net nehmen lassen!", gab der junge Bachsteiner zurück. Und dann gingen sie zusammen hinauf zu dem bescheidenen Wohnhaus des Riedlinger-Hofs.
Sie waren noch nicht ganz angekommen, da trat jemand aus der Tür heraus.
Es war niemand anderes, als der Riedlinger, der an seiner Pfeife zog und den Toni erst einmal von oben bis unten musterte, ehe er ihm schließlich die Hand gab.
"So, du bist also der Toni...", murmelte er dann. "Groß bist geworden! Ich hab dich noch in Erinnerung, als du ein ein ganz kleiner Bub warst!"
Der Toni wusste zunächst gar nicht, was er sagen sollte. Er wechselte einen Blick mit der Franziska und sagte dann nach kurzer Pause: "Deine Tochter wird dir von unseren Plänen erzählt haben..."
"Gewiss doch", nickte der Riedlinger und blies den Rauch seiner Pfeife in die kühle, klare Abendluft. "Und ich will dir ganz ehrlich sagen, dass ich net gerad' begeistert gewesen bin, dass sie sich ausgerechnet einen Bachsteiner ausgesucht hat!"
Der junge Mann hob die Schultern.
"Ich kann schon verstehen, dass...", begann der Toni dann.
Aber der Riedlinger winkte ab und unterbrach den jungen Bachsteiner.
"Lass nur!", sagte der Riedlinger. "Gegen die Stimme des Herzen kann man sowieso nix machen." Er wandte sich an die Franziska, bevor er fortfuhr. "Oder würde es irgend etwas nützen, wenn ich versuchen sollte, dir den Bachsteiner-Toni auszureden?"
"Vater!", rief die Franziska mit tadelndem Unterton.
"Na, also!", erwiderte der Riedlinger.
"Lass uns doch reingehen!", schlug die Franziska vor. "Die Brotzeit ist fast fertig!"
Doch der Riedlinger rührte sich nicht von der Stelle, sondern bedachte den Bachsteiner-Toni statt dessen mit einem ernsten Blick. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich dabei sonderbar zusammen.
"Mei, dass du ein Bachsteiner bist, das kann ich vielleicht noch verdauen!" sagte er dann. "Aber wenn du es net ernst mit der Franziska meinen solltest, dann..."
Da fuhr das Madl seinem Vater ins Wort.
"Geh, Vater! Er hat doch schon bewiesen, wie ernst es ihm ist! Schließlich hat er sich meinetwegen mit dem Bachsteiner-Bauern überworfen! Enterbt hat er ihn sogar!"
Der Riedlinger blickte jetzt erstaunt drein.
"Ist das war, Toni?", erkundigte er sich, so als könnte er es kaum glauben.
Toni nickte.
"Genau so ist es!"
Ein Lächeln ging über das wettergegerbte Gesicht des Jakob Riedlinger. Dann legte er dem Toni eine Hand auf die Schulter, nahm mit der anderen die Pfeife aus dem Mund und meinte: "Alle Achtung! Mei so viel Mut hätte ich einem Bachsteiner net zugetraut!"
Der Toni sah den grau gewordenen Einsiedler fest an.
"Ich weiß, dass du ein schweres Schicksal hinter dir hast! Aber die Franziska und ich, wir haben nix mit dem alten Zwist zwischen den Bachsteinern und dir zu tun!"
"Schon recht", murmelte der Riedlinger. "Aber insgeheim denkst du doch auch, dass ich deinen Onkel auf dem Gewissen hab, oder etwa net? Wie sollte es auch anders sein! Dein Vater wird es dir hundertmal so erzählt haben!"
"Schluss mit den alten Geschichten!", forderte die Franziska vehement. "Mei, Vater das ist alles lange her!"
Der Riedlinger nickte.
"Ja, ich weiß", murmelte er in seinen Bart hinein. Dann reichte er dem Toni die Hand. "Auch wenn du ein Bachsteiner bist! Ich freue mich jedenfalls, dass du den Weg hier her gefunden hast!"
"Mei, das ist ein Wörtl!", erwiderte der Toni.