Читать книгу Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017 - A. F. Morland - Страница 16
11
ОглавлениеAls die beiden jungen Leute sich das nächste mal beim Stadel trafen, war es nicht gerade ein fröhliches Treffen.
"Mei", sagte die Franziska. "Begeistert war mein Vater net gerad', als ich ihm von unseren Plänen erzählt hab!", berichtete das Madl. Doch dann ging ein Lächeln über ihr Gesicht und ihre hellblauen Augen strahlten. "Aber den Segen will er mir net verweigern."
Der Toni seufzte und legte einen Arm um Franziskas Schulter.
"Bei mir ist es net so glimpflich abgegangen", erklärte er düster.
Das Madl sah den Toni an.
"Was ist passiert?"
"Was passiert ist?", sagte der Toni bitter. "Der Vater hat mich vor die Wahl gestellt: Du oder der Hof!" Seine Stimme bebte leicht, als er das aussprach.
"Das ist doch net wahr!", rief das Madl erschrocken aus. Auf einmal war ihre frische Gesichtsfarbe ganz verschwunden und sie war richtig blass geworden.
"Wenn ich's doch sag!", rief der Toni unwirsch, nahm ein Steinchen vom Boden auf und warf es wütend davon.
Die Franziska sah den jungen Mann jetzt fragend an.
"Und?", erkundigte sie sich mit bangem Herzen.
Dass ihre Liebe auf eine so harte Probe gestellt würde, damit hatte sie nicht im entferntesten gerechnet. "Was wirst du jetzt tun?", fragte sie.
"Na, ich will dich immer noch heiraten, Franziska! Daran hat sich nix geändert!" Der junge Mann zuckte mit den Schultern. "Nur ganz so schnell wird es wohl net mehr gehen können, denn schließlich kann ich dir jetzt ja nix bieten. Net einmal ein Dach über dem Kopf. Und um eine Familie zu gründen ist das net gerad' die beste Voraussetzung! Das wirst ja wohl einsehen..."
Die Franziska war einen Moment sprachlos.
Sie musste schlucken.
"Das heißt, du hast dich mit deinem Vater entzweit!"
"So sieht es leider aus, ja", bestätigte Toni und dabei war seinem Tonfall noch der Ärger anzuhören, den er empfand.
Aber auch ein Gutteil Traurigkeit war dabei. Hatte es wirklich so weit kommen müssen? Es schmerzte den Toni sehr. Aber nun gab es kein Zurück mehr, so glaubte er. "Soll mein Vater sehen, an wen er den Hof dereinst vererbt und wer sein Nachfolger sein wird! Aber auf einem Hof, auf dem für meine Liebste kein Platz ist, so hab ich ihm gesagt, da hab ich auch keinen Platz!"
"Toni...", flüsterte das Madl indessen. "Mei, hast du dir das auch genau überlegt, was du da tust? Du hattest doch eine gesicherte Zukunft! Und jetzt..."
Der Toni runzelte die Stirn.
Ein schlimmer Verdacht stieg in dem jungen Mann hoch!
War es am Ende möglich, dass die Franziska am Ende doch mit einem Auge auf den ansehnlichen Bachsteiner-Hof geschielt hatte?
Der Toni musste unwillkürlich schlucken.
Es war kaum zu glauben.
"Was ist los, Madl? Bin ich dir jetzt vielleicht net mehr gut genug, da ich net mehr als zukünftiger Hoferbe und größter Bauer der Umgebung auftreten kann?"
Die Franziska sah den Toni völlig entgeistert an.
"Wie kannst du nur so etwas denken!", rief sie aus. "Mir ist der Hof doch völlig gleichgültig, Toni! Dich will ich - ob nun mit oder ohne den Bachsteiner-Hof!"
Der Toni musterte die Franziska prüfend. Aber das Madl hatte mit solcher Überzeugungskraft gesprochen, dass der junge Mann einfach nicht anders konnte, als der Tochter des Riedlingers zu glauben.
"Es war halt nur so ein Gedanke", versuchte er sich dann zu entschuldigen.
"Kein guter Gedanke!", erwiderte die Franziska, "Wenn man sich wirklich liebt, dann muss man auch Vertrauen haben! Oder meinst net?"
"Du hast ja recht!", gab der Toni zu und nahm das Madl in den Arm. "Ich habe einen Schmarrn zusammengeredet, der auf keine Kuhhaut geht!"
"Das stimmt allerdings!", gab die Franziska zurück. Und bevor der Toni dann noch etwas erwidern konnte, hatte sie ihm mit einem Kuss den Mund verschlossen.
Etwas später fragte das Madl dann: "Was willst denn nun anfangen?"
Der Toni zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß noch net", murmelte er unschlüssig. "Aber ich werd' mir eine Arbeit suchen müssen!"
Die Franzisksa schmiegte sich an Tonis breite Schulter und meinte: "Und was ist mit dem Hof meines Vaters? Der könnt' sicher eine helfende Hand gebrauchen! So schön wie der Bachsteiner-Hof ist er natürlich net, aber..."
"Geh, Franziska!", wurde sie dann vom Toni unterbrochen. "Das ist lieb gemeint, aber erstens ist dein Vater net gerad' der größte Freund der Bachsteiner und zweitens wirft der Einsiedler-Hof doch sicher gerade halbwegs genug für dich und und ihn ab!"
"Mei...", erwiderte die Franziska, aber ehe sie etwas sagen konnte, war ihr der Toni schon zuvor gekommen.
"Ja, eine Goldgrube ist der Riedlinger-Hof ja wohl net gerad!", stellte er klar.
Das Madl seufzte schwer.
Natürlich hatte der Toni recht. Das wusste sie selbst am besten. Aber die Aussicht, dass die Hochzeitsglocken jetzt erst einmal warten sollten, bis bessere Zeiten kamen, hatte sie ziemlich niedergeschlagen.
Doch sie musste eingestehen, dass es im Moment keinen anderen Weg zu geben schien.
"Was glaubst, wie lange wir warten müssen?", fragte sie dann etwas verzagt.
"Net allzu lang! Nur, bis wir soweit sind, uns selbst ein Zuhause einzurichten! Mei, jeden Groschen werd' ich dafür sparen!"
Die Franziska sah den Toni dann mit großen Augen an. Ihre Züge wirkten jetzt schon wieder sehr viel frohgemuter. "Das werden wir auch noch schaffen, net wahr?", redete sie sich selbst Mut zu.
Und der Toni nickte.
"Freilich", meinte er. "Daran hab ich net den geringsten Zweifel!"