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Einige Zeit ging ins Land. Es war viel zu tun auf dem Großmayer-Hof und darum sahen sich der Toni und die Franziska seltener als zuvor.

"Mei, schad ist es, dass du net mehr Zeit für mich hast!", sagte das Madl einmal seufzend. "Aber ich versteh dich schon! Und wir auf dem Riedlinger-Hof haben im Moment auch alle Hände voll zu tun und kaum einen freien Augenblick!"

Der Toni strich ihr dabei sanft über das lange Haar und meinte daraufhin: "Es wird ja net auf ewig so bleiben, Franziska!"

"Das ist mein einziger Trost!", erwiderte das Madl.

Doch dann, als die Franziska eines nachmittags zum Laden des Kleinhofers ins Dorf ging, hörte sie durch Zufall ein Gespräch mit.

Eigentlich war es nicht die Art der Riedlinger-Tochter zu lauschen, aber als sie hörte, dass es um sie und ihren geliebten Toni ging, da blieb sie wie angewurzelt stehen.

Durch die offene Tür hörte sie die Kleinhoferin, eine resolute , recht stämmig gebaute Person mit einer anderen Frau reden. Und das war niemand anderes als Anna, die Magd vom Großmayer-Hof.

"Na, das mit dem Bachsteiner-Toni und der Tochter vom Riedlinger, das kann nix werden...", behauptete die Anna im Brustton der Überzeugung.

"Und warum?", fragte die Kleinhoferin skeptisch zurück.

"Weil die Rosl vom Großmayer-Hof und der Toni ein Paar sind!"

"Was?", machte die Kleinhoferin. "Was macht dich denn da so sicher? Nur, weil die Großmayerin sich das wünscht? Deswegen muss es noch lange net in Erfüllung gehen!"

Die Anna sprach jetzt in gedämpftem Ton und Franziska hatte ihre liebe Mühe, alles mitzubekommen. Da musste sie schon ganz schön die Ohren spitzen.

"Mit eigenen Augen hab' ich doch gesehen, was vor sich geht!", behauptete die Anna mit bedeutungsschwerer Stimme. "Schließlich leben wir auf dem Großmayer-Hof ja alle mehr oder weniger unter einem Dach, da bekommt man schon mit, was so passiert..."

"Mei, was ist denn passiert!" Die Stimme der Kleinhoferin klang schon fast etwas ungeduldig.

"Allein auf der Kammer vom Toni hab ich die beiden gesehen! Und das mitten in der Nacht!"

"Aber wenn das der Wahrheit entspräche - warum hat er sich dann noch immer net mit seinem Vater ausgesöhnt?", erkundigte sich die Kleinhoferin.

"Mei, die Bachsteiner sind halt allesamt dickköpfig! Von denen will keiner auch nur einen Deut nachgeben! Daran liegt's - und an sonst gar nix!" Nach kurzer Pause rief die Anna dann plötzlich aus: "Mei, ist das spät geworden! Ich muss zurück zum Hof!"

Und damit stand sie auch schon in der Ladentür.

Als sie die Franziska erblickte, stutzte sie und blieb stehen. Dann musterte sie das Madl von oben bis unten, als ob es sich um einen Geist handeln würde.

"Ist das wirklich wahr, was du da gerad' zur Kleinhoferin gesagt hast?", fragte die Franziska ganz verzagt.

Sie hatte sehr mit sich ringen müssen, um das herauszubringen. Aber sie konnte einfach nicht anders. Dieser Sache musste auf den Grund gegangen werden, auch wenn sie sich dabei lächerlich machte. Das war der Franziska in diesem Moment völlig gleichgültig.

"Mei, wenn ich's doch gesehen hab!", erklärte die Anna schulterzuckend, nachdem sie sich von dem ersten Schrecken wieder ein wenig erholt hatte.

"Das muss gewiss ein Irrtum gewesen sein!", rief die Franziska fast beschwörend.

"Ich kann nur sagen, dass meine Augen gut sind und ich mir nix eingebildet hab!" Die Anna seufzte. In ihrem Gesicht erschienen jetzt weichere Züge, als sie fortfuhr: "Dann hat er dir also nix gesagt..."

Franziska schüttelte den Kopf. "Da hat er wohl net den Mut gehabt!", murmelte sie traurig.

"Ja, so sind sie halt, die Mannsbilder!", fiel die Magd vom Großmayer-Hof ein. "Obwohl man bisher gegen den Toni nix hat sagen können..." Sie zuckte die Achseln. "So kann man sich eben täuschen!"

Die Franziska hörte Annas Worten kaum zu. Zu viele Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum.

Konnte es denn wirklich wahr sein, dass der Toni ein doppeltes Spiel mit ihr trieb und sie hinterging?

Mei, vielleicht will er sich ja zwei Eisen im Feuer warmhalten!, ging es dem Madl bitter durch den Kopf.

Aber dann dachte sie, dass sie vielleicht zu schnell den Stab über ihn brach.

Vielleicht war alles wirklich ein Missverständnis und konnte rasch aufgeklärt werden, wenn man die Beteiligten zur Rede stellte!

Und die Anna mochte zwar gute Augen aber auch eine hervorragende Einbildungskraft haben! Vielleicht hatte sie ja wirklich etwas gesehen, sich dann aber etwas völlig falsches daraus zusammengereimt!

Das hoffte die Franziska zumindest.

Aber auf der anderen Seite nagte auch der Zweifel an ihr.

Ihre Treffen waren in letzter Zeit immer seltener gewesen.

Was, wenn es net nur an der vielen Arbeit auf dem Großmayer-Hof gelegen hat?, schoss es der Franziska durch den Kopf.

Die Anna wollte sich indessen auf den Weg machen.

"Warte!", rief ihr die Franziska hinterher, nachdem die Magd schon ein paar Schritte an dem jungen Dirndl vorbeigegangen war.

Die Anna drehte sich herum.

"Ich hab dir alles gesagt, was ich weiß!", erklärte sie.

"Mehr kann ich dir auch net sagen!"

"Schon recht, Anna! Ich möchte mit dir kommen!"

"Zum Großmayer-Hof?" Die Anna runzelte die Stirn. Es war ihr nicht recht, das konnte man ihrem Gesicht deutlich ansehen. "Mei, wenn du es unbedingt willst!", murmelte sie dann mit Widerwillen. "So komm schon! Ewig kann ich hier net herumstehen..."

Und bei sich dachte sie: Das wird sicher einen Heidenärger daheim auf dem Hof geben!

Warum hatte sie auch ausgerechnet der Riedlinger-Tochter über den Weg laufen müssen!

Doch nun war es zu spät, um sich darüber zu ärgern.

Und vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn der junge Bachsteiner wegen seinem Doppelspiel zur Rede gestellt wurde...

Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017

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