Читать книгу Heimat-Roman Extra Großband 6 Romane Juni 2017 - A. F. Morland - Страница 31
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ОглавлениеNur widerstrebend ließen die Franziska und der Bachsteiner-Loisl den Riedlinger sich allein auf den Weg machen. Aber schließlich mussten die beiden sich doch den Argumenten des ehemaligen Bergführers ergeben.
Die Chance, den Bachsteiner-Toni noch lebend zu finden, waren mehr als gering, dass wusste auch der Riedlinger. Aber er wollte nichts unversucht lassen. Schon um seiner Tochter willen, die so sehr an dem jungen Mann hing. Aber nicht nur deshalb.
Da war auch noch ein zweiter Grund. Einer, der mit der unseligen Vergangenheit zu tun hatte.
Jakob Riedlinger hatte sich einmal nachsagen lassen müssen, bei dem Versuch, einen Bachsteiner zu retten, nicht genug gewagt und das Risiko gescheut zu haben.
Und wenn diese Vorwürfe auch unberechtigt waren - dasselbe wollte er sich nicht noch einmal vorhalten lassen!
Der Umweg, den der Riedlinger machen musste, war beträchtlich. Aber das war nicht das Schlimmste.
Das größte Hindernis war eine Steilwand, die er emporzuklimmen hatte. Der Riedlinger hatte so etwas schon lange nicht mehr gemacht.
Schließlich war er ja auch nicht mehr der jüngste.
Doch er legte sich nach Kräften ins Zeug. Seine geschickten, kräftigen Hände suchten Halt und fanden ihn auch immer wieder. Bald schon spürte er, wie ein Großteil der alten, traumwandlerischen Sicherheit zurückkehrte, die ihn früher immer ausgezeichnet hatte.
Als er schließlich nach vielen Mühen die Felsenkanzel erreichte, ließ er suchend den Blick kreisen und schwenkte seine Lampe.
"Mei, ist da jemand?", rief er.
Aber er bekam keinerlei Antwort. Außerdem verschluckte der heftiger werdende Wind seinen Ruf zum größten Teil.
Hier war der Toni nicht, dass hatte der Riedlinger schnell überprüft. Und so ging der ehemalige Bergführer dann den schmalen Stieg entlang, der zu jener Stelle hinführte, an der die Geröllawine alles mit in die Tiefe gerissen hatte.
Und dort fand er ihn dann schließlich.
Er lag reglos auf dem Boden.
Mei!, ging es dem Riedlinger durch den Kopf. Hoffentlich komme ich nur net zu spät!
Er beugte sich über den am Boden liegenden.
"Toni!", rief er
Der junge Mann bewegte sich und hob den Kopf.
"Mei, Riedlinger! Du bist hier?", entfuhr es dem Bachsteiner-Toni erstaunt.
"Meine Tochter hat sich Sorgen um dich gemacht...", sagte der Riedlinger. "Sie hat gleich vermutet, dass du hier oben stecken könntest! Und recht hat sie gehabt! Was ist geschehen? Bist verletzt?"
Toni stöhnte kurz auf.
"Mein Bein...!"
Der Riedlinger untersuchte es kurz. "Es sieht recht bös' aus und wir haben einen schweren Weg vor uns... Genaueres kann natürlich nur ein Arzt sagen. Ich werde tun, was ich kann, aber viel wird das net sein..." Er deutete in die Richtung, wo die die Gerölllawine niedergegangen war und meinte: "Dort kommen wir net durch, wie du sicher auch gemerkt hast!"
Der Toni nickte.
"Mei der Berg ist ganz schön in Bewegung geraten!" Und dann erzählte er dem Riedlinger von seinem Sturz.
"Jesses, ist das net genau dort, wo die Gerölllawine hinuntergegangen ist?", runzelte dieser die Stirn.
"Ganz genau dort! Der Vorsprung, auf dem ich Halt gefunden hatte, der ist nun net mehr! Einfach weggebrochen, als wär' es nix!"
Nun war der Bachsteiner völlig perplex. "Mei, wie kommt es dann, dass du jetzt noch unter den Lebenden weilst? Das kann doch net mit rechten Dingen zugehen!"
"Ich hab auf dem Vorsprung net ausgeharrt", erklärte der Toni. "Als ich gemerkt hab, dass immer öfter Gestein hinuntergerutscht ist, bin ich hinaufgeklettert und hab mich hier her in Sicherheit gebracht... Wenig später ist es dann geschehen..."
Der Riedlinger pfiff an anerkennend durch die Zähne. "Da hat der Herrgott aber ein Auge auf dich gehabt, Toni!"
"Das kann man wohl laut sagen!", erwiderte der junge Bachsteiner.
Der Riedlinger deutete indessen auf das verletzte Bein und meinte dann anerkennend: "Und mit so einem schlimmen Bein hier hinauf zu kommen, das schafft auch net jeder!"
"Noch einmal möcht' ich das auch net machen müssen", meinte der Toni, während sich der Riedlinger um seine Wunde kümmerte.
Der ehemalige Bergführer hatte in seiner Tasche Verbandszeug dabei.
"Das Schlimmste habe ich jetzt wohl hinter mich gebracht!", war der Bachsteiner-Toni zuversichtlich.
Doch der Riedlinger war da ganz anderer Ansicht.
"Der Weg, den wir jetzt vor uns haben wird bestimmt net leichter, als das, was du schon hinter dir hast!", versprach er düster.
Der Riedlinger fasste dem jungen Mann unter die Arme. "Stütz dich auf mich!", meinte er. "Dann wird es vielleicht gehen!"
Der Toni versuchte es und mit Hilfe des Riedlingers stand er wenige Augenblicke später auf einem Bein.